Thomas JablonkaNeuer Kreisdechant distanziert sich von Opus Dei

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Siegburg – Türen zu öffnen, das macht Thomas Jablonka augenscheinlich Spaß. „Ich hab’ geguckt, wo komm’ ich mit den Schlüsseln überall rein“, gestand der neue Kreisdechant im Pressegespräch. Unter anderem die kleine Kapelle an der Ringstraße hat der jungenhaft wirkende 49-Jährige schon inspiziert.

Am Samstag öffnet er nach seiner Amtseinführung durch Kardinal Rainer Maria Woelki die Tür zu einer größeren Örtlichkeit gleich nebenan: Im Foyer der Rhein-Sieg-Halle laden die Pfarrei Sankt Servatius und das Kreisdekanat Rhein-Sieg zum offiziellen und öffentlichen Empfang.

Er komme gern mit Menschen zusammen und hoffe „auf viel Besuch“– im Gottesdienst, in Gremien und Gruppen und im Pfarrhaus an der Mühlenstraße, wo er eine Etage bewohnt, mit Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Arbeitszimmer und Gästezimmer. Jetzt müsse er nur noch eine Hilfe finden, aber keine Haushälterin, die bei ihm wohnt. „Diese Zeiten sind doch vorbei.“ Putzen, kochen, waschen, all das könne er zwar auch selbst.

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„Feld-Wald-und-Wiesenpastor“ verdient genauso viel

Doch das schaffe er im neuen Amt wohl nicht. Das Erzbistum helfe bei der Finanzierung einer 15-Stunden-Kraft. Denn als Kreisdechant, der rund 300 000 Schäfchen unter sich hat, verdiene er so viel wie zuvor als „Feld-Wald-und-Wiesenpastor“, so Jablonka, in Wipperfürth, einer Gemeinde mit 12 000 Gläubigen.

Welch ein Karrieresprung. Wurde ihm nicht bange, als er den Anruf aus Köln erhielt? „Ich hab mich schon erschreckt“, sagt er und lächelt. Die Aufgabe sei ein „Riesending“. Andererseits werde der Erzbischof ja „eine Idee haben von dem, was du kannst“. So geschickt zu werden, habe einen Vorteil, „wenn es mal nicht so klappt“. Da schwingt doch ein stabiles Selbstbewusstsein mit.

Das lässt ihn auch locker unbequeme Fragen parieren. Wie hält er es mit dem Opus Dei? „Das ist nicht meine Richtung, auch wenn mir das nachgesagt wurde. Ich kenne und schätze zwar einige Priester aus dem Opus Dei, verstehe mich aber eher als rheinisch-katholisch.“ Und wie hält er es mit der Ökumene, die dem Dekanatsrat wichtig ist? „Man muss die Gemeinsamkeiten sehen, die überwiegen; aber auch das Trennende. Darüber müssen wir sprechen.“

Den Leuten zu wenig zugetraut

Die 14 Jahre im weitläufigen Oberbergischen, wo er mit seinem Allrad-VW-Tiguan unterwegs war, haben ihn wohl gestählt. Die Gemeindefusionen waren kein einfaches Terrain, er habe erfahren, dass zu viel Dirigismus nicht guttut, wenn man engagierte Laien einbinden will. „Ich habe zuerst den Leuten nicht genug zugetraut.“ Man müsse die Menschen auch machen lassen und dürfe Kirche nicht „totpastorieren“.

Neue Wege scheut er indes nicht, fragt, ob angesichts der schrumpfenden Katholikenzahl in jeder Kirche jeden Sonntag die Messe gefeiert werden muss. Und ob die Gläubigen „statt fünf Kilometer nach rechts nicht auch fünf Kilometer nach links fahren können“, nur eben nicht in „ihre Kirche“.

Jetzt will er erstmal das Kreisdekanat kennenlernen, von der Fläche her das größte im Erzbistum und das mitgliederstärkste unter den ländlichen. Trotz der Verwaltungsaufgaben sieht er sich als Siegburger Seelsorger, der sonntags die Eucharistie gemeinsam feiern möchte.

Und wie entspannt sich Jablonka? Er will viel spazieren gehen, nicht nur wegen der Herzerkrankung, die ihn vor dem geplanten Antrittstermin im Oktober monatelang außer Gefecht gesetzt hatte. Seinen Garten will er bepflanzen – und regelmäßig kochen. „Da sehe ich, was ich gemacht habe. Wenn ich predige, weiß ich nicht, was dabei rauskommt.“

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