Foodsharing30 Ehrenamtler aus Rhein-Sieg retten Lebensmittel vor der Tonne

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Susanne Knopp, Matthias Jühlen und Charlotte Horn packen die geretteten Lebensmittel aus: Vier Autos sind in der Regel voll.

Susanne Knopp, Matthias Jühlen und Charlotte Horn packen die geretteten Lebensmittel aus: Vier Autos sind in der Regel voll.

Rhein-Sieg-Kreis – Brot, Baguette, Brötchen, Salat, Quark, Kräuter, Obst: Kistenweise laden Susanne Knopp, Matthias Jühlen, Charlotte Horn und die anderen Helfer Lebensmittel aus ihren Autos und stellen sie auf die Haustreppe hinter dem Hennefer Bahnhof.

Die Interessenten warten schon, die Tüten in der Hand.

„Das würde sonst alles weggeschmissen“, sagt Frauke Kirstges aus Hennef, während sie sich am reichen Tisch bedient.

Ganz sorgfältig verpackt die vierjährige Amani den knackigen Salatkopf in die Tasche, die ihr Vater für sie aufhält. Lebensmittel vor der Mülltonne retten, sagt Jörg Xanthopoulos, das ist der Grund, warum er nicht zum Supermarkt, sondern zu den „Foodsharern“ (Lebensmittel-Teilern) geht.

Im gesamten Kreis sind die ehrenamtlichen Lebensmittelretter neuerdings unterwegs, holen bei Bäckereien und Supermärkten aussortierte und abgelaufene Produkte ab und bieten sie zur Mitnahme an.

In Hennef wird in der Regel zweimal in der Woche verteilt, die von den Betrieben gespendeten Lebensmittel stammen aus Hennef und Uckerath. Weitere Verteilstellen gibt es oder sind geplant in Sankt Augustin, Siegburg, Windeck und Eitorf. Wann und wo die Ausgabe stattfindet, wird über den Nachrichtendienst What’sApp auf dem Smartphone bekanntgegeben.

150 Kilo pro Woche

Gut 150 Kilo Lebensmittel retten sie jede Woche vor dem Müll, meistens vier Autoladungen voll: Das ist für alle der Antrieb – von den Märkten über die Abnehmer bis zu den Hausbesitzern, die an diesem heißen Tag ihre kühle Einfahrt für die Verteilung zur Verfügung stellen, damit Salat und Molkereiprodukte nicht verderben.

Teilen statt wegwerfen

Gegen die unnötige Verschwendung von Lebensmitteln setzt sich die ehrenamtliche Organisation „Foodsharing“ ein. Seit drei Jahren ist sie in Deutschland aktiv, mehr als 10 000 Menschen machen mit. Auch im Rhein-Sieg-Kreis werden Lebensmittel vor der Mülltonne gerettet. In What’sApp-Gruppen wird mitgeteilt, wann und wo die Nahrung kostenlos verteilt wird.

In der Steinstraße in Hennef steht zudem ein „Fair-Teiler“, ein Lebensmittelschrank, aus dem sich bedient werden kann. Auf der Facebook-Seite der über 3500 Mitglieder starken Gruppe „Foodsharing Rhein-Sieg-Kreis“ gibt es außerdem viele private Angebote.

hennef@lebensmittelretten.de

www.foodsharing.de

„Was ich so toll finde“, sagt Susanne Knopp aus Sankt Augustin, „ist, dass man so viel Neues kennenlernt. Interessante Gerichte, nette Menschen!“ Ganz anders kaufe sie jetzt ein, erzählt die Mendenerin, die eine von 30 Botschaftern im Kreis ist.

Einen Fragenkatalog musste sie abarbeiten, um die Qualifizierung und den Ausweis der Organisation zu erlangen. Zweimal in der Woche holt sie Lebensmittel bei drei Betrieben ab. „Feste Ansprechpartner sind ganz wichtig“, so ihre Erfahrung. Dann geben die Märkte gern.

Die Betreiber seien doch auch froh, wenn es die unerträgliche Verschwendung, wie es Botschafterin Karin Jagsch aus Neunkirchen-Seelscheid formuliert, am Ende des Tages nicht mehr gebe.

Im Internet wurde sie auf die Facebook-Gruppe „Foodsharing Rhein-Sieg-Kreis“ aufmerksam, kam erst selber zur Ausgabe der geretteten Lebensmittel und engagierte sich schließlich selber als Retterin.

Ihr Mann, erzählt sie, mosere manchmal: „Können wir uns jetzt Lebensmittel nicht mehr leisten?“ Aber, sagt sie, „darum geht es doch gar nicht. Foodsharing hat nichts mit Bedürftigkeit zu tun, sondern dass nichts weggeschmissen wird!“

Und das, versichert Charlotte Horn, die das Projekt gemeinsam mit Sabine Herkenhöhner in Hennef aufbaute, passiere nie: „Wir verteilen alles. Selbst wenn bei der Sommerhitze der Salat welk wird, freuen sich noch Hühner.“

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