LohmarSeniorenheim Meigermühle durch Gesetz zum Umbau gezwungen

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Weithin bekannt als Ausflugslokal ist das Restaurant Meigermühle (rechts) im Sülztal an der Landstraße 288. Kaum bekannt dagegen ist das Seniorenheim Meigermühle, das sich hinter der kleinen Erlebnisbrauerei befindet und erweitert werden soll.

Weithin bekannt als Ausflugslokal ist das Restaurant Meigermühle (rechts) im Sülztal an der Landstraße 288. Kaum bekannt dagegen ist das Seniorenheim Meigermühle, das sich hinter der kleinen Erlebnisbrauerei befindet und erweitert werden soll.

Lohmar – Selbst viele, die noch nicht da gerastet haben, kennen die Meigermühle. Von der hochfrequentierten Sülztalstraße (L 288) hat man nämlich einen guten Blick auf das Ausflugslokal.

Vor allem, wenn man von Rösrath und der A 3 Richtung Donrath fährt. Unbekannt ist den meisten aber, das gleich links daneben ein kleines Alten- und Pflegeheim gleichen Namens liegt: das Seniorenheim Meigermühle.

Das muss nun dringend bis zum 31. Juli 2018 umgebaut und erweitert werden. Es handelt sich schlicht um eine Überlebensfrage für das Seniorenheim, hinter dem wie beim Restaurant-Café die Familie Hackmann steht. Sie spricht in ihrer Eingabe an die Stadt von einer „Standortsicherung“ durch den geplanten Erweiterungsbau.

Das Altenpflegegesetz NRW schreibt vor, dass ab Mitte nächsten Jahres 80 Prozent der Zimmer in Altenheimen Einzelzimmer sein müssen. In Meigermühle sind es aber bei 23 Pflegeplätzen bisher nur drei Einzel- und zehn Doppelzimmer.

Acht Plätze würden wegfallen

Würde man in der heutigen Bausubstanz des seit 1983 betriebenen Seniorenheims die Anforderung erfüllen, würden acht Pflegeplätze wegfallen. Mit 15 Pflegeplätzen, so Heimleiter Wolfgang Forsbach, könnte man das Heim, das 25 Mitarbeiter hat, aber nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Deshalb der Erweiterungsplan, der nicht nur zu mehr Einzelzimmern sondern auch zur Vergrößerung des Heims auf dann 31 bis 34 Plätze führen soll.

Zum Gelände der Meigermühle gehören außer Restaurant-Café und Seniorenheim auch eine Minigolfanlage sowie direkt vor dem Heim die kleine aber mittlerweile auch recht bekannte Erlebnisbrauerei, zwei Tennisplätze und ein zum Seniorenheim gehöriger Park mit Teich, auf der anderen Straßenseite ein Campingplatz. Das Ensemble ist auch Ausgangspunkt für Wanderwege.

So wie man von dem langgestreckten Bau des Heimes hinter der Erlebnisbrauerei wenig sieht, wird man auch vom Neubau hinter dem Ausflugslokal nicht viel merken. Er kommt auf die Tennisplätze und wird an den Langbau angeschlossen.

Zu den Plänen gehören auch zwei weitere Häuser – ursprünglich waren vier geplant – , die auf der linken Seite ein kleines Stück in den Hang über den Parkplatz kommen sollen. Sie könnten als Personalwohnungen oder -zimmer genutzt werden, auch um Personal fürs Altenheim zu gewinnen. Auch für betreutes Wohnen wären sie denkbar oder für Tagespflege, ideal für Pendler, die etwa auf dem Weg nach Köln ihre Angehörigen vorbeibringen und abends wieder abholen könnten. Die Häuser würden aber erst in einem zweiten Abschnitt, eventuell ab 2020 gebaut.

Zunächst konzentriert man sich voll darauf, die 2018er-Aufgabe mit 80 Prozent Einzelzimmern zu erfüllen. Und das ist schwierig genug. Die Stadt hat grundsätzlich „Ja“ zu dem Vorhaben gesagt, schließlich sind – wie überall so auch in Lohmar – mehr Pflegeplätze wegen der fortschreitenden Überalterung der Bevölkerung nötig (siehe Infokasten).

Momentan liegt das Vorhaben wegen der vielen auch baulichen Auflagen im Altenbereich bei der Kreisverwaltung als Heimaufsicht. Dort geht es wohl noch im Mai um Abstimmungen und Anforderungen, die am Ende die Investoren noch bezahlen können müssen. Und dann können sie erst den Bauantrag stellen. Allerhöchste Eile ist aber geboten.

In der Branche heißt es, die Heimaufsichten wollten ab Juli 2018 rigoros die Schließung von Doppelzimmern durchsetzen, wenn die 80-Prozent-Regel nicht eingehalten werde. Andere halten das für abstrus, weil die bisher dort wohnenden Senioren ja woanders untergebracht werden müssten. Und das in einer Lage, wo überall um ausreichend Altenheimplätze gerungen wird.

Bald 10.000 Senioren

Neben der Meigermühle gibt es in Lohmar nur das evangelische Altenheim Wahlscheid mit 112 Pflegeplätzen in 88 Einzel- und zwölf Doppelzimmern sowie dessen Ableger in Lohmar-Ort mit 77 Einzelzimmern an der Bachstraße. In der Bedarfsplanung sind noch ein Altenheim-Standort in Birk und einer auf dem Alten Sportplatz in Lohmar-Ort vorgesehen. Sie könnten bald nötig werden. Derzeit sind 6500 Menschen in der Stadt über 65 Jahre alt. Damit zählen knapp 22 Prozent der 30 000 Einwohner Lohmars zu den Senioren. Ihr Anteil steigt. Im Jahr 2030 werden in Lohmar mehr als 10 000 alte Leute ein Drittel der Bevölkerung ausmachen.

Heute sind 1500 Menschen in Lohmar über 80 Jahre alt. 2030 werden sich schon mehr als 2800 in dieser Altersklasse befinden und damit in einem Alter, wo man häufig Pflege braucht. Die Gesamteinwohnerzahl wird sich nach demografischer Berechnung kaum verändern und knapp unter 30 000 liegen. (ca)

Geschichte

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die verwitwete Mutter von Werner Hackmann (mittlerweile verstorbener SPD-Kreistagsabgeordneter) und Fritz Hackmann (bekannt von der einstigen Lohmarer Druckerei) aus Leverkusen nach Lohmar und erwarb mit vorzeitigen Rentenauszahlungen auf Kredit das Anwesen Meigermühle, das sie zu einem Bauernhof machen wollte.

Zuerst hielt sie Hühner und verkaufte die Eier direkt an der Straße an Ausflügler und Camper aus Köln. Der große Kölsch-Barde Karl Berbuir („Do laachs de dich kapott, dat nennt mer Camping“, 1954) verewigte in diesem Lied das Sülztal in der Zeile: „Un et ränte wie e Bies, doch em Sölztal op ner Wies / loge Schmitzens jetz em Zelt bei Mutter Jrön.“

Fortan wurden es immer mehr Hühner. Damals entstand der Name „Eierquelle“. Schließlich fragten Kunden, ob sie die Eier nicht auch zubereiten könne.

Mit Omelette und Strammem Max fing es an. Daraus wurde dann das Restaurant „Eierquelle“, erst später dann „Restaurant Meigermühle“. Ende des Jahres 1973 kam Altenbetreuung in einem Anbau unter dem Namen „Diät-Pension“ hinzu. Seit 1983 wird es als Altenheim betrieben, das aus der Küche der Meigermühle versorgt wird, das manche heute noch „Eierquelle“ nennen. (ca)

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