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Kanalreiniger Kuchem GmbHPreiswürdiges Wasser-Recycling in Neunkirchen-Seelscheid

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Mitarbeiter Ronny Könitzer, Seniorchef Manfred Kuchem und Geschäftsführer Ralph Kuchem (v.l.) an einem Kamerawagen.

Mitarbeiter Ronny Könitzer, Seniorchef Manfred Kuchem und Geschäftsführer Ralph Kuchem (v.l.) an einem Kamerawagen.

Neunkirchen-Seelscheid – „Wir wollen auf keinen Fall mit sauberem Trinkwasser dreckige Abflussrohre reinigen“, sagt Ralph Kuchem.

Der 41-jährige ist Geschäftsführer der Kuchem GmbH. So entstand die Idee, Regenwasser zu recyceln. Dadurch spart die Firma allein rund 50 Euro Kosten am Tag für Wasser und Abwasser. Hinzu kommen noch die Zeiten fürs Betanken der großen Lastwagen.

„Wenn wir beim Kunden vor Ort aus einem Hydranten am öffentlichen Frischwassernetz den 10.000 Liter fassenden Tank des Reinigungsfahrzeuges füllen, kann das bis zu einer halben Stunde dauern.“

Die Idee für diese Art von Recycling stammt von Manfred Kuchem. Der 74-Jährige ist Gründer der Firma mit inzwischen 100 Mitarbeitern. „1968 habe ich ganz alleine mit einem Vakuumfass Sickergruben entleert. Das war der Start des Unternehmens“, schildert der Sohn eines Landwirts. 1977 wurde der erste große Saugwagen gekauft, denn die Nachfrage wuchs immer weiter.

Regenwasser in Sickergruben

Wer sich um Abwasserleitungen und den Schmutz darin kümmert, der denkt auch über Umweltprobleme nach. Kuchem senior, heute noch geschäftsführender Gesellschafter, hatte den elterlichen Bauernhof übernommen und sich von der Massentierhaltung getrennt.

Er wollte sich ganz auf seine Firma konzentrieren. Die großen Sickergruben unter den Stallungen waren aber noch vorhanden. So entstand die Idee, sie mit Regenwasser zu füllen, das in den Reinigungsfahrzeugen Verwendung finden kann. Beim Abfräsen von Schmutzpartikeln, die sich im Laufe der Jahre an den Innenseiten der Rohre festsetzen, wird viel Flüssigkeit verwendet, um die Reste auszuspülen. Regenwasser ist dafür ideal.

Sieben Sieger

30 Bewerbungen mittelständischer Unternehmen wurden dieses Jahr bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg eingereicht für den Wirtschaftspreis „Ludwig 2017“. Preise wurden vergeben an den Gesamtsieger sowie in sechs verschiedenen Kategorien. Die Kuchem GmbH aus Neunkirchen-Seelscheid gewann in der Kategorie Nachhaltigkeit für vorbildliche Abwasser-Dienstleistungen. (gvn)

Der Umweltschutz geht sogar noch weiter. Das verschmutzte Wasser wird abgesaugt, gereinigt und kommt erneut zum Einsatz. Deswegen wurde die Firma jetzt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg mit dem Wirtschaftspreis „Ludwig“ in der erstmals vergebenen Kategorie Nachhaltigkeit ausgezeichnet.

In der Region und darüber hinaus ist Kuchem ein Begriff. Außer in Neunkirchen-Seelscheid gibt es weitere Standorte in Siegburg, Frankfurt und Montabaur. „Eines unserer spektakulärsten Projekte war die Sanierung auf dem Gelände der deutschen Botschaft in Moskau“, erinnert sich Annette Kuchem.

Die Tochter des Firmengründers arbeitet als Prokuristin in der Gesellschaft. 3700 Meter Schmutz- und Regenwasserkanäle wurden im Jahr 2008 untersucht und saniert. „Von Juni bis Dezember waren unsere Mitarbeiter dort im Einsatz“, so ihr Bruder Ralph Kuchem. Drei große Lastwagen hatten sich zuvor von Neunkirchen aus auf dem Weg in die Hauptstadt der Russischen Föderation gemacht. Drei Wochen waren sie unterwegs.

Mit dem Entleeren von Sickergruben fing alles an. Heute ist das Reinigen, Überprüfen und Sanieren von Rohrleitungen das Hauptgeschäft der Firma. Moderne Technik hat längst Einzug ins Familienunternehmen gehalten. Schmunzelnd erinnert sich Seniorchefin Gerlinde Kuchem noch daran, wie sie Anfang der 80er Jahre die Computertechnik einführte. Ohne diese Technik ginge heute nichts mehr.

Mit Videotechnik werden die Kanäle inspiziert und Schwachstellen geortet. Dann folgt die Sanierung. Löcher werden fast nicht mehr durch den Austausch von einzelnen Rohrelementen beseitigt. Im modernen Inlinerverfahren wird mit Glasfasergewebe die Schadstelle ohne große Bauarbeiten abgedichtet.

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