Neunkirchen-SeelscheidLeitung des Antoniuskolleg hat klare Meinung zum Turbo-Abi

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Eine klare Position: Barbara Altmann (stellvertretend Schulleiterin) und Gerhard Müller (Schulleiter) sind für G 9.

Eine klare Position: Barbara Altmann (stellvertretend Schulleiterin) und Gerhard Müller (Schulleiter) sind für G 9.

Neunkirchen-Seelscheid – Eine klare Linie hat die Leitung des Antoniuskollegs in Sachen Schulzeit. „Wir möchten, dass eine Regelzeit von neun Jahren bis zum Abitur wieder eingeführt wird“, so Direktor Gerhard Müller.

Auch bei den Eltern gibt es mehrheitlich diesen Wunsch. „90 Prozent wollen, dass ihre Kinder in die Klassen kommen, die das Abitur nach neun Jahren ablegen“, so Müller. Am Antoniuskolleg werden derzeit zwei Möglichkeiten angeboten, Abitur in acht oder in neun Jahren. Deshalb können Vergleiche gezogen werden.

Die Aufgabe der Schule sei auch die Vermittlung von Denkmethoden, erklärt Barbara Altmann, die stellvertretende Schulleiterin. Jugendliche hätten allerdings unterschiedliche Talente. „Und wir bemerken deutlich, dass vielen Schülern beim Abitur in acht Jahren einfach ein Jahr Reife fehlt.“ Die reine Wissensvermittlung sei die eine Sache, das tiefgründige Verstehen von Problemen die andere. „Und da sind neun Jahre einfach besser.“

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G9 biete gefestigtes Wissen und eine bessere Allgemeinbildung

Die Pädagogin wehrt sich gegen den Leistungsstress, der in den letzten Jahren in die Schulen eingezogen sei. Welches Wissen in welcher Zeit erlernt werde, werde wichtiger genommen als die Persönlichkeitsbildung. „Doch im späteren Leben kommt es genau darauf an.“ Gerhard Müller unterrichtet in den naturwissenschaftlichen Fächern. „Es fehlt ganz klar die notwendige Zeit, wenn in acht Jahren der Stoff bis zum Abitur vermittelt werden muss.“ Und der Schulleiter geht sogar noch weiter. „In der Industrie spart eine verkürzte Produktion von Waren Geld, in der Bildung sollten solche Messlatten aber nicht angewendet werden.“ Für rund zwei Drittel aller Schüler mit gymnasialer Empfehlung sei das Abitur in neun Jahren der richtige Weg, denn sie könnten dadurch ein gefestigtes Wissen und eine bessere Allgemeinbildung erlangen. „Auch das ist im späteren Leben wichtig“, so Müller.

Beim Start in die weiterführende Schule gebe es durchaus unterschiedliches Allgemeinwissen bei den Jugendlichen. „Man merkt schon, wer aus einem Elternhaus kommt, das in der heutigen Sprache als bildungsfern bezeichnet wird“, so Altmann. Aber die Bereitschaft der Wissensaufnahme sei vorhanden und es gelinge den Lehrern, in der Zeit bis zum Abitur vieles zu vermitteln.

Hinzu komme ein weiterer Faktor: „Die Pisastudien haben gezeigt, dass es in den Schulen Defizite bei der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund gibt“, sagt Altmann. Und da seien neun Jahre bis zum Abitur einfach besser. Das diene der Chancengerechtigkeit.

„Die beste Lösung ist, wenn jede Schule ihr Angebot selber bestimmen kann“, so Müller zum Volksbegehren. So könne es dann – wie schon vor der Reform – parallel beide Angebote geben. „Es muss einen Weg zum Abitur in neun Jahren geben und ein Angebot für die Schüler, für die ihr Abitur nach acht Jahren sinnvoll ist.“

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