Frechener Poetry SlamMischung aus Nonsens und Tiefsinn

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beim Poetry Slam um den „Goldenen Klütt“ trat Bernard Hoffmeister aus Düsseldorf auf. (Foto: Jeske)

beim Poetry Slam um den „Goldenen Klütt“ trat Bernard Hoffmeister aus Düsseldorf auf. (Foto: Jeske)

Frechen – „Man soll nicht langweilen“ – so lautet die oberste Regel beim Poetry Slam. Das hatten sich die sechs Teilnehmer zu Herzen genommen, die am Freitag im Haus am Bahndamm bei der zweiten Auflage des Frechener Poetry Slam um den „Goldenen Klütt“ konkurrierten.

Vollbesetzt war der Saal bei dem von Lasse Samström moderierten Dichterwettstreit, denn längst hat es herumgesprochen, dass es sich dabei keineswegs um eine einschläfernde Literaturveranstaltung handelt. Die Vortragenden hinter dem Mikro müssen sich schon etwas einfallen lassen, um Punkte zu holen, die von Juroren aus dem Publikum vergeben werden.

Das Format war jahrelang ein Geheimtipp, längst finden nicht nur in Großstädten wie Berlin und Köln Veranstaltungen und Lesebühnen mit zahlreichen Zuhörern statt, die am Ende per Akklamation über den Gewinner entscheiden.

Thematisch gibt es keine Beschränkung, zumeist geht es um Beziehungsprobleme, persönliche Befindlichkeiten und skurrile Alltagssituationen, die in kabarettreifen Vorträgen Ausdruck finden.

Sechs Slammer waren am Start. Während Anna Conni und Dominik Haffner es zwar nicht an Empathie fehlen ließen, aber mit Lampenfieber zu kämpfen hatten, zeigte sich der Düsseldorfer Bernard Hoffmeister bemerkenswert routiniert.

Eine Ausnahmeerscheinung ist der wortgewaltige Casjen Ohnesorge, der gerne „ein inneres Blumenpflücken“ veranstalten wollte und sich in seiner Wohnung für „dunkle Tage eine Jammerkammer“ und eine „Liebespieldiele“ wünscht. Pathos und Ironie vermischten sich in einem Text, den der Bonner Sprachartist mit stoisch-ernster Miene zum Besten gab. Die ersten zehn Punkte des Abends gönnten ihm die Juroren dafür. Die Führung konnte ihm auch Tobias Reinartz nicht streitig machen, dessen Vortrag sich um einen heruntergefallenen Döner drehte, den er im Krankenhaus verarzten lässt. Felix Bartsch hatte im Vorjahr den zweiten Platz belegt; diesmal setzte er sich mit dem „Singletext Nr. 17“ in der ersten Runde an die Spitze und gewann am Ende knapp gegen den Melancholiker Casjen.

Im Publikum amüsierte man sich prächtig, egal, ob nun die Bedeutung des Begriffs „Interpassivität“ erläutert wurde oder man mit nützlichen Tipps für das nachbarschaftliche Mit- und Gegeneinander versorgt wurde. Lasse Samström, selbst eine Berühmtheit in der Szene, hatte die Slammer eingeladen und auf die richtige Mischung aus Nonsens und Tiefsinn, Ernst und Spaß geachtet, die dem Abend die Würze gab. Die Bühnenperformance der Mitwirkenden ist freilich noch ausbaufähig. Da können sie sich bei Samström einiges abgucken, der das Publikum wie ein strenger Zuchtmeister in Schach hielt.

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