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FriesheimerMit 75 steht Hans-Theo Klinz noch jede Nacht in der Backstube

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Erftstadt-Friesheim – „Herzlichen Glückwunsch!“ Die Bäcker-Innung für die Stadt Köln und den Rhein-Erft-Kreis gratulierte dem Friesheimer Bäcker Hans-Theo Klinz, weil er vom Amt für Verbraucherschutz des Kreises bei der Betriebskontrolle das Urteil „sehr gut“ bekommen hat. Für die „herausragende Belobigung“ gebe es laut Innung Rhein-Erft nur noch selten Anlass.

Klinz hat das Schreiben in seinem Laden neben der Pfarrkirche auf dem Kreuzberg ausgehängt. Gut eine halbe Stunde lang wurde alles inspiziert. „Die Kontrolleure überprüften Kühlschrank, Backstube, Boden, Wände, Decken“, berichtet der 75 Jahre alte Bäckermeister, der seit seiner Jugend, nach acht Jahren Volksschule, im Bäckerhandwerk tätig ist.

Hygieneampel kostet 80 Euro

Gesundheitskontrollen gebe es schon seit vielen Jahren. Für die Prüfung im Rahmen der Hygieneampel seien aber nun 80 Euro fällig. „Man hat ja keine Wahl. Kontrolliert werden kann jederzeit“, sagt Klinz. Zu befürchten habe er nichts, das wisse er auch so. Doch welcher Kunde gucke sich das Ergebnis der Kontrolle schon genau an? „Niemand“, sagt Klinz. Die Kundschaft kenne das Geschäft, wisse, das alles hygienisch sei.

Der Traditionsbetrieb lebt von der alteingesessenen Kundschaft, doch ab und zu kommen auch neue Leute vorbei. Neun Goldmedaillen erhielt Klinz bei den Brotprüfungen.

„Ich stelle alles nach alter Tradition her, ob Roggen-, Misch- oder Körnerbrot“, betont er. Und auch die aufwendigen Vorbereitungen zur Herstellung von Schwarzbrot scheue er nicht. Die Bäckerei ist aber auch bekannt für ihre süßen Leckereien wie Nussringe, Mandelhörnchen und Florentiner-Nussknacker. „Besonders beliebt sind unsere Marzipanrollen, für die die Kundschaft auch von weit her kommt“, sagt Klinz.

Weihnachtsgebäck aus eigener Backstube

Zur Weihnachtszeit stelle er auch Printen, Stollen und Spritzgebäck her. Fremde Waren kommt dem Friesheimer nicht in den Laden.

Qualitätsware zum Billigpreis gebe es nun mal nicht. Und genau das sei die Krux. Viele Menschen achteten zuerst auf den Preis. Das erkläre den Zulauf bei Discountern und das Aussterben der kleinen, familiengeführten Backstuben.

Auch wenn es sich wohlmöglich noch einige Jahre hinziehe, am Ende würden die Fabriken, die großen Filialisten den Sieg an der Brotfront davontragen, ist Klinz überzeugt.

„Ich bin im weiten Umkreis inzwischen der einzige Bäcker, der nicht einer Bäckerei-Kette angehört“, sagt der 75-jährige Erftstädter. Wenn er sich zur Ruhe setze, werde der Laden schließen, da seine Söhne in anderen Berufen tätig seien.

Doch noch gibt es Brot und Brötchen im kleinen Laden neben der Kirche. Denn trotz vorgerücktem Alter möchte Klinz weitermachen. Auch wenn er gegen Mitternacht aufstehen muss. „Das Bäckerhandwerk ist mein Leben. Ich bin noch gut bei Gesundheit und die Arbeit hält mich fit.“

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