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Rhein-FähreDer Fährmann von Wesseling geht von Bord - Nachfolger gesucht

Lesezeit 3 Minuten
  • Nach 23 Jahren geht Fährmann Wolfgang Hubert in den Ruhestand.
  • Noch gibt es keinen Nachfolger für die Rheinüberquerung nach Niederkassel-Lülsdorf.
  • Die Ausbildung dauert drei Jahre.
  • Berufspendler nutzen gerne die staufreie Alternative über den Rhein.

Wesseling – Ruhig schippert die Marienfels über den breiten Strom. Seit 23 Jahren ist sie der Arbeitsplatz von Wolfgang Hubert. Fünf bis zehn Minuten dauert die Überfahrt über den Rhein von Wesseling bis nach Niederkassel-Lülsdorf – je nachdem, ob es flussauf- oder abwärts geht. Minuten des Innehaltens und der Besinnung für die Fahrgäste. Ende des Jahres aber ist Schluss für den 62-jährigen Hubert. Der Fährmann von Wesseling geht in den Ruhestand.

Noch gibt es keinen Nachfolger für den Mann mit dem ungewöhnlichen Arbeitsplatz. Fährleute sind Mangelware – auch in Köln-Weiß wartet die Fähre auf einen neuen Mann am Ruder. Die Stadt Niederkassel ist derzeit auf der Suche nach Bewerbern, die den Betrieb zwischen Wesseling und Lülsdorf weiterführen wollen.

„Wir haben eine Anzeige in einer Fachzeitschrift geschaltet, aber leider keine Resonanz erhalten“, berichtet der Sprecher der Niederkasseler Stadtverwaltung. Nun wolle man direkt Leute ansprechen, die als mögliche Interessenten für eine solche Tätigkeit in Frage kämen.

Schiff schon seit 1934 in Betrieb

Drei Jahre dauert die Ausbildung zum Fährmann. Hubert war zuvor zweiter Steuermann bei der Köln-Düsseldorfer Schifffahrtslinie, als er 1993 die Marienfels übernahm. Das Schiffchen, das Fußgänger und Fahrradfahrer über den Rhein setzt, ist schon seit 1934 in Betrieb.

Die Fährschifffahrt an dieser Stelle in Wesseling habe aber eine noch längere Tradition, weiß Hubert. „Schon im 16. Jahrhundert wurde an dieser Stelle über den Rhein gesetzt.“

Wer Fährmann werden will braucht eine robuste Gesundheit. Das ganze Jahr über steht Hubert auf seinem Kahn, nur gelegentlich unterstützt von einem zweiten Mann.

Um 6 Uhr startet die erste Fahrt, um 19 Uhr die letzte, 52-mal am Tag geht es über den Rhein. Was für Hubert Routine ist, ist für seine Fahrgäste jedes Mal eine kleine Auszeit vom Alltag. „Für die Fahrgäste ist es eine Erholung.“

Berufspendler, die mit dem Fahrrad oder dem Roller zu ihrer Arbeitsstelle fahren, nutzen gern die staufreie Alternative über den Rhein. 12,80 Euro kostet die Wochenfahrkarte, das Fahrrad inklusive.

Jede Menge Geld investiert

Hubert hat eine Menge Geld in das Boot investiert. Im vergangenen Jahr wurde ein neuer Motor eingebaut, jetzt muss noch die Feuerlöschanlage für den Maschinenraum modernisiert und die Bilgen-Entwässerung auf Elektrobetrieb umgerüstet werden. Als Bilge wird der unterste Raum auf einem Schiff bezeichnet. Hier sammelt sich das in den Schiffsrumpf eingedrungene Wasser, das abgepumpt wird. Alles Modernisierungen, die mächtig ins Geld gehen. „Ersatzteile für ein Boot sind nicht für ein paar Euro zu haben, das fängt immer erst bei 100 Euro an“, sagt der Fährmann.

Hubert bleiben viele schöne Erinnerungen. Unfälle hat es mit der Marienfels in all den Jahren zum Glück nicht gegeben. Und auch der einzige Suizidversuch endete glimpflich. Da war Hubert gerade zwei Monate an Bord. „Ein junger Mann, mit dem ich mich noch ganz normal unterhalten habe“, sagt Hubert. Plötzlich stürzte sich der Mann über die Reling. „Ich will sterben, lasst mich sterben“, habe er die Rettungsversuche abgewehrt. Er wurde an Bord zurückgebracht. Zum Glück haben sich solche (Beinahe)-Tragödien auf der Marienfels nie wieder ereignet.

Am 1. April tritt wieder der Sommerfahrplan für die Rheinfähre Wesseling – Niederkassel in Kraft. Dies bedeutet, dass die Fähre auch wieder am Wochenende – samstags von 8.30 bis 15 Uhr und sonn- und feiertags von 9.30 bis 19 Uhr – im Einsatz ist.

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