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FlüchtlingeDiese Konzepte zur Unterbringung haben die Städte in Rhein-Erft

Lesezeit 5 Minuten
Schon im Herbst sollen die Flüchtlinge einziehen können. Jetzt kommen die Dächer auf die Reihenhäuser.

Schon im Herbst sollen die Flüchtlinge einziehen können. Jetzt kommen die Dächer auf die Reihenhäuser.

Rhein-Erft-Kreis – Die Zahl der Flüchtlinge, die in den Rhein-Erft-Kreis kommt, hat seit längerer Zeit spürbar abgenommen. Das heißt aber für die Kommunen nicht, dass damit das Problem der angemessenen Unterbringung dieser Menschen ad acta gelegt werden kann. Denn Flüchtlinge mit Bleibestatus sollen nicht in Übergangsheimen bleiben, sondern in Wohnungen umziehen.

Einige Städte sind gut aufgestellt, andere suchen noch nach Konzepten. Allen Städten gemeinsam ist aber das Problem, dass kaum günstige Wohnungen auf dem Markt sind.

Das sind die Prognosen der Städte

Erftstadt

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Erftstadt geht davon aus, dass (vorsichtig geschätzt) in der zweiten Jahreshälfte 2017 weitere 200 Migranten ankommen. Zum Ende des Monats Juli fehlen in der Kommune 118 Plätze. Ende 2017 werden es 288 sein, hat die Verwaltung errechnet. Derzeit leben etwa 200 anerkannte Flüchtlinge in städtischen Unterkünften. Sie finden keine Wohnungen auf dem freien Markt.

Die Verwaltung hat eine Menge Vorschläge für kurzfristige Lösungen. So könnten nach Schuljahresende in der leerstehenden Schule in Friesheim 50 Menschen untergebracht werden, bis entschieden ist, wie das Gebäude weiter genutzt werde. Es sei sogar Platz für bis zu 130 Personen.

Die Verwaltung schlägt auch vor, Turnhallen zu belegen und die Allianz-Schulungsgebäude im Stadtteil Erp weiter zu nutzen. Sie könnte Wohnhäuser kaufen oder Hotelzimmer mieten. Doch selbst dann reiche der Platz nur mittelfristig. Langfristig will die Stadt Reihen- oder Mehrfamilienhäuser bauen.

Kerpen

Kerpen hat die Hälfte der zugewiesenen 539 Flüchtlinge in Wohnungen im ganzen Stadtgebiet untergebracht. Dazu wurde die Flüchtlingsunterkunft an der Erftstraße 188 zwischen Sindorf und Horrem auf 75 Plätze ausgebaut. In Sindorf an der Augsburger Straße (84 Plätze), Brüggen am Friedhofsweg (55 Plätze) und Blatzheim an Peters Mühle (36 Plätze) werden Häuser für weitere Flüchtlinge errichtet. Weitere 38 Plätze gibt es im Gewerbegebiet Josef-Bittschnau-Straße.

Außerdem wurden drei Containerstandorte aufgebaut, in Sindorf an der Bruchhöhe 22 mit einer Kapazität von 200 Plätzen. Sie ist schon teilweise belegt. Dazu werden zwei weitere Containerstandorte in Kerpen an der Humboldtstraße (190 Plätze) und in Buir am Blatzheimer Weg 15 mit maximal 94 Plätzen gebaut, die laut Stadtverwaltung in Kürze bezugsfertig sind . RWE hat der Stadt in Manheim-Alt 28 Gebäude kostenlos überlassen, in denen 416 Menschen Platz finden können.

Zusätzlich zu den von der Stadt Kerpen aufgenommenen Flüchtlingen gibt es in der Boelckekaserne eine Landesunterkunft, in der Flüchtlinge leben, bis sie Städten zugewiesen werden. Dort wohnen bis zu 315 Menschen.

Bergheim

Bergheim erfüllt seine Zuweisungsquote derzeit nicht. „Die Unterbringung ist für uns kein Problem“, sagt Sozialdezernent Klaus-Hermann Rössler. Die Zuwanderung sei derzeit „relativ gering“. 127 Flüchtlinge könnten der Stadt nun bei einem plötzlichen Anstieg der Flüchtlingszahlen sofort zugewiesen werden. „Aber die Kapazität ist da.“

Die Stadt Bergheim hat unter dem Eindruck der großen Flüchtlingswelle im Jahr 2015 in den vergangenen Monaten Wohnungen für bis zu 610 Zuwanderer errichten lassen, die inzwischen nahezu alle fertig sind. Die Wohnungen sind nach Rösslers Angaben jedoch derzeit nur etwa zur Hälfte belegt. Fertig sind die Häuser Am Kirchacker, an der Heerstraße und an der Abts-Acker-Straße. Die Häuser an der Oberaußemer Straße stehen kurz vor der Fertigstellung.

