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Lyrik von Axel KutschGedicht aus Ahe ist Prüfstoff für Schüler in den USA

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Lyriker Axel Kutsch

Bergheim-Ahe – Ein Gedicht in der Uni-Klausur – vielleicht was von Schiller? Oder was von Eichendorff? Oder Fontane? Die Reihe der Klassiker, die sich dafür anbieten, ist lang. In den USA aber wird nun über das Werk eines zeitgenössischen deutschen Autors geprüft: Axel Kutsch aus Ahe wird die Ehre zuteil, dass eines seiner Gedichte zum amerikanischen Prüfungsstoff wird.

„Feier des Wortes“ heißt das Gedicht, das bald amerikanischen Studenten der deutschen Sprache und Literatur vorgelegt wird und erstmals 1999 im Lyrikband „Wortbruch“ veröffentlicht wurde. Die Bildungsstiftung International Baccalaureate mit Sitz in Bethesda nahe Washington DC hat beim Weilerswister Verlag Ralf Liebe, in dem Kutschs Bücher erscheinen, angefragt, ob sie das Gedicht für Prüfungen in den USA verbreiten darf.

„Als Rechteinhaber an dem Text habe ich meine Zustimmung erteilt“, sagt Kutsch. „Immerhin ist es für einen deutschsprachigen Autor der Gegenwart nicht alltäglich, in einem solchen Rahmen veröffentlicht zu werden. Da werden oft literarische Größen der Vergangenheit wie Goethe, Heine oder Rilke bevorzugt.“

Überrascht über die Aspekte der Interpreten

In der ironischen „Feier des Wortes“ gehe es eigentlich wenig feierlich zu. „Aber die Interpretation bleibt jedem Leser selbst überlassen“, sagt der 71-Jährige. „Ich finde es spannend, wie Werke von mir gedeutet werden. Manchmal war ich bisher sogar überrascht über Aspekte des einen oder anderen Interpreten, die ich beim Verfassen der entsprechenden Gedichte selbst nicht in Erwägung gezogen hatte.“

Für Kutsch ist es grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, dass seine Werke auch im Ausland gelesen werden. Seine Lyrik ist auch in Australien, Belgien, Frankreich, Kanada und im Iran veröffentlicht worden. Bücher von Kutsch gehören zum Bestand von etwa einem Dutzend amerikanischer Universitätsbibliotheken.

Zwar nicht mit Lyrik, aber doch mit Schreiben hat Kutsch sein Geld verdient. 1969 begann er ein Volontariat als Journalist und arbeitete danach als Redakteur, unter anderem von 1979 bis 1999 beim „Kölner Stadt-Anzeiger“. Von 1990 bis 1996 war er Leiter des Autorenkreises Rhein-Erft, der 1992 mit dem Kulturpreis des Rhein-Erft-Kreises ausgezeichnet wurde.

Kutsch zählt zu den namhaften zeitgenössischen Lyrikern. Mit drei Gedichten ist er immerhin im „Großen Conrady“ vertreten, einer Gedichtanthologie, die deutsche Lyrik von den Anfängen bis zur Gegenwart zusammenträgt.

Gedicht „Feier des Wortes“ von Axel Kutsch

Feier des Wortes

Bevor Sie dieses Gedicht betreten, ziehen Sie sich bitte die Schuhe aus. Sie werden vom Autor darum gebeten. Sparen Sie am Ende nicht mit Applaus. Haben Sie sich schon die Hände gewaschen? Nein? Dann wird es aber höchste Zeit. Begegnen Sie Dichtung nicht mit der laschen Einstellung Ihrer Alltäglichkeit. Was glauben Sie denn, wo Sie gerade weilen? Hier findet eine Feier des Wortes statt. Spüren Sie nicht den Wohlklang der Zeilen, die der Autor für Sie geschrieben hat? Da darf er ein bißchen Respekt verlangen. Nehmen Sie gefälligst Haltung an. Gerade sitzen! Nicht so durchgehangen wie ein versoffener Liederjan. Die Zähne sollten Sie sich auch noch putzen. Ein Gedicht verträgt keinen Mundgeruch. Oder geht es Ihnen darum, zu beschmutzen, was Sie mehr fordert als ein Kalenderspruch? Lesen Sie langsam. Nehmen Sie sich Zeit. Sorgen Sie noch für gedämpftes Licht. Sind Sie jetzt endlich soweit? Dann genießen Sie dieses Gedicht. Axel Kutsch, Wortbruch (1999)

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