Umbau in Bergisch GladbachSchloss Lerbach verwandelt sich

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Bergisch Gladbach – Leise schwingt die Tür mit dem Messingschild „Von Siemens Suite“ auf, die Räume dahinter wirken auf den ersten Blick, als seien sie gerade erst verlassen worden: Das Bett ist gemacht, der Sekretär aufgeräumt, im Bad hängt eine Bademantel mit dem Emblem der Althoff-Hotelgruppe. Allein ein Berg von Schutt in der Ecke passt nicht ins Idyll der sonnendurchfluteten Suite mit Ausblick in den Park. „Viele Leitungen müssen komplett neu verlegt werden“, erklärt Ulrich Dierks. Der 62-jährige frühere Banker ist im Auftrag der Eigentümerfamilie von Siemens für die Lerbacher Gutsverwaltung zuständig. Zurzeit koordiniert er vor allem zahlreiche Handwerkereinsätze. Die Eigentümer nutzen den Auszug der Hotelgruppe zur Generalüberholung des mehr als 110 Jahre alten Gebäudes im englischen Landhausstil – und des Parks.

Der ist zurzeit gesperrt. Aus Sicherheitsgründen, wie Dierks betont, als er die Besucher am Baustellentor mit der Aufschrift „Betreten verboten“ empfängt. Wer dahinter zum Schloss hinaufschaut, kann ahnen, warum: An mehreren Stellen klaffen tiefe Löcher in Wiesen und Wegen. „Wir verlegen gerade eine neue Löschwasserleitung vom großen Teich hinauf zum Haus“, sagt Dierks. Auch um das Gebäude herum sind tiefe Gräben ausgehoben. Feuchtigkeit hat dem historischen Gemäuer zugesetzt. „Jetzt gehen wir alles an“, sagt der Gutsverwalter, „und da uns die Sicherheit der Menschen wichtig ist, mussten wir den Park einfach schließen. Paragraf eins ist immer der Schutz des Gastes.“ Allein für die Aktion „Das goldene Ei“ unserer Zeitung und der Kreissparkasse Köln werden die Flächen, auf denen gebaut wird, am Samstag, 28. März, separat abgesperrt und der untere Park für ein paar Stunden ausnahmsweise geöffnet (siehe „Das goldene Ei“).

Noch ist nicht entschieden, wer das Hotel in Schloss Lerbach künftig betreiben wird. „Mehrere größere Ketten haben Interesse“, sagt Dierks, „sonst würden wir auch nicht renovieren.“ Anders als bei dem Umbau des Anwesens zum Hotel Anfang der 90er-Jahre kümmert sich diesmal die Eigentümerfamilie selbst um den Stil der Modernisierung. „Wir haben einen Innenarchitektenwettbewerb ausgeschrieben, nächste Woche werden sich ein Architektenpaar aus Hamburg und Innenarchitektinnen aus Zürich das Haus ansehen, und dann wird die Entscheidung fallen“, erläutert Dierks. Die Eigentümerfamilie werde das Hotel später schlüsselfertig an die neuen Pächter übergeben. „Das Haus hat eine Geschichte, und die Geschichte soll es auch weiterhin erzählen.“

Einrichtungen wie die Bar mit Vitrine, die eher dem Charme der 50er-Jahre entsprungen zu sein scheint, werden weichen müssen. „Zeitlos“ beschreibt der Gutsverwaltung den Anspruch der neuen Gestaltung. Auf der großen Treppe in der Hotelhalle steht bereits ein Gerüst. Die gelblichen Fenster im Obergeschoss, die die Lobby in sehr gedämpftes Licht tauchten, haben jetzt weißes Glas. Mit Brandschutzeinrichtungen zur Entrauchung. „Seit dem letzten großen Umbau des Hauses in den 90er-Jahren gab’s den Brand am Düsseldorfer Flughafen“, erklärt der Gutsverwalter, „die Brandschutzauflagen sind heute ganz andere.“ Auch eine neue Brandmeldeanlage werde eingebaut. „Die ist dann komplett über Funk vernetzt. Von der Firma Siemens, passt ja auch“, sagt Dierks lächelnd.

Die Tür zum Gourmetrestaurant im Erdgeschoss öffnet Steffen Brauner. Der Haustechniker kennt Lerbach seit mehr als zehn Jahren, arbeitete bis zum Pächterauszug für die Althoff-Gruppe und wurde dann von der Lerbacher Gutsverwaltung übernommen. „Auch wenn das erst vor ein paar Jahren neu gemacht worden ist“, sagt Brauner und geht durch das nach dem „Pure Nature“-Konzept von Sterne-Koch Nils Henkel 2010 gestaltete Gourmetrestaurant, „das wird auch alles neu gemacht, damit es zum Gesamtkonzept passt.“ Auch die Brasserie mit der schönen Parkterrasse steht an; sogar der – architektonisch nicht unumstrittene – Wintergarten könnte auf dem Kieker sein.

Im Saal nebenan stapeln sich Geschirr, Gläser und Küchenutensilien. Aufbruchstimmung überall. Wie viel zu tun ist, sieht man erst jetzt, wo alles leer geräumt ist. Die Einrichtung der Zimmer wirkt altmodisch, die Bäder entsprechen nicht mehr dem neuesten Stand. Manche besonders kleine Zimmer möchten die Eigentümer zu Suiten zusammenfassen. Die Ansprüche der Gäste sind gestiegen.

„Hide away“ nennt Dierks das neue Konzept, auf das die Eigentümerfamilie von Schloss Lerbach setze. Das heißt: dem Alltag entfliehen, es sich richtig gutgehen lassen und eine Auszeit nehmen. Dabei wolle man neue Wege gegen und auch den historischen Park stärker nutzen, erläutert Dierks. Die Wellness-, Spa- und Gym-Einrichtungen würden erneuert und – wo dies im historischen Ensemble des Gebäudes möglich ist – vergrößert. „Es muss natürlich alles auch zum Haus passen“, sagt Dierks. Lerbach soll Lerbach bleiben.

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