Neubauprojekt in SiegburgNeue Appartements auf dem Gelände des Wolsdorfer Kinderheims

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Siegburg – Fünf Ordensschwestern und sechs Jugendliche sind schon ausgezogen, das Haus ist bereits entrümpelt. Mitte Oktober soll das Gebäude auf dem Gelände des Wolsdorfer Kinderheims abgerissen werden und einem Neubau weichen. Unter dem Slogan „Junges Wohnen in Wolsdorf“ entstehen unter anderem Räume für den ambulanten Dienst der Mutter/Kind-Betreuung, Appartements für junge Mütter und Wohnungen für junge Erwachsene mit Behinderungen.

Von außen sieht das rund 80 Jahre alte Haus, erbaut auf dem Fundament eines Kuhstalls, tadellos aus, doch sei es „völlig marode“ und ein kompletter Neubau preiswerter als eine Sanierung, begründet Dieter Gessner, Geschäftsführer des Kinderheims Pauline von Mallinckrodt, die Entscheidung für das Riesenprojekt, das insgesamt 5,2 Millionen Euro kosten wird.

„Das können wir alleine nicht stemmen“, war sich Gessner klar und hat deshalb die Josefs-Gesellschaft mit ins Boot genommen. Die übernimmt die Kosten für die 20 Behinderten-Wohnungen. In denen sollen die jungen Leute mit Handicap selbstständig ihren Alltag meistern, werden aber stundenweise von Mitarbeitern der in Köln ansässigen Josefs-Gesellschaft betreut – ähnlich wie in Troisdorf, wo die zum Caritasverband gehörende Gesellschaft auf dem früheren Gelände des Canisiushauses bauen will.

Der Bedarf an solchen Wohnmodellen für Behinderte sei groß, weiß Gessner: „Wir nehmen da etwas Druck raus.“ Das gilt auch für das Kinderheim selbst, das „aus allen Nähten platzt“, seufzt Heimleiterin Sonja Boddenberg, auch wegen der Anforderungen des Landesjugendamtes. Kleinkinder sollten nicht je nach Dienstschichten von einer anderen Fachkraft betreut werden, sondern möglichst von einer Bezugsperson und nur in Gruppen von maximal sechs Kindern, erläutert Boddenberg. Das braucht auch mehr Platz.

Im Neubau entstehen nicht nur Räume für den Ambulanten Dienst, sondern auch für eine Kita für vier- bis sechsjährige Kinder. Ganz neu wird auch ein Besucherzimmer mit Übernachtungsmöglichkeiten für Väter und Mütter eingerichtet. Und das Kinderheim bekommt wieder einen vernünftigen Versammlungsraum – nicht zuletzt für die 157 Beschäftigten.

Neu sind auch die Appartements für junge Mütter, die Boddenberg einen „Zwischenschritt vom betreuten Wohnen zum selbstständigen Leben“ nennt. Die Mütter, die zuvor in Wohngruppen wohnten, werden in den Appartements nur stundenweise betreut und müssen ihren Alltag stärker allein meistern, wie auch die ebenfalls nur ambulant betreuten Behinderten,: Gebaut wird gemeinsam, betreut getrennt. Doch im Foyer sollen Kinder und junge Erwachsene, Menschen mit und Menschen ohne Handicap zusammenkommen.

Das Foyer hat das Kölner Architekturbüro Schulte-Architekten, das als Sieger aus einem Wettbewerb hervorging, mit kleinem Bistro als Ort der Begegnung gestaltet – auch für die Nachbarschaft. „Wir wollen uns als Kinderheim noch mehr öffnen“, erhofft sich die Leiterin von dem Neubau, der auch für die fünf Schwestern von der Christlichen Liebe, die einst das Kinderheim gründeten, Appartements und ein Besucherzimmer vorsieht. 1300 der insgesamt 2300 Quadratmeter Nutzfläche wird das Kinderheim, 1000 die Josefs-Gesellschaft beanspruchen. Entsprechend sind die Kosten verteilt. 3, 2 Millionen Euro muss die Mallinckrodt GmbH aufbringen. „2,2 Millionen hatten wir im Sparstrumpf“, so Gessner. Zudem hofft er auf Fördergelder, den Rest müsse das Kinderheim über Kredite finanzieren: „Wir sind an der Grenze der Belastbarkeit.“ Der Bauantrag liegt im Rathaus, möglichst noch dieses Jahr soll’s losgehen. „Im „Frühjahr oder Sommer 2017 wollen wir eröffnen“, sagt Boddenberg zuversichtlich.

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