FlussZwischen Gymnich und Kerpen soll die Erft ein neues Bett bekommen

Lesezeit 3 Minuten
Wie hier bei Bedburg soll die Erftlandschaft auch bei Gymnich renaturiert werden.

Wie hier bei Bedburg soll die Erftlandschaft auch bei Gymnich renaturiert werden.

Rhein-Erft-Kreis – Der Erftverband hat große Pläne mit der Erft zwischen Erftstadt-Gymnich und Kerpen. Auf einer Länge von 2,2 Kilometern soll der Fluss dort aus dem schnurgeraden Flutkanal in ein renaturiertes Bett umgeleitet werden. Das neue mäandernde Flussbett wird 5,5 Kilometer lang sein.

Neben der Jahresbilanz haben Erftverbandsvorstand Norbert Engelhardt und sein Stellvertreter Dr. Bernd Bucher am Dienstag unter anderem dieses Projekt vorgestellt.

Laut Zeitplan ist vorgesehen, 2019 mit der Umgestaltung zu beginnen und nach etwa einem Jahr Bauzeit den neuen Erftverlauf präsentieren zu können. Bereits abgeschlossen sind die Prüfung mehrerer Varianten und die Abstimmung mit den Trägern öffentlicher Belange. Auch die Planungsleistungen sind vergeben. Im Herbst sollen die Unterlagen eingereicht werden, und 2018 wird der Planfeststellungsbeschluss erwartet.

Unterstützung durch Landesmittel

Mehrere Millionen Euro werde der Erftverband mit Unterstützung durch Landesmittel in das Projekt investieren. „Die genaue Summe lässt sich heute noch nicht ermitteln, da wir nicht wissen, welche Auflagen uns gemacht werden und auf welche Hindernisse wir stoßen“, sagt Bucher. Die Entsorgung des Bodenaushubs könne je nach Belastung kostspielig sein, archäologische Funde könnten für Verzögerungen im Ablauf sorgen.

In Abstimmung mit dem Rhein-Erft-Kreis soll der alte Flutkanal verfüllt und als Radweg ausgebaut werden. „Das neue Flussbett wird ganz nah an der Gymnicher Mühle vorbeiführen und das Areal noch einmal erheblich aufwerten“, verspricht Bucher. Der Wassererlebnispark werde dadurch um weitere Facetten erweitert. Die Erft werde in der neuen Schleife sicher von der Natur schnell als Biotop für viele Tier- und Pflanzenarten erobert.

Im Rückblick hat der Erftverband 2016 im Vergleich zu den Beobachtungen vieler Vorjahre festgestellt, dass sich die Niederschlagsverläufe geändert haben. Zudem sei die Temperatur im Winterhalbjahr um rund zwei Grad höher gewesen als im langjährigen Mittel (6,8 statt 4,7 Grad). Im Sommerhalbjahr war es nach Ermittlungen des Erftverbands im Vergleich 1,3 Grad wärmer (16,3 statt 15 Grad).

Außergewöhnlich nasser Juni

„Ob das Klimawandel ist, wollen wir nicht beurteilen“, sagte Engelhardt, „aber wir registrieren, dass sich etwas verändert.“ So seien vermehrt Starkregen und Hochwasserereignisse zu verzeichnen gewesen. Im April sei es zu Überschwemmungen gekommen. Außergewöhnlich nass war der Juni des vergangenen Jahres. Ähnlich regenreich sei es zuletzt im Juni 1992 und 1997 gewesen.

Im Zusammenhang mit wahrscheinlich auch in Zukunft häufiger auftretenden Starkregen und Überschwemmungen weist Verbandsvorstand Engelhardt auch auf die Eigenverantwortung der Hausbesitzer hin. Rückstausicherungen und Abwasserhebeanlagen erforderten zwar eine größere Investition, schützten aber vor Wasserschäden an Einrichtungen und Gebäuden.

www.erftverband.de/rueckstau sicherung

Der Erftverband

Rund 250 Kommunen, Kreise, Braunkohlenbergbau, Elektrizitätswirtschaft, Unternehmen und Träger der öffentlichen Wasserwirtschaft sowie gewerbliche Unternehmen gehören dem Erftverband, der ein Zweckverband ist, an.

35 Kläranlagen und drei Kanalnetze mit einer Gesamtlänge von 487 Kilometern werden zurzeit von dem Verband betrieben. Im Verbandgebiet, das sich von der Eifel bis nach Neuss erstreckt, leben 1,07 Millionen Einwohner.

Im Erfolgsplan standen 2016 Erträge von 117 Millionen Euro Aufwendungen in gleicher Höhe gegenüber. Die Einnahmen setzen sich aus Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 106 Millionen Euro, Zinseinnahmen, betrieblichen Erträgen und Eigenleistungen des Verbandes zusammen. Das Anlagevermögen beläuft sich auf 668 Millionen Euro. (fun)

Rundschau abonnieren