Ausstellung von Jürgen Schmitz in SiegburgLandschaftsmaler stellt in seiner Ateliergalerie aus

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Siegburg – Vorsicht! Wer glaubt, die Dorfkirche von Uckendorf zu erkennen, tappt in die Falle. Zwar kam Jürgen Schmitz die Inspiration zu diesem Panorama tatsächlich auf einer Eisenbahnfahrt von Troisdorf nach Köln, doch ist die Impression einer öden, von Monokultur und Industrie geprägten Landschaft ein Produkt der Fantasie.

Für den theatralischen Himmel im letzten Abendlicht ist der Landschaftsmaler auf das oberste Parkdeck der Hochgarage an der Ringstraße gestiegen, die Strommasten, die Gewerbehalle, das in Feldwege wie ein Schachbrett eingeteilte Land entstammen der Erinnerung. Die Landschaft gibt es nicht, aber es könnte sie geben.

Und doch leben auch die aktuellen Bilder, die Jürgen Schmitz in seiner Ateliergalerie an der Ringstraße arrangiert hat, vom Wiedererkennungswert. Das Rheinpanorama mit Kölner Dom, Hohenzollernbrücke, Colonia und Groß Sankt Martin ist ein beinahe fotografisch genaues Abbild. Aber allenfalls „zu 70 Prozent“, räumt der 63-Jährige ein, entsprächen seine Bilder der Realität. Gleichwohl spiegeln sie die Wirklichkeit einer nicht mehr intakten Natur, einer zersiedelten Landschaft. Die Sünden der Urbanität will Schmitz nicht kritisieren, nicht kommentieren. „Sie sprechen für sich“, meint der Maler und betont diese düstere Endzeitstimmung mit seinen meist wolkenverhangenen Himmeln, dem diffusen Licht der Wintersonne und den vielen kleinen Lichtern, die aus Gewerbehallen und Bürohäusern aufblitzen. Und die irgendwie eine Ahnung von Einsamkeit vermitteln. Wie sogar die Strandpromenade von De Haan an der belgischen Nordseeküste, die Schmitz jenseits des Touristenrummels im Herbst gemalt hat: regenverhangen und menschenleer. Bei jedem Wetter ist er auf Motivsuche, um die Melancholie aufzuspüren.

Die können freilich nur Herbst und Winter bieten. Sommerbilder finden sich in seinem Œuvre nicht. Dafür aber Waldstücke, die mit ihren kahlen Bäumen, den teils von Stürmen gekrümmten Stämmen und dem mit Herbstlaub bedeckten Boden die Schwermut auf die Spitze treiben.

Und doch bricht sich auch da wenigstens zaghaft Licht im Geäst: Eine Symbolik, die unweigerlich an Caspar David Friedrich erinnert. An dem großen Romantiker „kommt man nicht vorbei“, räumt Schmitz ein, der sich im Spannungsfeld zwischen Romantik und Sachlichkeit sieht. Was Kuratoren bisweilen bestätigen. So finden sich in der Ausstellung „Der Rhein – eine romantische Affäre“ in der Stadtgalerie Neuwied (bis 17. Januar) neben Meistern des 19. Jahrhunderts auch Gemälde von Jürgen Schmitz. Mit den alten Meistern hat er nicht nur die Geisteshaltung, sondern auch die handwerkliche Akkuratesse gemein, die heutzutage, meint Schmitz, häufig zu kurz komme.

Die Ausstellung, Ringstraße 21, Siegburg, ist noch bis zum 17. Januar, geöffnet, mittwochs bis freitags, 16 bis 19 Uhr, samstags 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung unter 02241/ 527 64.

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