Brühler VillewaldRevierförster lässt die Esskastanien mit einer Maschine ernten

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Brühl – Nur ein kurzes Rütteln erschüttert den Baum. Im gleichen Augenblick fallen die Kastanien auf die vorbereiteten Kunststoffmatten. Im Villewald in der Revierförsterei Schnorrenberg läuft die Ernte der Baumsamen zurzeit auf Hochtouren.

Mitnichten wartet Revierförster Uwe Fandler dabei auf den Moment, in dem die Esskastanien von ganz alleine vom Baum fallen. „Mit unserer Maschine bin ich schneller als der Herbstwind und alle Waldbesucher zusammen“, sagt er. Die Bäume werden so heftig bewegt, als herrsche Windstärke neun. Doch nicht mit einer Windmaschine, sondern durch kurzes, aber heftiges Rütteln mit 750 bis 1000 Bewegungen in der Minute, wird der Baum zum Schwingen gebracht. „Sichtbar bewegen sich dabei allenfalls die oberen Baumspitzen, der Rest des Baumes vibriert nur“, erklärt Christian Hick (44). Seit rund fünf Jahren ist er der Mann an der eigens für Samenernte angeschafften Schüttel-Maschine.

Große Zange

Beste Bedingungen für die Arbeit mit der Schüttel-Maschine bietet die Esskastanienallee am Birkhof im Villewald. Keine fünf Minuten dauert es, um die große Zange der Rüttel-Maschine passgenau um den Baum zu legen. Den Baum fest im Griff wird der Motor angeworfen, zwei-, dreimal tüchtig geschüttelt und schon liegen die Kastanien am Boden. Alle etwa 100 Esskastanienbäume der Allee können so in kürzester Zeit geerntet werden.

Die Kastanien, die auf eine Plane gefallen sind, müssen per Hand aufgesammelt werden.

Die Kastanien, die auf eine Plane gefallen sind, müssen per Hand aufgesammelt werden.

Die Esskastanien sind nicht als Beilage für Wildgerichte gedacht, Fandler braucht sie für den Wald der Zukunft. Denn aus jeder einzelnen dieser stachlig verpackten Waldfrucht wächst ein genetisch reiner heimischer Esskastanienbaum. „Um jedoch die genetische Vielfalt unserer Esskastanienbäume hier im Villewald zu erhalten, müssen wir mindestens 20 verschiedenen Esskastanienbäume abernten“, erklärt der Förster. Früher mussten alle Samen mühsam aufgesammelt oder vom Baum geerntet werden.

Einsatz bei Pflaumenbäumen

Deswegen hat sich Fandler für seinen Forstbezirk 2007 die Schüttel-Maschine gekauft. „Sie kostete damals 13 000 Euro, doch ihre Anschaffung hat sich wirklich bewährt“, sagt Fandler. In der Pfalz hole man mit Schüttel-Maschinen Pflaumen von den Obstbäumen. Dort habe er die Maschine auch im Einsatz gesehen und direkt an seine Wildkirschen gedacht. Die Maschine sollte im Villewald zunächst für die Samenernte der Wildkirschen eingesetzt werden. „Vorher haben wir hier auch die Wildkirschsamen alle mit der Hand geerntet“, berichtet Fandler.

Zehn Erntehelfer wurden damit über einen Zeitraum von sechs bis zehn Wochen beschäftigt. Entsprechend hoch waren die Erntelöhne von etwa 10.000 Euro jährlich, sagt der Förster. Große Schäden habe auch der Vogelfraß verursacht. Fandler: „Heute schaffen wir die gesamte Wildkirschernte in vier Tagen.“ Längst komme seine Maschine aber auch bei der Samenernte der Rot- und Heimbuche sowie den verschiedenen Ahornsorten und Linden zum Einsatz. Auch bei Eichenbäumen kann sie wertvolle Arbeit leisten.

„Oft stehen die Eichen aber viel zu weit abseits der Wege“, erklärt Fandler. Mit der Schüttel-Maschine sei es deswegen mitunter nicht möglich, dorthin zu gelangen. Die Eicheln lässt Fandler deswegen immer noch von Hand sammeln. „Während die Samen der Wildkirschen, Ahornbäumen und Buchen zum Teil zur Samenbank des Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald gehen und zum Teil in die Baumschulen, bleiben die Esskastaniensamen zu 100 Prozent in der Revierförsterei Schnorrenberg. „Diese Samen kommen alle hier in den Boden“, erklärt Fandler. Im kommenden Frühjahr sollen sie in einem Pflanzcamp im Villewald in die Erde gesetzt werden. Aktuell geht der Revierförster davon aus, dass aus allen rund 1500 Samen neue rheinische Esskastanienbäume heranwachsen.

Unter langen Netztunneln, die als Vogelschutz dienen, wachsen im Pflanzcamp in endlosen Reihen die Bäume für den Wald von Morgen heran – auch die Esskastanien. Mit einer Größe von etwa 1,40 Meter und einen Alter von rund zwei Jahren werden sie von dort in den Villewald gepflanzt.

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