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PolizeiaktionAuch Harley Davidson-Truppe vom Cyclepoint West bei „Biker’s Rast“

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Einen lautstarken Auftritt legte die Harley Davidson-Truppe aus Sankt Augustin beim Auftakt zur Motorradsaison der Polizei an „Biker’s Rast“ hin.

Einen lautstarken Auftritt legte die Harley Davidson-Truppe aus Sankt Augustin beim Auftakt zur Motorradsaison der Polizei an „Biker’s Rast“ hin.

  • Mit einer jährlichen Aktion auf dem Parkplatz von „Biker’s Rast“ in Dattenfeld will die Polizei auf die Gefahren für Biker hinweisen.

Windeck – Einen lautstarken und filmreifen Auftritt legte die Harley Davidson-Truppe vom Cyclepoint West in Sankt Augustin hin, als sie auf dem Parkplatz von „Biker’s Rast“ in Dattenfeld eintraf. Doch die Jungs um Marco Berger sind gemütliche „Cruiser“, keine Heizer. Und so martialisch ihr Erscheinen wirken mag, so sind sie doch Dauergäste bei der Auftaktveranstaltung zur Motorradsaison, die die Polizei mit der Verkehrswacht, dem Tüv Rheinland und dem Deutschen Roten Kreuz alljährlich organisiert.

Zwei tote Motorradfahrer, 33 schwer und 67 leicht Verletzte hat es im vergangenen Jahr bei Unfällen auf den Straßen des rechtsrheinischen Kreisgebiets gegeben. Grund genug also, intensiv über die häufigsten Ursachen zu informieren und die Biker dafür zu sensibilisieren: zu hohe Geschwindigkeit, riskantes Überholen und Fahrfehler. Daneben sind es aber oft genug auch Autofahrer, die zum Beispiel beim Abbiegen und Ausfahren von Grundstücken die Zweiräder schlichtweg übersehen (siehe Umfrage). Und die Ablenkung durchs Smartphone, ob beim Telefonieren oder beim Nachrichtenlesen, spielt eine immer größere Rolle als Unfallursache.

Viele Opfer „Wiedereinsteiger“

Viele Opfer sind 40 bis 55 Jahre alte „Wiedereinsteiger“, die sich etwa nach der Familienphase wieder „auf den Bock schwingen“. Polizeihauptkommissar Norbert Schelenz von der Verkehrsunfallprävention hat eine zweite Gruppe ausgemacht: Jüngere Leute, die bereits über gutes Einkommen verfügen und sich ein Motorrad zulegen können. Das habe es früher weniger gegeben, vermutet er.

Dass Geschwindigkeit ein großes Thema ist, belegen die Kontrollen, mit denen die Polizei den Rasern beikommen will, ab sofort jedes Wochenende und zusätzlich mit dem Pro Vida-Krad. Speziell geschulte Beamte fahren mit einem Motorrad hinterher und filmen die Verkehrsverstöße. Ganz konventionell erwischten Polizisten in der vergangenen Woche einen 54 Jahre alten Motorradfahrer aus Troisdorf. Bei erlaubtem Tempo 70 nahe der Burg Herrnstein wurde er mit 144 Stundenkilometern gemessen. 600 Euro Bußgeld, zwei Punkte und drei Monate Fahrverbot sind die Folge, so Polizeipressesprecher Stefan Birk.

Technische Manipulationen

Technische Manipulationen sind übrigens ebenfalls gang und gäbe. 20 Prozent der Überprüften an anderer Stelle hatten ihren „DB-Eater“, einen Einsteck-Schalldämpfer, ausgebaut. Das kostet 50 Euro. Aber alle hatten ihn dabei und konnten ihn wieder einsetzen, denn andernfalls würde die Maschine wohl sofort stillgelegt. Solche Manipulationen gehören nicht zum Frühjahrs-Check, zu dem die Polizei rät. Dazu gehört aber, sich selbst fit zu machen und es langsam angehen zu lassen. Denn nach der Winterpause muss das Fahrgefühl für die kurvenreichen und attraktiven Strecken im Kreis erst wieder trainiert werden.

So mancher Biker war ganz gezielt zum Auftakt nach Dattenfeld gekommen. An „Biker’s Rast“ hatte Benno Reich von der Verkehrswacht einen Fahrsimulator aufgebaut, mit dem Gefahrensituationen geübt werden konnten. Das DRK übte mit den Besuchern Sofortmaßnahmen am Unfallort, mit der klaren Botschaft, Verunglückten unbedingt den Helm abzuziehen. Matthias Ennenbach appellierte an potenzielle Helfer: „Das Einzige, was sie falsch machen können, ist nichts zu tun.“ Egal, ob Zuspruch oder Notruf, all das ist bereits Erste Hilfe. Der Tüv informierte über technische Sicherheit, an einer Stellwand gab es Schockbilder von schweren Unfällen.

Biker erzählen von ihren Erlebnissen

Manfred Berger (65), Much

Es ist mir schon zwei Mal passiert, dass ich beim schönen Cruisen durch die Gegend von Autofahrern übersehen wurde. Der touchiert dich und du hast keine Chance. Beide Male war es im Bröltal und beide Male waren die Mopeds Schrott. Aber die machen das ja nicht absichtlich.

Eric De Vilder (57), Siegburg

Mich hat mal ein Cabrio-Fahrer überholt, dem ich offensichtlich zu langsam war. Als er vorbei war, hat er absichtlich stark abgebremst. Und auf der Fahrt hierher hat von hinten einer gedrängelt. Ich musste beschleunigen und noch mehr in Schräglage, um wieder Abstand zu haben.

Silke Bernhard (50), Wuppertal

Bisher haben wir Unfälle nur gesehen. Aber in einer Situation mussten wir auf der Autobahn stark nach links Richtung Mittelschutzplanke ziehen, weil plötzlich ein Autofahrer ausscherte, ohne auf die Maschine zu achten. Und oft sind sie durch das Handy abgelenkt.

Ulrich Bernhard (50), Wuppertal

Als wir ohne Warnwesten unterwegs waren, sind wir viel häufiger übersehen worden. Autofahrer bemerken den farbigen Punkt, der sich nähert, viel früher. Ich erlebe bei unseren Touren viele Raser, die sich gerade zu Saisonbeginn überschätzen bei Überholmanövern.

Christian Wasser (31), Siegburg

Das Zweirad fahre ich erst seit März 2015. Mit meiner Maschine bin ich auf der Autobahn liegen geblieben, dort, wo kein Standstreifen ist. Das ist beschissen. Um möglichst wenig in Bedrängnis zu kommen, fahre ich entspannt und gemütlich, am liebsten bei schönem Wetter.

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