Bedburg

Bedburg setzt auf eine bewährtes Konzept. Kaum mehr als zehn Flüchtlinge sind der Stadt in diesem Jahr zugewiesen worden. Aber selbst wenn es noch einmal mehr werden sollten: Die Stadt hat früh reagiert, Häuser geplant und Zuschüsse genutzt – und sorgt weiter für genügend Unterbringungsmöglichkeiten. Derzeit leben 350 Flüchtlinge in Bedburg.

Zwei Häuser für je 40 Bewohner wurden bereits gebaut. Eines an der Herderstraße in Bedburg-West, eines an der Barbarastraße in Kaster. Daneben hat der Rat beschlossen, die alte Schule in Kirchtroisdorf für Flüchtlinge und Asylbewerber herzurichten. Ein drittes Doppelhaus, in dem noch einmal rund 70 Menschen untergebracht werden können, soll in der Nähe der Tennishalle in Kaster gebaut werden. Auch dort entsteht kein Wohnheim, sondern ganz normale Mietwohnungen, die später zu einem erschwinglichen Preis an Familien mit geringem Einkommen vermietet werden können.

„Wir verspüren keinen Druck und haben ausreichend Platz“, sagt Claudia Gümpel von der Stadtverwaltung.

Elsdorf

Elsdorf beherbergt 261 Flüchtlinge. 111 sind bereits anerkannt, leben aber in stadteigenen oder von der Stadt gemieteten Wohnungen. Die Unterbringungsplätze sind belegt, obwohl die anerkannten Flüchtlinge nicht auf die Quote der unterzubringenden Asylbewerber angerechnet werden. In diesem Jahr kamen 40 neue Asylbewerber nach Elsdorf. Durch die Anerkennung ist aber auch hier das Soll nicht mehr erfüllt, mit weiteren Zuweisungen muss daher gerechnet werden. Ein Neubau für rund 40 Menschen an der Nussbaumallee wird in Kürze bezugsfertig. Teilweise wurden Häuser gekauft, sodass Mietverträge aufgelöst werden konnten.

Frechen

Frechen beherbergt derzeit 583 Flüchtlinge, davon sind 238 bereits anerkannt. Was die anerkannten Flüchtlinge anbelange, sei die Wohnungssituation noch angespannt, so die Stadt. Allerdings haben im vergangenen Jahr 34 anerkannte Asylbewerber privat Wohnungen gemietet. In diesem Jahr sind nur 13 neue Flüchtlinge angekommen.

Pulheim

Pulheim haben seit Februar 127 Frauen und Männer, die ihre Heimat verlassen haben, erreicht. Im gleichen Zeitraum hätten 100 Flüchtlinge die Stadt wieder verlassen, wöchentlich kämen zehn weitere dazu, so Stadtsprecher Dirk Springob. Derzeit hielten sich 667 in 22 Unterkünften auf. Auf möglicherweise erneut ansteigende Flüchtlingszahlen habe sich die Stadt eingestellt: Schon bald stünden ein zweites ehemaliges Internatsgebäude auf dem Gelände der Papst-Johannes-XXIII.-Gesamtschule in Stommeln mit rund 60 Plätzen zur Verfügung sowie die Wohnanlage auf dem Zirkusplatz für 144 Personen. „Bevor die Stadt Turnhallen belegt, wird das alte Hallenbad in Pulheim genutzt.“ Die Stadt hatte es zu Wohnzwecken umbauen lassen.

Wesseling

Wesseling lässt Reihenhäuser für Flüchtlinge an der Jahnstraße bauen. Die Dächer werden bereits aufgesetzt. Maximal 80 Menschen werden dort künftig wohnen. Aktuell lebten in Wesseling 228 Asylbewerber. 69 Menschen seien geduldet, 132 hätten bereits Bleiberecht. „Mit einer erneuten Flüchtlingswelle rechnen wir nicht“, sagte Kämmerer Manfred Hummelsheim.

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