Pfeifer & Langen130 Jobs durch Schließung betroffen – Gewerkschaft kündigt Kampf an

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Teile der Zuckerfabrik sollen 2017 geschlossen werden.

Teile der Zuckerfabrik sollen 2017 geschlossen werden.

Elsdorf – Katerstimmung in der Zuckerfabrik Pfeifer & Langen (P&L). Am Tag nach der Bekanntgabe, dass die Veredelung des Diamantzuckers am Standort Elsdorf geschlossen wird, herrscht große Niedergeschlagenheit bei der Belegschaft. Noch schlimmer aber sei, so Betriebsratschef Günther Janssen, die Ungewissheit. Von mehr als 200 Beschäftigten sollen in Elsdorf nur zwei Dutzend verbleiben, in Wevelinghoven unter zehn.

„Die Schließung bedeutet den Abbau von 130 Arbeitsplätzen, der möglichst sozialverträglich gestaltet wird“, heißt es in einer Pressemitteilung der Zuckerfabrikanten. Von der Stärkung der verbleibenden Standorte ist die Rede.

Konkrete Zahlen fordert Janssen von der Unternehmensführung, was wann wo und mit wem weitergeht. Denn die Zuckerveredelung ist nicht überflüssig. Allein der Standort steht zur Disposition. Teile der Produktion sollen zu den P&L-Standorten Jülich, Appeldorn, Könnern und Polen umgelagert werden. Die WAZ berichtet von Plänen, das Werk Appeldorn auszubauen.

Unter anderem soll dort eine Verpackungsanlage errichtet werden, bislang ein Hoheitsgebiet der Elsdorfer. Janssen will sich darum bemühen, dass an den anderen Standorten etwa durch Ruhestandsregelungen Plätze für die Elsdorfer Belegschaft frei gemacht werden.

„Man hat uns kaputtgerechnet“, klagt Janssen. „Uns jetzt vorzuwerfen, die Kostenstruktur sei zu hoch, weil es keine Rübenanlieferung in Elsdorf gebe, ist eine Frechheit“, schimpft er. Dabei sei bei besserer Auslastung der Veredelung und Konfektionierung eine positivere Bilanz möglich gewesen. Statt möglicher 200.000 Tonnen Zucker habe man jährlich nur 130.000 Tonnen bekommen.

Harald Könen, Vorsitzender der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen, kritisiert, dass die Chefetage noch vor einem Jahr versichert habe, der Standort stehe nicht zur Debatte. „Es trifft die kleinen Leute.“ Der Zucker sei in Elsdorf eine Institution. SPD-Landtagsabgeordneter Guido van den Berg glaubt, dass „P&L einen Ruf zu verlieren hat. Sie werden daran gemessen, wie sie mit den Menschen umgehen“. Bürgermeister Andreas Heller wünscht sich eine „zügige Vermarktung“ der künftigen Industriebrache „mit Unterstützung von P&L“. Zudem sei die Firma „in der Pflicht, den Mitarbeitern akzeptable Lösungen anzubieten“.

Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) kündigte an, „diese bittere Diamant-Pille nicht zu schlucken und mit dem Betriebsrat dagegenhalten“ zu wollen. Geschäftsführer Mohamed Boudih spricht von „eklatanten Managementfehlern in der Vergangenheit“.

„Wir wollen Arbeitsplätze retten“

Günther Janssen ist seit 30 Jahren Vorsitzender des Betriebsrats der Elsdorfer Zuckerfabrik. Mit ihm sprach Dietmar Fratz über die  geplante Schließung der Zuckerveredelung. 

Herr Janssen, wie ist die Stimmung im Werk?

Auf dem Tiefpunkt. Alle sind sehr niedergeschlagen. Ich habe Sorge, dass jüngere Kollegen schnell nach Möglichkeiten suchen, das Unternehmen zu verlassen.

Was sind die nächsten Schritte?

Am 13. Oktober gibt es eine erste Verhandlungsrunde mit der Geschäftsleitung. Wir fordern konkrete Auskünfte, wie viele Arbeitsplätze im Rheinland verlagert werden. Zudem wollen wir Auskünfte über Sozialpläne bekommen und die Liste derer, die im Unternehmen verbleiben sollen. Die gibt es bestimmt, da bin ich sicher. Wir wollen erreichen, dass für die Jahrgänge 1957 bis 1959 eine Altersregelung angeboten wird. Schnell wollen wir mit externer Hilfe ein Konzept erarbeiten mit Alternativen zur Schließung. Am 14. Oktober werden die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung über den neuesten Stand informiert.

Was erhoffen Sie , durch Verhandlungen erreichen zu können?

Wir wollen nichts unversucht lassen. Wir wollen vor allen Dingen erreichen, dass eventuell mehr als die geplanten Arbeitsplätze erhalten bleiben, wenn nicht in Elsdorf, dann zumindest im Rheinland, und dass der Betriebsrat und die Mitarbeiter künftig umfassender und zeitnah informiert werden, wie die Zeitschiene für die Verlagerung aussehen wird. 

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