Niederkassel–BonnGeplante Stadtbahn wäre über Rheinbrücke schneller in Köln

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Niederkassel/Troisdorf – Die Rheinbrücke Lülsdorf-Godorf aus dem Bundesverkehrswegeplan 2030 beflügelt die Planer im Kreis.

Seit 2015 gilt die Brücke als Ausbau-Alternative für die jahrzehntelang geforderte Stadtbahn Köln–Niederkassel–Troisdorf–Bonn. Bisher war diese Bahn nur als Verlängerung der KVB-Linie 7 geplant, die in Porz-Zündorf endet, kurz vor Lülsdorf.

Zu den bisherigen fünf Stadtbahn-Gutachten präsentierte der Kreis nun ein weiteres, genannt „technische Machbarkeitsstudie“. Eine Realisierung ist frühestens in zehn Jahren möglich.

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Wie sieht es links und rechts des Rheins aus?

Während man rechtsrheinisch über die Linie 18 und die rheinnähere Linie 16 Köln mit KVB-Netz und Bonn mit SWB-Netz bestens über die Schiene verbunden hat, wurde die rechte Rheinseite vernachlässigt.

Das trifft schon lange auf Kritik der Verkehrspolitiker im Kreis. Zumal das erste Gutachten zur Linie-7-Verlängerung aus dem Jahr 1992 stammt.

Warum rechtsrheinisch?

Die Argumente sind schlagend. Niederkassel ist mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt ohne Bahnanschluss im ganzen Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Zudem liegen die Ortsteile wie an einer Perlenkette aufgeschnürt an der vorhandenen Trasse der Industriebahn („Rhabarberschlitten“).

Sie wäre also für Fahrgäste bestens erreichbar, ebenso Schulzentrum und Industriegebiet Lülsdorf sowie Realschule Mondorf.

Hätte man genug Fahrgastaufkommen?

Mit Sicherheit. Hinzu kommen 8000 Einwohner in Troisdorf-Bergheim und -Müllekoven sowie 5000 Einwohner in Bonn-Schwarzrheindorf.

Rechnet man die als weitere Option gewünschte, aber auch skeptisch betrachtete Zweigstrecke Mondorf–Sieglar–Troisdorf hinzu, wären es weitere 40 000 Einwohner; Schulen und Krankenhaus Sieglar liegen an der Strecke.

Zum Vergleich: An der linksrheinischen Linie 18 sind es nur 35 000 Menschen im Rhein-Sieg-Einzugsbereich.

Wie viel Zeit gewinnt man durch die Stadtbahn?

Heute braucht man von Lülsdorf mit dem Bus nach Wahn und weiter mit der S-Bahn bis zur Kölner Innenstadt 50 Minuten.

Mit der Stadtbahn über die neue Rheinbrücke und dann gleich einschwenkend auf die Trasse der Linie 16 wären es nur noch 25 Minuten, und von Mondorf 37 statt heute 60 Minuten. Bei Verlängerung der Linie 7 seien es 35 statt 50 bzw. 47 statt 60 Minuten, erläutert Kreisplaner Christoph Groneck – klarer Vorteil für die Rheinbrücke.

Was muss gebaut werden?

Als Neubau müsste die Lücke zwischen Mondorf über Bergheim und Schwarzrheindorf bis zur Sankt Augustiner Straße mit Anschluss an die Stadtbahnlinie 66 (Bonn–Sankt Augustin) geschlossen werden.

Auf dem langen Teilstück zwischen Mondorf und Lülsdorf kann man die nur selten für Güterverkehr genutzte Trasse des Rhabarberschlittens zweigleisig ausbauen. Auf der Siegauenbrücke und im Mondorfer Trog müsste die Stadtbahn eingleisig fahren. Dafür könnte man die durch die neue Bahn dann überflüssige Extra-Busspur (Schnellbus Bonn) nutzen.

Laut einem Gutachten von 2000 ist die Siegbrücke statisch für eine Bahn gerüstet. Das müsste aber erneut überprüft werden.

Zu klären ist auch, ob es eine Güter-/Personen-Mischstrecke werden soll oder ob der Güterverkehr (Evonik) über eine neue kurze Trasse von Lülsdorf zur DB-Strecke in Wahn geleitet wird. Neu wäre auch der Lückenschluss (Verlängerung) Lülsdorf–Zündorf).

Was kostet das alles?

Die aktuelle Rechnung (IngenieurBüro Vössing, Köln) geht von 160 Millionen Euro aus. Vor zehn Jahren kalkulierte man 140 Millionen. Die Rheinbrücke müsste aus einem anderen Topf bezahlt werden.

Wie geht es weiter?

Die Verkehrsausschüsse des Kreises und der Stadt Bonn fordern das Projekt. Sie halten Rheinbrücke und Linie-7-Verlängerung beide im Plan.

Es könnte ja sein, dass die Brücke nie gebaut wird. Nachdem die Stadtbahn Niederkassel seit knapp zwei Jahren auf der Liste der neun wichtigsten Stadtbahnprojekte im VRS steht, soll sie nun für den neuen ÖPNV-Bedarfsplan NRW angemeldet werden.

Projekte in diesem Plan werden in der Regel in den nächsten zehn bis 15 Jahren finanziert. Optimisten unter den Planern meinen, man könne den Streckenbau von Bonn bis Lülsdorf vorziehen und schon in Teilbetrieb nehmen, bevor Rheinbrücke oder Linie-7-Verlängerung fertig sind.

Als nächstes folgen Beratungen der beteiligten Stadträte und Kosten-Nutzen-Rechnungen.

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