Tag der BegegnungEin wichtiger Knotenpunkt in Hürth

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Hürth – Mit einem „Tag der Begegnung“ stellte sich der Verein „Brücke der Kulturen“ am Samstag im Bürgerhaus vor. Im Jahr 2013 ursprünglich als Sprachlotsen-Projekt ins Leben gerufen, ist die Initiative angesichts des aktuellen Flüchtlingszustroms inzwischen aber zur wichtigen Anlaufstelle und Knotenpunkt in Hürth geworden. Am 17. Juli 2015 erfolgte die Vereinsgründung, aktuell engagieren sich neben den acht Vorstandsmitgliedern mehr als 100 Hürther ehrenamtlich in der „Brücke der Kulturen“

„Mit diesem Fest am Tag der Deutschen Einheit wollen wir uns und unsere Arbeit vorstellen“, erklärte Vorsitzende Gönül Kinsun im Asylcafé in der ehemaligen Gastronomie des Bürgerhauses, das einen Schwerpunkt der Vereinsarbeit darstellt. „Wir stehen für interkulturelles Ehrenamt. Wir wollen uns gemeinsam öffnen, Begegnungen fördern, miteinander reden“, so die Kurdin aus der Türkei. Wie diese Begegnungen aussehen können, zeigte die Veranstaltung auf beeindruckende Weise. Schon kurz nach Öffnung der Türen um 14 Uhr war das Café gut besucht. Viele Hürther mit und ohne Migrationshintergrund schauten sich um, tranken gemeinsam Kaffee, kamen am Tresen zusammen. Nach und nach kamen auch die aktuell in Hürth untergebrachten Flüchtlinge dazu, die zuvor von engagierten Ehrenamtlern abgeholt worden waren.

Beim Essen werden kulturelle Brücken geschlagen

Besonderer Anziehungspunkt war für viele Besucher zunächst das Büffet, an dem sich eindrucksvoll zeigte, dass beim Essen spielend leicht kulturelle Brücken geschlagen werden. Denn bei Kirschkuchen und Köfte, Avocadocreme und herzhaftem Gebäck kommt man gerne ins Gespräch.

Derweil wurde es auf der Bühne des Asylcafés mit dem Flüchtlingschor musikalisch. Die Gruppe aus Asylbewerbern und Sprachlotsen ist aus Deutschkursen an der Josef-Metternich-Musikschule hervorgegangen und verbindet die Freude am Singen mit praktischer Sprachkompetenz. Am Samstag gab es für die Frauen und Männer viel Applaus. Nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung mit der Vorstellung des Vereinsvorstandes und die Würdigung der „wichtigen Arbeit“ der Ehrenamtler durch Bürgermeister Walther Boecker wurde der Tag der Begegnung ausgelassen gefeiert. Bei heimatlichen Klängen gab es für die anwesenden Kurden aus dem Irak und Syrien kein Halten mehr. Spontan bildeten sich Tanzreihen vor der Bühne. Doch auch innerhalb des geplanten Bühnenprogramms begeisterten die kurdischen Tänzerinnen und Tänzer in traditionellen Gewändern mit ihrer Ausgelassenheit und Lebensfreude. Einen Einblick in persische Traditionen gaben iranische Musiker mit Trommeln und Zupfinstrumenten, afrikanische Frauen flochten den kleinen Gästen bunte Zöpfe.

Harmonisches Miteinander

„Wir sind wirklich froh, dass wir gekommen sind“, erklärte Familie Naudet aus Hürth. Besonders berührt seien sie davon gewesen, am Eingang von einer ausländischen Frau „herzlich Willkommen“ geheißen zu werden. „Dabei sollte es doch an uns sein, die Menschen in Deutschland willkommen zu heißen“, betonte Tochter Monica Baumann. Die Hürther zeigten sich tief beeindruckt von dem respektvollen und harmonischen Miteinander der Besucher aus den vielen unterschiedlichen Kulturen.

Doch bei aller Harmonie gab es auch mahnende Töne. So appellierte Gönül Kinsun an die Stadt Hürth, neben der Integrationsbeauftragten weitere professionelle Koordinierungsstellen einzurichten. Die freiwilligen Helfer bräuchten dringend Entlastung.

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