Vor 50 JahrenStarfighter bei Wesseling abgestürzt – Pilot wurde als Held gefeiert

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Wesseling – Jan van den Hurk erinnert sich noch genau: „Das Flugzeug machte ganz komische Geräusche. Und es flog auch so untypisch.“ Der heute 75-Jährige kam gerade aus dem Stall, als er den Starfighter am Himmel entdeckte. Der nahm geradewegs Kurs auf die Raffinerie. „Ich sah Wesseling schon in Flammen aufgehen“, sagt der Niederländer heute. Doch der Pilot zeigte Courage. In letzter Minute zog er die Maschine herum und rettete sich mit dem Schleudersitz.

Die Zeitungen waren damals voll von dem Absturz des Starfighters über Wesseling. Der Pilot wurde als Held gefeiert.

Die Zeitungen waren damals voll von dem Absturz des Starfighters über Wesseling. Der Pilot wurde als Held gefeiert.

Halb Wesseling habe Major Hans Sonntag sein Leben zu verdanken, ist van den Hurk überzeugt. Das Ereignis geschah im Oktober vor 50 Jahren. Van den Hurk war damals Vorarbeiter auf dem damaligen Geflügelhof Eichholz und auf dem Weg nach Hause, als er den Starfighter auf die Raffinerie zusteuern sah. Oh Gott, dachte er. Doch dann flog das Flugzeug eine Kurve und raste auf einen Acker zu, wo es explodierte. Major Sonntag überlebte und war der Held des Jahres.

Pilot verhinderte Katastrophe

„Pilot behielt in Todesnot die Nerven“, titelten die Zeitungen damals. Ausgerechnet an einem Freitag, den 13., geschah die Beinahe-Katastrophe. „Starfighterpilot Major Hans Sonntag, 32 Jahre alt, hat am gestrigen Freitag wahrscheinlich vielen Menschen das Leben gerettet“, schrieb der Redakteur damals. Der Pilot steuerte das absackende Flugzeug so geschickt, dass es knapp an einer Wohnsiedlung vorbeiflog. Auch die Tanklager der damaligen Union Kraftstoff sah Sonntag damals schon vor sich. Noch einmal riss der Major die trudelnde Maschine herum und steuerte sie auf den einzigen freien Acker weit und breit zu.

„Es war der 73. Absturz eines Bundeswehr-Starfighters. Neun Millionen D-Mark gingen mit der Maschine verloren“, berichtete die Zeitungen. Kaum auszumalen, so van den Hurk, wie verheerend der Schaden gewesen wäre, wäre die Maschine in der Raffinerie aufgeschlagen: „Es hätte eine riesige Explosionen und sicher viele Tote gegeben.“ Doch alle hatten Glück. Major Sonntag ging am Fallschirm auf einer kleinen Wiese nieder und verletzte sich lediglich an einem Drahtzaun leicht am Kopf.

Der Rumpf des Starkfighters schlidderte noch 300 Meter über das Feld, ehe er an der Autobahnauffahrt Wesseling-Süd in einer Böschung liegen blieb. Zwei Zentner schwere Wrackteile flogen über die Straße und bohrten sich in den Vorgarten eines bewohnten Hauses, wo kurz vorher noch kleine Kinder gespielt hatten. Nur weil es plötzlich zu regnen angefangen hatte, waren die Kinder ins Haus gelaufen. Die Hausnummer des betroffenen Hauses war die 13. Beim Aufschlag des Düsenjägers gab es Explosionen.

Major Sonntag feierte den Tag des Absturzes als seinen zweiten Geburtstag. Monate später dankte ihm die Stadt für sein tapferes Verhalten.

Und auch van den Hurk, der heute in Polen lebt, wird den Absturz nie vergessen.

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