Unverständnis wächstHalle in Frechen seit Monaten leer, trotzdem kein Training

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Frechen – „Uns reißt langsam der Geduldsfaden“, schimpft Hans Günter Eilenberger.

Er ist nicht nur SPD-Fraktionschef im Frechener Stadtrat, sondern auch Vorsitzender der Turnerschaft (TS) Frechen.

Den Verein mit seinen 1350 Mitgliedern stelle es vor gewaltige Probleme, dass die Sportler die Turnhalle am Gymnasium Frechen noch immer nicht nutzten können. „Uns laufen langsam die Mitglieder weg“, klagt Eilenberger.

In der Halle leben schon seit drei Monaten keine Flüchtlinge mehr.Die Erstaufnahmestelle hat bereits seit Ende August geschlossen, die Halle wurde im September leer geräumt.

Doch die Vereine wüssten mehr als drei Monate später immer noch nicht, wann sie wieder mit Hallen-Trainingszeiten rechnen können. Ein grober Zeitplan würde fürs Erste reichen, findet Eilenberger. Doch trotz mehrmaliger Nachfrage sei die Stadtverwaltung nicht in der Lage, dazu Auskünfte zu geben.

Keine neuen Mitglieder

Die TS Frechen nutze derzeit unter anderem die Halle des CJD in Bachem als Ausweichmöglichkeit, erläutert Hans Günter Eilenberger. Da jedoch die Lage insgesamt angespannt sei – die Gerhard-Berger-Halle in Königsdorf kann ebenfalls nicht genutzt werden, weil dort Flüchtlinge leben – reichten die Kapazitäten hinten und vorne nicht.

„Im Volleyball und Basketball müssen Trainingseinheiten ausfallen“, erläutert Eilenberger. Beim Kinderturnen müssen die Gruppen enger zusammenrücken, ihnen stehen geringere Hallenflächen zur Verfügung. Weil die Lage so unklar sei, könne die TS derzeit auch keine neuen Mitglieder aufnehmen. „Es wird Zeit, dass wir Informationen bekommen, damit wir planen können“, sagt Eilenberger.

Betroffen ist aber nicht nur die Turnerschaft Frechen: „Alle Sportvereine haben darunter zu leiden“, erklärt Gotthard Winkler, Vorsitzender des Stadtsportverbandes. Wenn die Halle am Gymnasium wieder frei gegeben werde, stünden insgesamt wieder mehr Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung. „Das ist wie ein Domino-Effekt.“

Dass die Stadt noch nicht einmal bekannt geben könne, wie der Zeitplan aussehe, obwohl die Halle schon seit Monaten geräumt sei, wundert ihn: „Man kann den Mitgliedern ja noch nicht einmal sagen, wann sich die Situation wieder bessert.“

Seitens der Stadtverwaltung sei dies eine „ganz schlechte Öffentlichkeitsarbeit“, moniert Winkler. Manche Vereine hätten Fremdhallen angemietet. Sie wüssten noch nicht einmal, wie lange dies noch nötig sei.

„Die Stadt muss doch eine Vorstellung davon haben, was in der Halle zu tun ist“, meint Winkler. Um den Zustand der Halle zu untersuchen, hatte die Stadt mehrere Gutachten in Auftrag gegeben. Doch mit der Behebung von offensichtlichen Mängeln hätte nach Winklers Meinung schon längst begonnen werden können. Er habe mehrmals versucht, einen Termin mit der Gebäudewirtschaft zu vereinbaren, um sich selbst in der Halle ein Bild zu machen – vergebens.

Finanzielle Verluste befürchtet

Bisher hätten alle Frechener Sportvereine die Einschränkungen mit großer Geduld hingenommen, ergänzt Hans Günter Eilenberger. Die Notwendigkeit, den Flüchtlingen zu helfen und ihnen einen Dach über dem Kopf zu verschaffen, hätten alle eingesehen. Doch nun müsse die Stadt handeln. „Den Vereinen drohen sonst hohe finanzielle Verluste“, moniert Eilenberger.

Ende Oktober hatte Bürgermeisterin Susanne Stupp im Stadtrat über die Situation in der Halle berichtet. Man warte noch auf Gutachter-Ergebnisse, hieß es damals. Undichte Stellen im Dach würden behoben. Von den sechs Sanitärräumen sei nur einer nutzbar, da die Anlagen nicht auf Dauerbetrieb ausgerichtet seien.

Seitdem bekomme man keine neuen Informationen, beklagt Eilenberger. Auch auf Anfrage dieser Zeitung gibt sich die Stadtverwaltung äußerst wortkarg. Während der jüngsten Sitzung des Haupt-, Personal- und Finanzausschuss sei vermittelt worden, dass in der Stadtsratssitzung am 13. Dezember über die Angelegenheit informiert werde. Die Vereine und die Sportler dürften darauf sehr gespannt sein.

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