HambachBagger müssen künftig tiefer graben – Tagebau wandert jährlich knapp 500 Meter

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Zurzeit wird vor Giesendorf Kohle gewonnen. Die Bagger bauen auf oberen Sohlen vor Berrendorf-Wüllenrath den Abraum ab.

Zurzeit wird vor Giesendorf Kohle gewonnen. Die Bagger bauen auf oberen Sohlen vor Berrendorf-Wüllenrath den Abraum ab.

Elsdorf/Hambach – Um an das nach Süden abfallende Flöz zu kommen, müssen die Bagger künftig tiefer graben. Thomas Körber, Leiter des Tagebaus Hambach , stellte kürzlich die aktuellen Zahlen und Fakten zur Braunkohleförderung vor.

Das Tagebauloch misst zurzeit rund acht Kilometer in der nordsüdlichen Ausdehnung und drei Kilometer von der östlichen bis zur westlichen Kante. In dem Fördergebiet, das zeigen Messungen, sind insgesamt 2,5 Milliarden Tonnen Kohle zu holen. 1,4 Milliarden Tonnen sollen die acht Großbagger noch abbauen. 1,1 Milliarden Tonnen wurden bereits seit 1984, dem ersten Kontakt mit der Kohle, verstromt und verbrannt.

40 Millionen Tonnen Braunkohle wurden 2016 abgebaut. Das waren täglich im Schnitt knapp 110 000 Tonnen, in der Winterzeit sogar bis zu 130 000 Tonnen am Tag.

Für 2017 sind 41 Millionen Tonnen anvisiert. Dabei muss zunehmend mehr Erde und Gestein abgebaggert werden, um an die Kohle zu kommen. 7,3 Milliarden Kubikmetern Abraum sind seit dem Aufschluss im Jahr 1978 auf den rund 120 Kilometer Bandanlagen abtransportiert worden. 2016 fielen 216 Millionen Kubikmeter Abraum an, in diesem Jahr werden es schon 228 sein.

Lag die Teufe (tiefster Punkt) im vergangenen Jahr bei 401 Metern, muss die unterste Sohle im nächsten Jahr schon auf 406 Meter abgesenkt werden. Die größte Tiefe von 470 Metern wird erst 2030 bis 2035 erreicht, wenn die Kohle, die zurzeit vor Giesendorf gewonnen wird, weit hinter der Höhe von Berrendorf-Wüllenrath freigelegt und abgebaut wird.

Ein knappes Drittel der Kohle (zwölf Millionen Tonnen) wird veredelt und unter anderem als Briketts vermarktet. 28 Millionen Tonnen werden in den Kraftwerken Neurath, Niederaußem und zurzeit noch Frimmersdorf verstromt. Damit deckt die Hambach-Kohle, so erläuterte Körber, rund fünf Prozent des deutschen Strombedarfs.

„Wir müssen dir rote Linie, die die Braunkohlengegner an der alten Autobahn 4 gezogen haben, planmäßig überschreiten, damit die Böschung nicht zu steil wird“, betonte Körber. Der Tagebau wandere jährlich rund 470 Meter nach Süden. „Wir nehmen nicht mehr Fläche weg, als wir unbedingt benötigen“, sagte der Tagebauleiter. Den Hambacher Wald, den Tagebaugegner vehement verteidigten, könne man nicht stehen lassen und um ihn herum Tagebau betreiben, weil der Raum seitlich davon nur Platz für Böschungen, nicht jedoch zur Kohlengewinnung biete.

Für dieses Jahr ist die zwei Millionen Euro teure Grundinstandsetzung des Baggers 260 sowie größere Arbeiten an zwei anderen Baggern und einem Absetzer geplant. Beschäftigen wird die Tagebauer bis 2027 der vor drei Jahren begonnene Rückbau der Schachtanlage Union 103 bei Morschenich, in der bis in die 50er-Jahre der Untertageabbau der Kohle versucht wurde.

Fortgesetzt wird ein Ausbildungsprojekt für brasilianische Bergarbeiter, die in ihrer Heimat im Eisenerzabbau tätig sind. Rund 70 südamerikanische Kumpel lernten im vergangenen Jahr den Bandanlagenbetrieb in Hambach kennen. Insgesamt arbeiten 1300 eigene und 500 fremde Mitarbeiter im Tagebau. Für das laufende Jahr ist zudem geplant, die 99 Weinstöcke des Weinbergs auf der Sophienhöhe an den Niederzierer Verein „Vinum Collegium Sophia“ zu übergeben und auf dem Gelände der Pappelschule Hambach am westlichen Fuß der Sophienhöhe ein neues „Innovationszentrum Rekultivierung“ der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

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