LohmarNeue Milchtankstelle in Scheiderhöhe hat 24 Stunden geöffnet

Lesezeit 3 Minuten
Wohl bekommt’s! Am Zapfautomat (von links) die Bauern Marlis, Thomas und Heribert Höck mit Vizebürgermeister Guido Koch.

Wohl bekommt’s! Am Zapfautomat (von links) die Bauern Marlis, Thomas und Heribert Höck mit Vizebürgermeister Guido Koch.

Lohmar – War es die Milch? Jungbauer Thomas Höck in Scheiderhöhe-Hammersch ist nämlich stattliche 2,11 Meter groß.

Der 24-jährige Landwirt fühlt sich pudelwohl dabei und spielt Handball beim SSV Overath. Er trinkt jeden Tag mindestens einen Liter. Aber nicht über den „Umweg“ Molkerei, pasteurisiert und homogenisiert, sondern direkt vom Bauernhof als Rohmilch gut gekühlt nach dem Melken.

Das kann in der Gegend jetzt jeder haben. Mit seinen Eltern Heribert und Marlis Höck (beide 60) und ersten Kunden hat er am Wochenende die erste Milchtankstelle in Lohmar eröffnet, einen Automaten zum Selberzapfen, 24 Stunden am Tag zugänglich.

Es ist neben Pohlhausen und Eitorf-Köttingen die dritte im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Die Höcks haben ihre Blechkuh, die man nach Einwurf eines Euros pro Liter per Knopfdruck melken darf, an der Straße Im Hammersch 13 a in ein Holzhäuschen gestellt: Vor ihrem Wohnhaus mit dem Bauernhof dahinter.

Neben der Milch kann man in Selbstbedienung auch Eier, Honig und „Oma Marlis’ Marmelade“ kaufen. Die Straße zweigt direkt von der Scheiderhöher Straße (L 84) im Ort ab, ist also auch für den Durchgangsverkehr leicht erreichbar.

In knapp zehn Minuten zu Fuß von Wielpütz war Angelika Wirges am Samstag gekommen. Sie trinke schon ihr Leben lang Milch.

„Und jetzt bestimmt noch viel mehr, die Milch hier schmeckt ja noch richtig nach Milch“, sagte die 68-Jährige am Zapfautomaten. Auch die Umstehenden waren dieser Meinung und philosophierten, was denn an der Rohmilch besser sei als an der Molkerei-Milch, die man im Supermarkt kauft.

Die Milch aus dem Geschäft schmecke „wässriger“, warf Vizebürgermeister Guido Koch in die Runde. Er wohnt in Durbusch, also auch an der L 84 auf dem Höhenrücken über dem Aggertal. Nach einem weiteren Schluck prägte er einen Satz, dem keiner widersprechen wollte: „Die Milch hier, die schmeckt noch nach Kuh.“

Die Direktvermarktung auf diesem Wege ist für die Höcks sicher nur ein Nebengeschäft. Die Milch ihrer 120 Kühe, die in der wärmeren Jahreszeit auf der Weide grasen, geht hauptsächlich an die Molkerei. Das ist zu oft kein einträgliches Geschäft mehr für die um einen „fairen Preis“ kämpfenden Bauern.

In diesem Dezember, so Heribert Höck, habe er 36 Cent pro Liter erhalten, immer noch einige Cent zu wenig, um Geld zu verdienen. Aber nicht so schlimm wie im Sommer 2016. Da habe er 20 Cent pro Liter bekommen und 4000 Euro pro Monat in den Milchbetrieb zuschießen müssen, weil ja die Kosten etwa für Stall, Energie, Futter und Maschinen weiter laufen.

Ob sich die „Milch to go“ aus der Blechkuh rentiert, wird sich zeigen. Heribert und Marlis Höck schwören jedenfalls auf die Rohmilch, die sie für besonders gesund halten, die laut Veterinärämtern aber vor dem Verzehr dennoch abgekocht werden sollte.

Immerhin ist die Familie damit gut gewachsen. Das zeigen fünf große Kinder und bisher „dreieinhalb Enkel“, wie Marlis Höck sagt, die übrigens neue Präsidentin der Scheiderhöher Weibersitzung ist. Der vierte Enkel soll im März das Licht der Welt erblicken.

Rundschau abonnieren