Autobahnkreuz Köln-West„Überflieger“ – Brückenbau hielt den Verkehr auf

Lesezeit 4 Minuten
Kilometerlang staute sich der Verkehr auf der Autobahn. Auch die Ausweichstrecken im Umfeld waren überlastet.

Kilometerlang staute sich der Verkehr auf der Autobahn. Auch die Ausweichstrecken im Umfeld waren überlastet.

Frechen – Als er sich am Samstagvormittag ein Bild von der Verkehrslage an der Autobahnausfahrt Frechen-Nord machen wollte, bekam Jochen Schwab von den im Stau stehenden Autofahrern prompt einige Vögel und Scheibenwischer gezeigt. „Aber mit so etwas kann ich leben. Das lächele ich einfach weg“, erzählt der erfahrene Bauüberwacher vom Landesbetrieb Straßen gelassen. Ich kann den Frust der Autofahrer ja auch verstehen. Es war zeitweise wirklich ziemlich heftig. Aber es musste leider sein.“

Vollsperrung in Fahrtrichtung Olpe und Aachen

Was sein musste, war die Vollsperrung der Autobahn 4 im Kreuz Köln-West sowohl in Fahrtrichtung Olpe als auch in Richtung Aachen. Am Freitagabend um 20 Uhr wurden die sechs Spuren dichtgemacht; in der Nacht zum Montag sollten sie wieder freigegeben werden. Die Bauleute, die in dieser Zeit rund um die Uhr unter Hochdruck an einem neuen Brückenbauwerk im Autobahnkreuz schufteten, zeigten sich zuversichtlich, den Zeitplan einhalten zu können.

„Aber so eine Vollsperrung in einem viel befahrenen Autobahnkreuz ist auch für uns eine große Hausnummer“, gibt Jochen Schwab zu. Vor allem an der Ausfahrt Frechen-Nord in Richtung Köln ging am Samstag tagsüber zeitweise nichts mehr. Der Verkehr staute sich über acht Kilometer bis zum Kreuz Kerpen zurück; der Verkehrsfunk meldete Zeitverluste von über zwei Stunden.

Alles zum Thema Bundesautobahn 4

Die ebenfalls überlastete Umleitung führt von der Ausfahrt Frechen-Nord über die zum Leidwesen der Fahrer mit mehreren Ampel-Kreuzungen versehene Bonnstraße und die B 264 bis zum Kreuz Köln-West, wo die Autofahrer über den Frechener Zubringer wieder auf die A 4 auffahren konnten.

Entspannung der Verkehrslage erst am Sonntag

Ortskundige Fahrer, die am Kreuz Kerpen frühzeitig von der A 4 auf die A 61 wechselten und dann von der Abfahrt Türnich über die B 264 zum Kreuz wollten, gewannen auch nicht allzu viel Zeit, weil viele auf diese Idee kamen. Am ruhigeren Sonntag entspannte sich die Situation auch dank des Lkw-Fahrverbots jedoch deutlich.

Und wozu das Ganze? „Ein ganz wichtiges Bauwerk bei der laufenden Umgestaltung des Kreuzes Köln-West ist der sogenannte Überflieger. Diese neue Brücke ermöglicht es, dass man von der Autobahn 4, aus Richtung Olpe kommend, künftig problemlos auf die A 1 in Richtung Koblenz wechseln kann.

Der Verkehrsführung wird entzerrt und entflochten. Mehrere bisher nötige Spurwechsel und damit auch Unfallschwerpunkte fallen weg“, erklärt Isabella Myszka.

Experten-Team behält den Überblick

Die 37-jährige Diplom-Ingenieurin ist die Bauleiterin der von den Firmen Züblin und Strabag gebildeten Arbeitsgemeinschaft Autobahnkreuz Köln-West.

Mit Bauüberwacher Jochen Schwab vom Landesbetrieb bildet Myszka seit einem Jahr das leitende Experten-Team, das auf der Großbaustelle stets den Überblick behalten muss. „Für uns beide ist das eine ganze besondere Baustelle“, erzählt der 63-jährige Frechener. „Für meine Kollegin ist es das erste ganz große Projekt, bei dem sie die Bauleitung vor Ort hat. Und für mich die letzte große Herausforderung vor dem Ruhestand.“

Die junge Hüpferin und der alte Hase kommen augenscheinlich bestens miteinander klar, was an Stress-Wochenenden wie diesem von großem Vorteil ist. Unter anderem mussten am 130 Meter langen Überflieger fast 140 tonnenschwere Stahlgerüstträger demontiert und weggeschafft werden.

Vollsperrung aus Sicherheitsgründen

Da sich beim Abbau Holzverschalungen lösen, die von der Brückenbrüstung auf die Fahrbahn fallen können, war die Vollsperrung aus Sicherheitsgründen unvermeidlich. Zwei 50-Mann-Schichten waren auch nachts im Einsatz.

Mit dem Entfernen der Stahlträger wurde für Myszka und Schwab nach und nach immer klarer erkennbar, wie ihr Überflieger einmal im fertigen Zustand aussehen wird.

In einer langen Kurve mit deutlich sichtbarer Querneigung geht es künftig von der A 4 auf die A 1. Für Leute vom Fach sei ein solches Bauwerk ein echter Hingucker, schwärmen Myszka und Schwab. Und eines haben sich die beiden schon fest vorgenommen: „Wir werden uns in ein paar Monaten gemeinsam ins Auto setzen und wollen dann die Ersten sein, die über den Überflieger fahren dürfen.“

Vier neue Brücken

Zum Umbau des Autobahnkreuzes Köln-West, mit dem vor fünf Jahren begonnen wurde, gehört die Errichtung von vier neuen Brücken. Das Ziel lautet, sich derzeit noch kreuzende und gegenseitig behindernde Verkehrsströme zu trennen, den Verkehrsfluss zu verbessern und Unfallschwerpunkte zu entschärfen.

Das zentrale Bauwerk ist der neue Überflieger von der A 4 (von Olpe) auf die A 1 (in Richtung Koblenz). Der Überflieger ist seit März 2016 im Bau. Die Verkehrsplaner von Straßen NRW erhoffen sich von der Brücke eine nachhaltige Entlastung. Die Kosten für die Gesamtmaßnahme belaufen sich auf etwa 15 Millionen Euro.

Umfangreiche Vollsperrungen wie am vergangenen Wochenende werden voraussichtlich nicht mehr nötig sein. Die Umbauarbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Auf längere Sicht wird allerdings auch die in die Jahre gekommene A-1-Hauptbrücke im Autobahnkreuz saniert werden müssen. (jo)

Rundschau abonnieren