ZwischenfälleAggressive Patienten – Sicherheitsdienst in der Frechener Notaufnahme

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Der Sicherheitsdienst patrouilliert im Krankenhaus und sieht auch in der Notaufnahme nach dem Rechten.

Der Sicherheitsdienst patrouilliert im Krankenhaus und sieht auch in der Notaufnahme nach dem Rechten.

Frechen – Oft ist es proppenvoll in der Notaufnahme des Frechener St.-Katharinen-Hospitals. Immer wieder kommt es vor, dass sich Patienten über stundenlange Wartezeiten beschweren. Manche werden regelrecht aggressiv. Nun soll ein Sicherheitsdienst verhindern, dass es zu Auseinandersetzungen kommt.

„Verhältnisse wie in Großbritannien haben wir hier zum Glück noch nicht“, sagt Stefan Debus, der ärztliche Leiter der zentralen Notaufnahme im Frechener St.-Katharinen-Hospital. Dort nämlich, auf der Insel, sind Sicherheitskräfte rund um die Uhr in den Krankenhäusern präsent. „Doch auch bei uns in Frechen hat es in letzter Zeit einige Vorfälle mit aggressiven Patienten und Angehörigen gegeben“, berichtet Krankenhaus-Geschäftsführer Josef Schall. Deshalb macht der Sicherheitsdienst, der täglich im Katharinen-Hospital patrouilliert, auch in der Notaufnahme Halt, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Junge Krankenschwester von Patienten geschlagen

„Vor einiger Zeit hatten wir hier einen Zwischenfall, bei dem eine junge Krankenschwester von einem Patienten angegangen und geschlagen worden ist“, berichtet Debus. Wie sich herausstellte, handelte der Mann im Drogenrausch: „Drei Polizisten mussten ihn bändigen.“ Dass er als Arzt, der eigentlich nur helfen will, körperlich angegriffen wird – das hat Debus auch selbst schon erlebt. Und zwar, als er als Notarzt im Einsatz war: „Da wollte mir ein Patient ins Gesicht beißen.“

Dass Aggressionen zugenommen haben und der Umgangston rüder geworden ist, bestätigt auch Dr. Johannes Bleistein. Er ist ärztlicher Direktor des St.-Katharinen-Hospitals und Chefarzt der Neurologie. Dass ungeduldige Angehörige vor allem junge und unerfahrene Mitarbeiterinnen auf der Station verbal hart angehen, komme immer öfter vor. Auch körperliche Gewalt gegen Krankenschwestern habe es schon gegeben. Die Hemmschwelle sei gesunken.

Der Umgang mit aggressiven Patienten steht auch in der Krankenpflegeschule des Frechener Katharinen-Hospitals auf dem Stundenplan, obwohl es noch kein gezieltes Deeskalationstraining gibt. „Gewalt in der Pflege ist aber schon länger ein Thema in der Ausbildung“, berichtet Stefanie Recht, die Leiterin der Krankenpflegeschule. Dabei gehe es um aggressives Verhalten in verschiedenen Facetten.

In der Notaufnahme sind es mitunter auch die langen Wartezeiten, die dafür sorgen, dass bei einigen die Nerven blank liegen. „Wir behandeln hier in der Notaufnahme täglich 80 bis 120 Patienten“, berichtet Stefan Debus. Etwa die Hälfte werde stationär aufgenommen. Daneben sorgten auch viele Bagatellfälle für eine voll besetzte Notaufnahme. Patienten, die mit Kleinigkeiten in die Ambulanz kommen, bänden einen Teil der Kapazitäten.

Die Tendenz, auch mit Kleinigkeiten die Notaufnahme aufzusuchen, setze sich fort. „Der Run auf die Ambulanz ist ungebrochen“, berichtet Stefan Debus. Samstags zum Beispiel sei es in der Notaufnahme meist voll. „Selbst wenn wir zwei Chirurgen und zwei Internisten hier haben, kommt es zu längeren Wartezeiten“, so Debus. Um die Situation zu verbessern, will das St.-Katharinen-Hospital ein Triage-System einführen. Die Patienten, die in die Notaufnahme kommen, werden anhand der Symptome sofort von einer Krankenschwester oder einem Pfleger gemäß einer Farbskala eingestuft – von rot (sofortige Behandlung) bis blau (nicht dringend).

Das System soll für mehr Transparenz sorgen, und auch die Patienten könnten dann besser abschätzen, wie lange sie ungefähr warten müssen.

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