Mordsspaß in der BackstubeBäckermeister gibt Workshops und liest aus seinen Romanen

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Thorsten Braun

Bäckermeister und Autor Thorsten Braun aus Hennef backt in Bonn

Hennef – Ich habe da mal was vorbereitet.“ Thorsten Braun lässt an der Schüssel schnuppern. „Sauer und fruchtig, wie ein guter Essig“, müsse der Inhalt riechen, erklärt der Bäckermeister. Später werden die Teilnehmer des Sauerteig-Workshops Spitzmaulgraubrote, die unter Verwendung des fermentierten Vorteigs entstehen, verkosten. Und dann daran sterben?

Es wäre nicht Brauns erster Mord. Der 52-Jährige hat schon etliche Menschen um die Ecke gebracht – freilich nur auf dem Papier. „Ich habe gerade ein Buch mit Mordgeschichten geschrieben“, erzählt er, während er an der Rührmaschine hantiert. Neben dem Backen, was er beruflich bei der Hennefer Bäckerei & Konditorei Gilgen’s tut, ist das Schreiben seine Passion.

Braun beweist tiefgehende Geschichtskenntnis

„Leonhardt und der Kiärkenstuten“ und „Napoleon und der Drachenstollen“ heißen seine beiden ersten, 2012 und 2015 erschienenen Bücher. Sein jüngerer Roman „Götter aus schwarzer Erde“ ist im altägyptischen Reich angesiedelt. Auch bei seinem Leonhardt beweist der Autor tiefgehende Geschichtskenntnis. Der Hofbäcker wird im 18. Jahrhundert Opfer einer Intrige zwischen dem sächsischen Kurfürsten und dem preußischen König – und ist, wie der Erfinder dieser literarischen Figur, Sauerländer.

Was beim Workshop nicht unerwähnt bleibt: „Erschrecken Sie nicht, wenn ich ab und zu mal ,woll’ sage“, klärt Thorsten Braun launig über seine Herkunft aus, während er zum Rübenkraut greift, „damit wir mehr Knusper haben“. Aus dem Kosmos seines Handwerks stammen zum Teil auch die Zutaten, mit denen er die mörderischen Kurzgeschichten zubereitet. Gekonnt baut Braun hier die Spannungsbögen auf und findet zum originell abgeschmeckten Abschluss.

Zum Beethoven-Jubiläum kreierte er die Praline „Ludwigs Lust“

Humoristisch wird es in Brauns Abhandlung über das besagte Spitzmaulgraubrot, einer „Kreuzung aus dem afrikanischen Spitzmaulnashorn und dem altägyptischen Chet-Brot“, das durch seine milde leichtsäuerliche Art vor Parasiten gewappnet sei und in der richtigen Umgebung schon mal bis zu 96 Stunden alt werden könne.

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Seine Kurzgeschichten oder Auszüge aus den Romanen bietet der Hennefer auch für 50 Euro je Stunde als „Kammerlesung“ an, auf Wunsch mit passendem Gebäck. Zum kulinarischen Repertoire gehört die von ihm zum Beethoven-Jubiläum kreierte Praline „Ludwigs Lust“. Den Workshop-Teilnehmer munden Praline und Sauerteigbrot, alle überleben.

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