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Rio 2016Klosterhalfen will nur mal sehen, „wie es ist, bei den Großen mitzulaufen“

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Rhein-Sieg-Kreis – Sie zählt zu den jüngsten Athletinnen bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro – und zu den bescheidensten: Konstanze Klosterhalfen (19), privat schüchtern, auf der Tartanbahn aber bisweilen stürmisch.

Sie wolle nur mal sehen, „wie es ist, bei den Großen mitzulaufen“ – das hatte die deutsche Mittelstrecken-Hoffnung aus Bockeroth im Februar vor ihrem ersten internationalen Rennen bei den Erwachsenen, dem Indoor-Meeting in Karlsruhe, gesagt. Hinterher jubelte sie über Rang zwei und einen U-20-Hallen-Europarekord über 1500 Meter.

Selbst in der Stunde ihres bislang größten Erfolgs blieb Klosterhalfen ihrem Naturell treu. Nachdem sie im tschechischen Ostrava die Olympia-Norm in ihrer Paradedisziplin geknackt hatte, sagte sie beinahe ehrfürchtig: „Allein über Olympia zu sprechen, ist eigentlich schon zu viel für mich.“

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Mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft wenige Tage später löste die Athletin von Bayer Leverkusen endgültig ihr Rio-Ticket. „Nun tatsächlich Teil der größten Sportveranstaltung der Welt zu sein, die man vorher nur aus dem Fernsehen kannte, ist schon cool“, so die einstige Läuferin der SSG Königswinter.

Am Freitag wurde der Teenager mit den vielen Talenten – Klosterhalfen spielte einst Tennis und Handball, turnte, tanzte Ballett und stand 2013 bei der Berliner Fashion-Week auf dem Laufsteg – im Siegburger Kreishaus von Landrat Sebastian Schuster offiziell verabschiedet.

Am Montag hebt sie Richtung Brasilien ab, ehe vier Tage später der 1500-Meter-Vorlauf im Olympiastadion Maracana steigt.

Hoffnung auf den Einzug ins Halbfinale

Es soll nicht ihr letzter Start bei diesen Olympischen Spielen sein. „Natürlich hoffe ich auf den Einzug ins Halbfinale, aber mein Fokus liegt einzig und allein auf dem ersten Lauf“, betont Klosterhalfen.

Ihr Vereinstrainer Sebastian Weiß lehnt sich da schon etwas weiter aus dem Fenster: „Koko kann es in den Endlauf schaffen. Eine Medaille wird sie unter normalen Umständen aber nicht holen – dafür sind die afrikanischen Läuferinnen zu stark.“

Weiß wird beim Vorlauf ebenso im Stadion mitfiebern wie Konstanze Klosterhalfens Familie. „Sie um mich zu wissen, gibt mir Kraft“, sagt die 19-Jährige. Die Anfeuerungsrufe ihres Vaters Bernd nehme sie in der Regel sogar während der Rennen wahr, „in Rio dürfte der Lärmpegel dafür aber zu groß sein“.

Ihre Eltern und ihr jüngster Bruder scheinen vom Weiterkommen überzeugt, schließlich haben sie sich schon ein Ticket für den Tag des 1500-Meter-Halbfinals zugelegt. „Aber bestimmt nur, weil dann auch Usain Bolt läuft“, scherzt Klosterhalfen. Mit dem Weltrekordhalter über 100 und 200 Meter ließ sich die Bayer-Athletin in Ostrava ablichten.

Ihr Idol ist jedoch jemand anderes, nämlich die Frankfurterin Gesa Krause. Die 3000-Meter-Hindernisläuferin bezeichnet Klosterhalfen als „sympathisch und bodenständig. Außerdem sieht das Laufen bei ihr immer so leicht aus.“ Was das angeht, steht sie ihrem Vorbild in nichts nach.

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