KerpenDirigent der Big Band der Europaschule gibt den Taktstock weiter

Lesezeit 3 Minuten
Die Big Band der Europaschule nahm in 23 Jahren 16 CDs auf und bereiste Polen, Frankreich, Litauen und die Ukraine.

Die Big Band der Europaschule nahm in 23 Jahren 16 CDs auf und bereiste Polen, Frankreich, Litauen und die Ukraine.

Kerpen – Ein letztes Mal dirigierte der Leiter der Big Band, Johannes Schumacher, die Band, die er vor 23 Jahren am Gymnasium der Stadt Kerpen gegründet hat. Zum Abschied mit dem Konzertabend „Rhythm & Brass Volume 9“ in der Aula hatte Schumacher außerdem das befreundete Jugendblasorchester Sebnitz, die Big Band der Willy-Brandt-Gesamtschule Kerpen und den Musikchor Köln Weiden eingeladen. Für Johannes Schumacher war das die Gelegenheit, im Zusammenspiel aller Bands mit mehr als 150 Musikern auf der Bühne noch einmal die Dynamik der Big-Band-Musik auszuloten.

Es waren Lieder wie „Hallelujah“ von Leonard Cohen, oder „Unser Stammbaum“ von den Black Fööss, die er dirigierte, bevor er den Taktstock weitergab an die neue Orchesterleiterin Johanna Gesell. Johanna Gesell, eigens für die Nachfolge Schumachers eingestellt,  dirigierte das letzte Stück der rund vierstündigen Verabschiedung von Johannes Schumacher, – das Lied „The Show must go on“.

Dank an viele Mitstreiter

Bevor er sein Amt abgab, beurkundete Schumacher noch den Austritt und die Ehrenmitgliedschaft treuer Musiker. Es waren der mit mehr als 20 Jahren dienstälteste Posaunist Oliver Schüller, Gitarrist Jens Jansen und der Tenorsaxofonist Markus Perger. Schumacher bedankte sich bei vielen für ihre Unterstützung, dem ehemaligen Schulleiter, Ehrendirigenten und Vizelandrat Bernhard Ripp, dem ersten Lehrer, der mitspielte, Martin Rümmler, seinem Kollegen Herbert Vietor für die ersten CD-Aufnahmen, bei dem Küchenteam der Schule und bei Anja Eilers für Cateringdienste. Seiner Frau Andrea und den Töchtern Ricarda, Patrizia und Katharina, die alle in der Band mitspielten,  überreichte er Blumensträuße. Schulleiterin Tatjana Strucken erinnerte in einem Rückblick,  wie Schumacher das Geschick der Band maßgeblich prägte, mit zahllosen Probenabenden und Auftritten, mit jährlichen Probenwochen in Müllenborn, mit der Aufnahme von 16 CDs, mit Konzertfahrten nach Polen, Briey, Lyon, Kiew oder Litauen und dem Knüpfen freundschaftlicher Bande zum Jugendblasorchester Sebnitz.

Alles zum Thema Bläck Fööss

Lustige Anekdoten steuerten viele Zeitzeugen bei. Bandmitglied und Lehrerkollege Hartmut von Boetticher erinnerte an die langen Abende des Wartens in Müllenborn bis alle Schüler in den Betten waren. Sie seien angefüllt mit philosophischen Diskussionen über den kritischen Zustand der Welt gewesen. Aber so richtig aufregen können, habe Schumacher sich dann doch eher über ein schiefes Bild an der Wand, sagte Boetticher.

„Er mag es geradlinig“, charakterisierte ihn Tochter Patrizia. Man mag es glauben, wenn man am Sonntagnachmittag Schumachers Empfehlungen zum Halten eines Notenblattes für Chorneulinge zuhörte: „Hände aus der Tasche, Finger aus der Nase. Oberkante Blatt in maximal Schulterhöhe und die Arme 45 Grad angewinkelt, damit man auch über das Blatt blicken kann.“

Aus gesundheitlichen Gründen gibt Schumacher den Posten des Orchesterleiters ab. Zur Musik habe ihn zur Schulzeit am neusprachlichen Gymnasium Bergheim der dortige Musiklehrer gebracht: „Du siehst aus als könntest du Posaune spielen.“ „Und ich konnte“, schildert Schumacher im Gespräch, so gut, dass er gar zunächst Musiker habe werden wollen und mit Bravour die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule bei Professor Vinko Globokar bestanden habe. Dass er doch Lehrer geworden sei, verdanke er seinem ersten Posaunenlehrer, Josef Feck vom Rundfunksinfonieorchester im WDR:  „Als Musiker bist du immer unterwegs, als Musiklehrer hast du mehr Zeit für die Familie.“

Rundschau abonnieren