„Rottweil“-StandBlei im Boden und in Bäumen

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Der Boden ist von Bleikugeln übersäht.

Der Boden ist von Bleikugeln übersäht.

Troisdorf – Gesehen haben das Gelände vielleicht nicht viele Troisdorfer. Doch zu überhören war nie, was dort geschah: Jahrzehntelang lief am Rottweil-Schießstand in Troisdorf, zwischen dem Gelände von Dynamit Nobel, heute Industriepark Troisdorf, und Spich, der Betrieb. Seit dem Sommer des vergangenen Jahres ist hier Ruhe eingekehrt, stören nur noch die Bagger aus dem angrenzenden Industriepark die Waldidylle.

Betritt man das gesicherte Gelände, wird schnell deutlich, welche Spuren der jahrzehntelange Schießbetrieb hier hinterlassen hat: Verschwunden sind zwar Großwildtrophäen wie Zebra oder Krokodil aus dem Hauptgebäude, die Bar indes gibt es noch. Unübersehbar sind die Kunststoffhülsen von Schrotpatronen und die Scherben von Tontauben, die den Boden auf der Trap-, Skeet- und Parcoursanlage zentimeterdick bedecken. Noch stehen auch die kleinen Häuschen der so genannten Rollhasen-Kippanlage: Hier fuhr ein bewegliches Ziel an den Schützen vorbei.

Das Problem bei der nun anstehenden Sanierung – die Tropark als Eigentümer hat den Beschluss zum Verkauf gefasst und auch schon einen Investor gefunden – steckt vor allem in der Munition: Die kleinen Bleikugeln, die hier verschossen wurden, bedecken den Boden, finden sich auch noch in 30 Zentimetern Tiefe, stecken zum Teil sogar noch in den Bäumen, von denen viele deutlich geschädigt wirken. „Anderswo redet man über Belastung in Milligramm, hier sind es Gramm“, erklärte vor Ort Dr. Andre Baade, Geschäftsführer der Industriepark Troisdorf GmbH. Entscheidend für eine mögliche Gefährdung aber sei, wie viel von dem giftigen Metall „verfügbar“ sei, also tatsächlich im Boden gelöst. Diese Untersuchungen liefen, so Diplom-Chemiker Baade; bislang sei noch nichts im drei Meter tief liegenden Grundwasser gefunden worden. Auch Sickerwasserprognosen würden erstellt, sagte der Fachmann: In unterschiedlich tiefen Bodenschichten wird das Sickerwasser aufgefangen und analysiert. „Die Gefährdung scheint sich in Grenzen zu halten“, sagte Troikomm-Sprecher Olaf Strubelt.

Der Schießstand trägt den Namen Rottweil nach einer Pulverfabrik in der gleichnamigen Stadt am Neckar. Seit 1926 produzierten Dynamit Nobel und Rottweil unter dem Namen Vereinigte Köln-Rottweil-Werke Munition, 1931 stießen die Rheinisch-Westfälischen Sprengstoffwerke (RWS) hinzu. Seit 2002 gehört das Munitionsgeschäft von DN zum schweizerischen Konzern RUAG Ammotec GmbH.

In der heutigen Form gibt es den Schießstand seit 60 Jahren, in den 90er Jahren war von DN noch eine Laserschießanlage gebaut worden, die aber nie in Betrieb ging.

Zu den Nutzern zählten neben Sportschützen viele Jäger. „Solange ich zurückdenken kann“, so der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Rhein-Sieg, Dr. Norbert Möhlenbruch aus Hennef, wurde für die Jägerprüfung in Troisdorf geübt. Der Stand sei wegen der hervorragenden Ausstattung fast einmalig gewesen im Land, sagte Möhlenbruch. „Deshalb waren wir auch so furchtbar traurig über die Schließung“.

Besuche beim Bürgermeister, der Tropark-Führung und bei Landrat Frithjof Kühn hätten das aber nicht ändern können. Der letzte Pächter habe eine Verlängerungsoption nicht wahrgenommen, sagte Dr. Andre Baade zum Vertragsende im vergangenen Jahr. Laut Möhlenbruch hatte der Privatmann aus dem Linksrheinischen „einen gewissen Druck“ verspürt. „Der wollte eigentlich weitermachen“, sagte Möhlenbruch. Damals seien ihm aber neu geregelte Sicherheitsanforderungen vorgelegt worden, auch habe der Mann eine eigene Wasser- und Stromversorgung aufbauen müssen. Unlängst ist der Mann verstorben. (dk)

Einfacher dürfte der Abriss bei den nebenan liegenden Schießständen für Pistolen oder Langgewehre sein: Hier landeten die Projektile im Sandfang, der in der Vergangenheit ohnehin immer wieder ausgetauscht wurde. Bei der anstehenden Sanierung haben dennoch die Untere Wasserbehörde und die Landschaftsschutzbehörde beim Rhein-Sieg-Kreis mitzureden; erste Gespräche über das Sanierungskonzept soll es in zwei Monaten geben. Eins ist allerdings schon jetzt klar: Bezahlen muss es die städtische Tropark als Eigentümer der Fläche. „Es ist eine Anlage nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz“, erklärte Baade: mit Auflagen für den Betrieb wie für die Stilllegung.

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