Tag des offenen Denkmals in HürthSchmalspurkohlebahn wird wieder zum Leben erweckt

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Rhein-Erft-Kreis/Hürth – „Handwerk, Technik, Industrie“. Unter diesem Motto steht der Tag des offenen Denkmals 2015, der am Sonntag, 13. September, stattfindet und dem sich zahlreiche Institutionen, Vereine, Städte, Kirchengemeinden und Denkmalschützer im Rhein-Erft-Kreis angeschlossen haben und ihre Pforten öffnen. Die Präsentation der Schmalspurkohlebahn in Hürth scheint prädestiniert, in diesem Zusammenhang vorgestellt zu werden. Und dies wird der Förderkreis Schmalspurkohlebahn Alt-Hürth, der sich seit 1988 um das einstige Rheinbraun-Vehikel sorgt und kümmert, am Sonntag tun.

Zu sehen ist die Lok aus dem Jahre 1948 sowie zwei Abraum-, ein Kohle-, ein Platten- und ein Mannschaftswaggon. „Mit dem letzten Kohlezug aus dem Tagebau »Vereinigte Ville« gingen am 18. Mai 1988 200 Jahre Braunkohlebergbau in der Stadt Hürth zu Ende“, erläutert Richard Welter, stellvertretender Vorsitzender des 30 Mitglieder zählenden Hürther Förderkreises. Damit sei auch das Ende des 900-Millimeter-Schmalspurbahnbetriebs besiegelt worden, mit dem über Jahrzehnte der Transport des Abraums und der Rohbraunkohle in den Tagebauen bewältigt worden sei.

900-Millimeter-Spur

Die 900-Millimeter-Spur der Bahn wurde im Tagebau deshalb favorisiert, weil mit ihr enge Radien gefahren werden konnten. Mit der Umstellung des Materialtransports vom Gleis- auf den Förderbandbetrieb verlor die Schmalspurbahn allerdings ihre vorherrschende Bedeutung. Mit ihr sei nur noch in den zu Ende gehenden Tagebauen Theresia und Restfeld Ville die Kohle zur Weiterverarbeitung transportiert worden, weiß Welter.

Und hier beginnt die Geschichte des Hürther Förderkreises, der sich 1988 gründete. Ziel des Vereins war es, eine Lokomotive sowie dazugehörige Waggons zu erwerben, sie zu restaurieren und als Industriedenkmal zu erhalten, um an die Bedeutung der Schmalspurbahn bei der Braunkohlengewinnung in der Stadt Hürth zu erinnern. Die einstige Rheinbraun AG (heute RWE Power) schenkte den engagierten Förderkreismitgliedern die 75 Tonnen schwere Elektro-Lokomotive 1036 sowie diverse Waggons, zuletzt den Mannschaftswagen.

Als Standort für das Industriedenkmal wurde ein städtisches Grundstück an der Frechener Straße/Alstädter Straße – in unmittelbarer Nähe der alten Gleisstraße der Ville-Anschlussbahn und am Grubenrand des ehemaligen Tagebaus Theresia – gefunden. Seitdem werden die einzelnen Wagen an ihrem Standort an der Frechener Straße Stück für Stück restauriert. „Der Zustand war katastrophal“ erinnert sich Karl-Heinz Draaf, Vorsitzender des Förderkreises. „Die Stromabnehmer waren zusammengeklappt, alle Teile total verrostet“, so Draaf weiter.

Originalzustand der Lok rekonstruiert

Mithilfe von alten Fotografien und Plänen wurde der Originalzustand rekonstruiert, die Farbgebung analysiert und Schritt für Schritt umgesetzt. Alte Signale fanden sich auf dem Bauhof, und auch diese funktionieren wieder und können nahe der Lok bestaunt werden. Zuletzt ließen die Ehrenamtler die Fahrleitungen für die seitlichen Stromabnehmer nachbilden und bauten sie entlang der Strecke auf. „Die Isolatoren für die Seitenfahrleitungen haben wir bei einem Unternehmen in Leipzig gefunden“, freut sich Draaf.

Jeden Samstag zwischen 10 und 12 Uhr treffen sich Mitglieder an der Lok und widmen sich ganz ihrem Hobby. „Eisen rostet und Holz fault. Hier ist immer was zu tun“, sagt Welter, der einst Technischer Beigeordneter der Stadt Hürth war. Zum Tag des offenen Denkmals am Sonntag werden die Tore von 12 bis 16 Uhr geöffnet.

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