S-BahnGleisanschluss nach Elsdorf laut Gutachten zu teuer

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Bis auf Gleise und Technik ist die Trasse nach Bedburg noch vorhanden. Eine Reaktivierung scheint jedoch zu teuer zu werden.

Elsdorf – Ein Linienzug nach Bedburg auf der bestehenden Trasse ist grundsätzlich möglich, jedoch zu teuer und mangels Nutzerprognose   unrentabel. Das ist das Ergebnis eines Schienengutachtens, das,    auf Antrag der Elsdorfer Grünen von der Verwaltung beauftragt, jetzt vorliegt. Wenn die S-Bahn von Köln nach  Bedburg im nächsten Jahrzehnt kommt, könnte die RB 38 aus Düsseldorf, die dann in Bedburg enden soll, dort   abbiegen und erst im Kopfbahnhof  Elsdorf umkehren, so die Idee der Grünen.  Grundlage der Kalkulationen sind täglich je 18 Züge pro Fahrtrichtung. Grob gepeilt zwölf Millionen Euro würde es kosten, die bestehende Trasse, auf der 1995  der letzte Personen- und 1996 der letzte Güterzug  fuhr,  zu reaktivieren. In den Jahren seit der Stilllegung der Bahnstrecke  Bedburg–Elsdorf–Düren  ist die Trasse zugewachsen, die Brückenbauwerke sind teils korrodiert, Überwege zurückgebaut und natürlich Gleise und Fahrtechnik abmontiert  worden. Die letzten Meter der Strecke vor dem ehemaligen  Elsdorfer Bahnhof, Am Westend, sind inzwischen  teils  bebaut. Daher schlagen die Gutachter vor, den Bahnhof samt zentraler Omnibushaltestelle ans Freibad zu verlegen.  

Etwa 2,5 Millionen Euro für die Stadt

Bei ausreichender Fahrgastzahl würde laut Landesgesetzgebung rund 80 Prozent der Kosten das Land übernehmen, für die Stadt damit etwa 2,5 Millionen Euro übrigbleiben. „Das wäre vielleicht zu machen“, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Michael Broich. Dennoch stuft er   den Plan wegen der Fahrgastschätzungen der Gutachter jetzt als unrealistisch   ein. Nur 490 Berufspendler wollen demnach werktags nach Bedburg, Düsseldorf, Neuss oder Grevenbroich. Knapp 4000 dagegen orientieren sich nach Köln, Bergheim oder Kerpen. Für sie würde die Fahrt über Bedburg mit dortigem Umsteigen in die spätere S-Bahn   vier bis 15 Minuten länger dauern, als per Bus über den Bergheimer oder Glescher Bahnhof.

Laut  Gutachter besteht keine Chance auf einen Zuschuss für die Realisierung der Pläne, die die Grünen schon seit der Stilllegung der Bahnlinie verfolgen. „Wenn wir damals von RWE adäquaten Ersatz bekommen hätten, gäbe es die Linie vielleicht heute noch“, sagt  Broich. 

Dennoch ist er realistisch genug, an die  Worte des damaligen Bürgermeisters Harald Schröder zu erinnern: „Die Strecke wurde nicht nur wegen des Tagebaus eingestellt, sondern auch wegen mangelnder Nachfrage“, habe Schröder den Demonstranten bei der Vorbeifahrt des letzten Zuges entgegengehalten.

„Eine Stadt ohne Eisenbahn hat weniger Lebensqualität“

„Eine Stadt ohne Eisenbahn hat weniger Lebensqualität“, sagt Grünen-Ratsmitglied Hartmut Bergheim, der daran erinnert, dass Elsdorf früher von drei Schienensträngen, nach Bedburg, Bergheim und Ameln, durchquert wurde. Seit 1995 ist Elsdorf die einzige Kommune im Kreis, die nicht über einen Gleisanschluss verfügt.   

Jetzt wollen die Grünen die Gutachter im Verkehrsausschuss befragen, ob es Möglichkeiten gibt, die Auslastung zu steigern.  Und das Augenmerk auf mögliche Alternativen richten, wie einen weiteren Park&Ride-Parkplatz in Glesch oder einen S-Bahn-Haltepunkt in Sindorf-West in der Nähe zu Heppendorf.

Trotz der dargestellten Hemmnisse sei das Gutachten  wichtig gewesen. „Jetzt können wir wenigstens mit Zahlen belegen, dass es nicht funktionieren wird“, sagt Broich, der eine lange in der Bevölkerung geführte Diskussion jetzt als beendet ansieht.

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