Rockparty in WindeckDie Partyreihe „Shine on“ in der Halle Kabelmetal ist Kult

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"Shine On"-Party in der Halle Kabelmetal in Windeck-Schladern.

Windeck – „Shine on you crazy diamond“ (Strahle weiter, du verrückter Diamant) – dieser Song von Pink Floyd stand Pate für eine sehr individuelle Partyreihe, die inzwischen Kultstatus erreicht hat: die „Shine-On-Partys“ in der Kultur- und Eventhalle „kabelmetal“.

Sie machte den kleinen Ort an der Sieg zu einer Pilgerstätte für Fans guter alter Rockmusik –  sogar aus Düsseldorf und Wesel reisen sie an.

Joachim Dettenberg hat es erfunden

Die „authentische Rockparty mit progressivem Touch“, wie er sie selbst beschreibt, hat Joachim Dettenberg erfunden. Der Rockfan lebt, was er spielt und darum wird es bei seinen Partys auch niemals langweilig. Bei der bunten Mischung aus Klassikrock und kultigen Songs aus den 60er bis 80er Jahren stimmt er verschiedene Musikstile aufeinander ab. Er wechselt zwischen harten Rockstücken wie etwa „Radar Love“ von Golden Earring und Balladen wie „Turn the Page“ von Bob Seger & the Silver Bullet Band. Insgesamt 3000 Titel umfasst sein Musik-Repertoire, das er mit seltenen Musikvideos  und bizarren Lichtinstallationen ergänzt.

Musikgeschmack durch 70er und 80er Kult-Disco geprägt

Geprägt wurde Dettenbergs Musikgeschmack in den 70ern und 80ern von der Kult-Disco „Storchennest“ in Asbach, wo der gebürtige Düsseldorfer Stammgast war. Statt Musiker zu werden – „um ein Instrument zu erlernen, war ich zu ungeduldig“ –, lernte er Sanitärinstallateur und kam danach als Zivi nach Koblenz, wo er einer heruntergekommenen Diskothek ein neues, rockiges Leben einhauchte. Nach zwei Jahren nahm er sich eine Auszeit, bis den Vollmond-Fan beim „Rock im Park“ in Nürnberg ein riesiger Leuchtballon faszinierte, der ihn an eben diesen erinnerte.

Geburtsstunde der Leuchtballons

Bei der Suche nach Einkaufsmöglichkeiten dafür tat er eine Marktlücke auf. Das war die Geburtsstunde seiner Firma „Event Light eK“. „Nach drei Monaten hatte ich den WDR als Kunden“, erzählt er.

Die Produzenten vom Rockpalast waren begeistert von seinen Leuchtballons und in den folgenden Jahren hatte Dettenberg 150 Einsätze jährlich für den Kölner Sender. Er sorgte für Dekorationen und Beleuchtung bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreis oder bei Serien wie „Lindenstraße“, „Die Anrheiner“ und „Tatort“. „Mein tollstes Erlebnis war, als der Papst nach Köln kam“, erzählt der kreative Unternehmer von seinem Auftrag, den Kölner Dom zu diesem Anlass auszuleuchten. Doch dann kam die Zeit der Einsparungen beim WDR und das verleidete ihm die Lust an seiner eigenen Firma, die er aber nach wie vor betreibt. Der „Lebenskünstler“ wie ihn  Freunde nennen, zog sich zurück in sein Fachwerkhaus in Asbach – bis ihn ein Bekannter in das neu eröffnete „Elmores“ mitnahm. In diesem verrückten Biergarten in der ehemaligen Versandhalle des gleichnamigen Kabelherstellers gebar der Melancholiker neue Ideen und lernte jede Menge Gleichgesinnte kennen.

Rockparty seit 2013

Schließlich konnte er den Betreiber von der Idee einer Rockparty überzeugen, die im Mai 2013 erstmals in der Lounge des Biergartens stattfand. „Bei der dritten Party im Juli wurden keine Leute mehr hereingelassen, weil es so voll war“, erzählt er. Im Oktober dann wurde in den alten Industriehallen das Event- und Kulturzentrum kabelmetal eröffnet. „Es war sofort klar, dass die Shine-On in die Halle zieht“, so Dettenberg, der damit endgültig den Kampf gegen den „musikalischen Einheitsbrei der Ü-30-Partys“ aufnahm, wie er sagt. „Die erste Party war brechend voll, denn viele Neugierige kamen“, erzählt der 56-Jährige, doch dann war den Gästen die Musik zu progressiv. „Dann habe ich die Musik noch progressiver gemacht, damit die Leute, die das nicht mögen, es sofort abhaken“, sagt der Idealist, dessen Konzept aufging.

An der Bar genießen die Partygäste ihr Getränk und tauschen sich über ihre Lieblings-Rockklassiker aus.

An der Bar genießen die Partygäste ihr Getränk und tauschen sich über ihre Lieblings-Rockklassiker aus.

Nach einem kleinen Einbruch hatte sich das herumgesprochen und es kamen die echten Fans von Progressive Rock zum abtanzen. „Es ist halt nicht leicht, gegen den Strom zu schwimmen“, so Dettenberg, der wegen seiner Nonkonformität immer mal wieder Gegenwind zu spüren bekommt, wie er sagt. Vermehrt kämen inzwischen aber auch Jüngere zu den insgesamt zwölf Partys im Jahr, bei denen in der Regel 400 Leute abrocken. Dettenbergs neuestes Konzept sind die „Double-Shine-Ons“ mit zwei Dancefloors in der Halle und in der „Destille“ nebenan. Eine solche gibt es am 4. Februar und auch am Karnevalssamstag. Am 1. April verbindet Dettenberg ein Konzert der Deep Purple Tribute Band „Demon's Eye“ mit einer anschließenden Rock-Party. Neu ist auch, dass die Gäste ein Kombi-Ticket mit Eintritt und Bahnfahrkarte erwerben können, denn der Bahnhof liegt direkt nebenan.

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