Konzert in BedburgDieter Kirchenbauer feierte mit Freunden 40 Jahre Bühnenerfahrung

Lesezeit 4 Minuten
Gitarrist Wulf Hanses-Ketteler (l.) und Dieter Kirchenbauer rocken seit vielen Jahren zusammen.

Gitarrist Wulf Hanses-Ketteler (l.) und Dieter Kirchenbauer rocken seit vielen Jahren zusammen.

Bedburg – „Zum Glück bin ich nach Bedburg gezogen ...“, mindestens zweimal beginnt Dieter Kirchenbauer am Sonntagabend einen Satz mit diesen Worten. Denn sonst hätte er sie nie kennengelernt, „einen der ganz Großen“, den Gitarristen Wulf Hanses-Ketteler, den Pocketradio-Sänger mit der samtweichen Stimme Tobias Gladbach und den „Niedecken aus Bebbe“, Rudi Rütgers.

Auch die Sängerinnen Edith Feuerborn und Tine Ladda zählt Kirchenbauer auf. Ladda habe 2004 im „Punkt“ an der Kasse gejobbt, als er sich Aktenordner kaufte, um die Unterlagen zum Kauf des Bedburger Hauses zu archivieren, erinnert sich Kirchenbauer. „Herr Kirchenbauer, die kann auch singen“, habe ihm einer zugerufen, der ihn schon kannte.

Den klassischen Gitarristen Lajos Tar lernte Kirchenbauer im einzigen Musikalienhandel weit und breit kennen, dem Glescher Musikhaus Michels. Bestimmt wäre auch Maren Messirek, die Tochter seiner heutigen Partnerin Ute, nicht in Kirchenbauers Gitarrenschule gekommen, läge die nicht in Bedburg.

43 Lieder, die ihn geprägt haben

Sie alle holt Dieter Kirchenbauer zum Konzert anlässlich der Feier seiner 40-jährigen Bühnenkarriere auf die Open-Air-Bühne am Schloss und verstärkt sie bei der Reise durch sein reiches Musikerleben noch um weitere hochkarätige Weggefährten.

Bis 22 Uhr wollten sie durch sein mit 43 Titeln, die ihn geprägt hätten, verkündet Kirchenbauer zu Beginn des Konzertes den mehr als 500 Besuchern. Viele haben es sich zusammen mit ihren Kindern auf Decken und Klappstühlen auf der Wiese am Schloss bequem gemacht. Mit Maren Messirek singt er „You’ve got a Friend“, Edith Feuerborn stimmt die Knef-Nummer „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ an.

Wulf Hanses-Ketteler lässt in „Leyla“ seine Stratocaster im Gitarrenduett mit Kirchenbauer krachen. Stefan Böhmer spielt auf seiner Concertina den Blues „Dust my Broom“ und gesteht, dass er ohne die Begegnung mit der Gitarre Kirchenbauers den Weg zur Musik nie gefunden hätte, nach „mühseligen Akkordeonstunden“. 1981 hatten sich die Musiker, beide aus Gaggenau, in der Band Fiasko getroffen.

Tine Ladda singt Fleetwood Macs „Go your own Way“, Musik, mit der Kirchenbauer sie bekanntgemacht habe. Dann schickt sie die Hauptperson des Abends für eine „kleine Pause“ in die Reihen der Zuhörer und bringt ihr zusammen mit der Band Lendgold ein Ständchen: „Burning down the House“ in einer langsamen Version von Tom Jones und Amy Whinehouse’ „Valerie“.

Bei den Anwohnern entschuldigt

Bis 23.30 Uhr brennen Kirchenbauer und die Freunde ein erlesenes Feuerwerk aus den vergangenen 40 Jahren Popmusik ab –von Interpreten, von denen er gelernt habe, wie man Gitarre spiele, sagt Kirchenbauer. Da kommen im Duett mit Lajos Tar Paco de Lucia im „Mediterranean Sundance“ von der Platte „Friday Night in San Francisco“, Santana oder die Dire Straits zu Wort. George Harrisons „While my Guitar“ feiert Kirchenbauer in einem minutenlangen, gefühlvollen Solo. Anderes hat Kirchenbauer auf die Talente der Gäste zugeschnitten, „Roxanne“ etwa auf die Stimme von Dieter Siemes, die ganz ähnlich wie die des Police-Frontmannes Sting klingt.

Dabei schaffen es die Interpreten, musikalische Momente zu erschaffen, die vergessen lassen, dass man vieles schon hundertmal gehört hat. Der Sänger der ACDC-Cover-Band ACBC, Klaus Opree, hebt „Alright Now“ frisch aus der Taufe, und Rudi Rüttgers und Reinhard Falkenstein erfinden „Verdamp lang her“ neu. „Man muss die Lieder zu seinen eigenen machen“, verrät Kirchenbauer eine „alte Künstlerregel“. Zum Schluss verklingt die „Highway to Hell“ unplugged und im letzten Chorus nur mehr im Flüsterton.

Denn auch Polizisten haben das Open-Air-Konzert besucht und bislang ein Auge zugedrückt. Kirchenbauer entschuldigt sich bei den Anwohnern: „Es kommt ja nur alle 40 Jahre vor“. Mit seinem Jubiläumsjahr ist er aber noch nicht durch. Am 6. Oktober will er in den Altstadt-Stuben weitermachen und dort den Bedburger Nachwuchs zu Wort kommen lassen. Fans können ihn noch im heimatlichen Gaggenau erleben, freilich mit dortigen Weggefährten.

Und was kommt als nächstes? Darauf gibt der rege Musiker, der den Ruf des Machers innehat, die Antwort: „Ich arbeite an 50 Jahre Woodstock im Jahr 2018.“

Rundschau abonnieren