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VinylRaven Records in Uckerath ist eine Fundgrube für Schallplatten-Freunde

Lesezeit 4 Minuten
Etwas für das Sammlerherz: Auf 70 Quadratmetern gibt es in Uckerath jede Menge Vinylschallplatten, CDs, Poster und Plattenspieler.

Etwas für das Sammlerherz: Auf 70 Quadratmetern gibt es in Uckerath jede Menge Vinylschallplatten, CDs, Poster und Plattenspieler.

Hennef – Sie sieht ein bisschen aus, als wäre sie in der Wäsche eingelaufen: Die Zehn-Inch-Schallplatte der Beatles aus den 60er-Jahren.

„Eine Sonderpressung für die Mitglieder vom Bertelsmann-Club“, erklärt Bernd Haeger, der Inhaber von „Raven Records“ in Uckerath.

Die hat der 47-Jährige von zu Hause mitgebracht, und auch wenn sie auf dem Markt rund 300 Euro bringen würde, die Schallplatte mit dem ungewöhnlichen 25-Zentimeter-Format ist unverkäuflich.

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Ein Kunde reckt auch gleich schon den Hals und wirft einen begehrlichen Blick auf das seltene Stück, das es nur in Deutschland und eben nur für Mitglieder des Leseclubs gegeben hat: „Ist das noch Schellack?“

Haeger schüttelt den Kopf. „In Indien gab es damals Sonderauflagen der Beatles in Schellack – die werden heute mit 12 000 Euro gehandelt.“

Auf rund 70 Quadratmetern stehen bei ihm im Geschäft Tausende Vinylschallplatten in Klarsichthüllen. Rock, Pop, Heavy Metal. Begehrte Sammlerstücke und Raritäten ebenso wie gut erhaltene „Gebrauchsplatten“ sind bei ihm zu haben.

Ladenlokal an der Westerwaldstraße

Haeger kauft und verkauft alles rund um Musik: gebrauchte Vinylschallplatten, CDs, DVDs, Poster, T-Shirts und Memorabilia jeglicher Art, aber auch gebrauchte Schallplattenspieler. Im Februar eröffnete der gebürtige Uckerather sein Ladenlokal an der Westerwaldstraße. Mit Vinyl handelt der Musikliebhaber schon weitaus länger. „Eigentlich aus einer Not heraus“, erzählt der Uckerather.

„Jedes Genre hat schließlich seine Liebhaber“

„Ich musste meine eigene Sammlung verkaufen und habe gemerkt, dass es einen Markt gibt.“ Dann fing er an, selber zu kaufen und im Internet zu handeln. „Alles, was nachgefragt wird und in einem guten Zustand ist“, sagt Haeger. „Jedes Genre hat schließlich seine Liebhaber.“

Rock, Pop, Jazz, weiß er, gehe immer. Dennoch, sagt er, habe er Jahre gebraucht, um herauszufinden, was gefragt und was ein reeller Preis ist. „Ich weiß inzwischen, was gewisse Sachen wert sind.“

Denn gerade im Internet, so der Plattenhändler, „schreiben viele Leute Fantasiepreise zu den Stücken“.

Die geliebte schwarze Scheibe hat für viele Besitzer ideellen Wert – „dann ist es manchmal schwer für mich, jemandem begreiflich zu machen, dass die Platte aber gar nicht so viel wert ist“.

Eine gute Portion Glück ist aber beim Verkauf oft auch dabei, gibt er zu, denn gerade bei den Auktionsplattformen im Internet könne ein und dasselbe Album mal zu einem guten und mal zu einem viel zu kleinen Preis unter den Hammer kommen.

Ganze Sammlungen aufgekauft

Er selbst kauft meist ganze Sammlungen auf, weiß aber auch, dass „90 Prozent aller Schallplatten, die in den Kellern stehen, Mist sind“. Sampler, beschädigte Plattencover oder zerkratztes Vinyl kann er nicht weiterverkaufen. „Und auch die seltenste Platte der Welt bringt nichts, wenn sie keiner haben will.“

Aber wenn eine gut erhaltene Sammlung aus den 60er-Jahren zum Beispiel nach dem Tod eines Sammlers aufgelöst wird, greift er gern zu. „Ich sehe mir einen Querschnitt der Sammlung an und kann dann aus meiner Erfahrung sagen, ob sich der Ankauf lohnt.“

Einige Schätzchen hat er so zusammenbekommen: eine deutsche Club-Pressung eines Rolling-Stones-Albums der Bravo-Tournee von 1965, eine „Hör zu“-Langspielplatte der Beatles, die englische Erstpressung von „Odessa“ der Bee Gees.

Oder auch die Poster-Sammlung zu sämtlichen Studio-Alben von Abba, die seinen Laden ziert: Von der Plattenfirma aufgelegt, als die schwedische Band sich 1982 auflöste, sind die Poster heute begehrte Sammlerstücke.

Stapelweise Kartons müssen noch geprüft werden

Doch diese Kleinode müssen erst einmal gefunden werden. Stapelweise stehen die Kartons mit Schallplatten und CDs, die noch auf ihre Qualität überprüft und etikettiert werden müssen im Ladenlokal.

Anfangs hatte der ehemalige Tauchlehrer alles zu Hause, in seiner Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung, bevor er sich entschloss, sein Geschäft „Raven Records“ zu eröffnen.

Und auch wenn der Plattenladen für gebrauchtes Vinyl an der B 8 laut Haeger „der einzige zwischen Siegen und Köln ist“ und etliche Pendler neugierig anhalten, das Hauptgeschäft läuft immer noch über das Internet: „Gerade in Asien und im Osten gibt es einen riesigen Markt für Vinyl.“

Aber auch Stammkunden in Uckerath hat er schon – so wie Georg Axer aus Troisdorf. Plattenspieler und Vinyl hat der Sammler schon gekauft, der selber um die 2000 Schallplatten besitzt. „Man hört den Unterschied einfach“, findet er.

Abgesehen von der Klangqualität spreche auch die Lebensdauer für Vinyl, sagt Haeger: „Eine CD hält 30 oder 40 Jahre, dann spielt die nicht mehr; eine gute gepflegte Schallplatte ist für die Ewigkeit.“

www.ravenrecords.de

Die Top 5-Alben des Sammlers

Rocklastig ist der Geschmack von Bernd Haeger. Das zeigt sich auch an der Top-5-Liste der Alben, die seiner Meinung nach jeder besitzen sollte:

1. „Back in Black“ von AC/DC (1980)

2. „Metallica“ (das „Schwarze Album“) von Metallica (1991)

3. „The Beatles“ (das „Weiße

Album“) von den Beatles (1968)

4. „Sticky Fingers“ von den

Rolling Stones (1971)

5. „Dark Side of the Moon“ von Pink Floyd (1973)

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