BildungVan-Gils-Förderschule eröffnet Dependance in Niederaußem

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Schultüten gab es für Ellen Bühl (2. v. r.) und Jochen Aldick (r.) zum Start der neuen Dependance. Hermann Rössler (l.)und Juliane Bommert erinnerten an die Entwicklung der Schule.

Schultüten gab es für Ellen Bühl (2. v. r.) und Jochen Aldick (r.) zum Start der neuen Dependance. Hermann Rössler (l.)und Juliane Bommert erinnerten an die Entwicklung der Schule.

Bergheim-Niederaußem – „Viele Schwierigkeiten lagen auf dem Weg“, sagte Schuldezernent Klaus-Hermann Rössler im Foyer der neuen Förderschule in den Räumen der ehemaligen Helen-Keller-Schule. Die ersten 45 Schüler werden seit den Sommerferien unterrichtet. Jetzt wurde das Haus feierlich gesegnet und eröffnet.

Das Landesinklusionsgesetz hat den Bestand der Förderschulen in den zurückliegenden Jahren stark beeinträchtigt. Viele Eltern förderungsbedürftiger Schüler setzen auf die allgemeine Schule für ihre Kinder. Die kommunalen Förderschulen können dadurch ihre Schülerzahlen nicht halten, weder die von der Bezirksregierung geforderten 144, noch die bis jetzt geduldeten 85 Schüler pro Schule.

Problem mit niedrigen Schülerzahlen

Zwar hat die neue Landesregierung angeboten, alle bereits auferlegten Schulschließungen auf Wunsch auszusetzen. Dennoch, sagte Rössler, stehe man in einigen Jahren wieder vor demselben Problem zu niedriger Schülerzahlen aus nur einer Stadt. Als Ausweg wurde die Zievericher Förderschule CJG-Haus St. Gereon – Jakob van Gils-Schule beauftragt, die Trägerschaft für eine neue Schule für mehrere Kommunen im Nordkreis zu übernehmen. „Ziel war es auch, weite Anreisen und dadurch tiefgreifende Benachteiligungen zu vermeiden“, sagte Rössler. Schließlich drohten ohne die interkommunale Schule kreisweit lediglich drei Standorte, wenn der Kreis Schulträger geworden wäre.

Seit Jahrzehnten betreibt CJG in der ehemaligen Zievericher Burg eine Förderschule. Die private kirchliche Schule ist an Mindestschülerzahlen nicht gebunden, das gilt auch für die Filiale in Niederaußem. Neben den ehemaligen Helen-Keller-Schülern und Schülern aus der Zievericher Hauptschule sollen ab dem nächsten Schuljahr auch die Schüler der Elsdorf/Bedburger Martin-Luther-Förderschule im Niederaußemer Euel unterrichtet werden.

Neue Lehrer nach den Ferien

CJG-Geschäftsführerin Juliane Bommert erinnerte an die Geschichte der Van-Gils-Schule, die auf eine vor gut 100 Jahren gegründeten Stiftung des Kölner St.-Gereon-Pfarrers Jakob van Gils zurückgeht. Der heutige St.-Gereon-Pfarrer Andreas Brocke und sein Niederaußemer Kollege Achim Brennecke segneten „die Schule und die Menschen, die darin arbeiten“. Die Schüler führten einen rhythmisch raffinierten „Cup-Song“ mit Bechern auf.

Caner (14), Schüler der neunten Klasse, findet es „gut, auch mit neuem Träger in der angestammte Schule bleiben zu können“. Hatice (15) aus der Abschlussklasse bedauert, „im letzten Jahr noch mal neue Lehrer zu bekommen“. Das sei jedoch allemal besser, als sich eine Schule an einem anderen Ort suchen zu müssen. Beide waren bis zum Sommer Schüler der städtischen Helen-Keller-Schule.

Beruhigendes für die Leiter

Unterrichtet werden zurzeit 44 Schüler in vier Klassen der Stufe, neun und zehn. Die Schule mit zurzeit fünf Lehrern wird von der Zievericher Rektorin Ellen Bühl und ihrem Konrektor Jochen Aldick geleitet, die von Einrichtungsleiterin Stephanie Bohn eine „Schultüte mit beruhigendem Inhalt“ erhielten. Standortleiter wird Helmut Weyer. Er war bis zum Eintritt in den Ruhestand Schulleiter in Zieverich und hatte sich bereiterklärt, ein paar Jahre anzuhängen. Schon nach den Herbstferien, die am Wochenende begannen, sollen zwei weitere Lehrer ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Förderschwerpunkte sind sozial-emotionale Beeinträchtigung und Lernen. Die jüngeren Schüler werden in Zieverich unterrichtet, die älteren in Niederaußem. Ziel sind 85 Schüler in acht Klassen. Es gilt das Klassenlehrerprinzip, „weil das den Schülern Sicherheit bietet“, sagte Bühl. Zur Vorbereitung auf den Beruf steht nicht nur eine Schulsozialarbeiterin zur Verfügung. Auch die Aufteilung der Schüler in Kurse mit wechselnden Lehrern und Mitschülern in Natur- und Geisteswissenschaften sollen als Herausforderung auf das Leben vorbereiten.

„Die Förderschwerpunkte muss man dabei nicht trennen“, wies Bühl Elternkritik zurück, wie sie unter anderem von Eltern der Martin-Luther-Schule geäußert wird. Sie fürchten schlechtere Unterrichtsbedingungen durch die Mischung der Klassen mit lernschwachen und mit sozial-emotional beeinträchtigten Schülern. Entgegen der Regelsetzung würden nicht 15, sondern nur elf Schüler eine Klasse bilden. „Probleme im Schulalltag gibt es überall. Aber bei uns kommen sie nicht vom unterschiedlichen Förderschwerpunkt.“ Ziel der Schule sei es, „dass die Schüler ihren Weg zu einem selbstbestimmten und selbstfinanzierten Leben finden und die Hindernisse dorthin überwunden werden“, betonte Bommert, bevor sich Schüler und Lehrer in die Ferien verabschiedeten.

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