AuslandsjahrMann aus Sankt Augustin half bei einem Aufforstungsprogramm in Peru

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Gemeinsam mit peruanischen Umweltschützern sprach Sören Müller-Hansen (4. v. r.) über die tropischen Wälder. Sich zu konzentrieren war bei der Hitze nicht leicht.

Gemeinsam mit peruanischen Umweltschützern sprach Sören Müller-Hansen (4. v. r.) über die tropischen Wälder. Sich zu konzentrieren war bei der Hitze nicht leicht.

Sankt Augustin – Ein Jahr lang arbeitete Sören Müller-Hansen als „Weltwärts“-Freiwilliger in Perus Tropen in einem Aufforstungsprojekt mit. Der Verein Ecoselva aus Sankt Augustin machte es möglich. Der 20-Jährige aus Bonn, der in Troisdorf geboren wurde, berichtet von seinen Erfahrungen.

Den ganzen Körper voller Schlamm und durchgeschwitzt stand ich unter der Dusche und drehte den Hahn auf. Aber es kam nichts. Es gab mal wieder kein Wasser. Die letzten Stunden auf dem Rückweg von der Arbeit im Dorf hatten wir mehr laufend als fahrend zugebracht.

Der Regen hatte die unbefestigte Straße in eine für unser klappriges Auto kaum passierbare Schlammgrube verwandelt, es musste ständig angeschoben werden. Aber in Peru funktionierte irgendwann immer alles irgendwie doch. Und am Ende lief auch wieder das Wasser.

Im August 2015 kam ich, wenige Monate nach dem Abitur, mit der in Sankt Augustin ansässigen Entsendeorganisation Ecoselva e.V. nach Pucallpa im Osten Perus, eine Stadt mit etwa 300.000 Einwohnern und einer wegen der Abholzung der tropischen Wälder hohen Temperatur – mehr als 30 Grad waren an der Tagesordnung.

Dementsprechend anstrengend war die körperlich harte landwirtschaftliche Arbeit, besonders in den Anfangsmonaten. Und in der Regenzeit von Dezember bis März zerstachen mich die großen Mückenschwärme. Bald gab ich auf und ließ das Mückenspray weg. Ich half in dem Projekt „cero deforestación“ („Null Abholzung“), das die noch verbliebenen Wälder des peruanischen Dschungels schützen will, indem die Kleinbauern bei einer nachhaltigen Lebensweise unterstützt werden. Finanziert wird es durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Bonn.

Dauerhafte Einnahmequelle

Wir legten ertragreiche Mischplantagen aus Kaffee, Kakao oder Camu-Camu, einer der vitaminreichsten Früchte weltweit, und Bäumen an. Andere Flächen forsteten wir auf, um den Menschen in Peru eine dauerhafte Einnahmequelle zu verschaffen. Mit diesen Maßnahmen und durch Fortbildungen soll verhindert werden, dass die Bauern weiter brandroden und auch die letzten Wälder verschwinden.

Mich hat im Laufe des Jahres überrascht, mit wie vielen Schwierigkeiten Entwicklungsprojekte verbunden sind. Dessen war ich mir zuvor aus dem fernen Deutschland nicht bewusst. Allein die schwierige Kommunikation und Absprache durch das schlechte Telefonnetz führte zu etlichen Verzögerungen.

Aber: Dank des Projekts „Null Abholzung“ lernten die peruanischen Bauern die Umwelt mehr wertzuschätzen, sie brandrodeten weniger, und wir konnten am Ende sogar gemeinsam den ersten Kakao ernten.

Zwei Wochen blieb uns die beschwerliche Rückfahrt von der Arbeit ins Dorf übrigens erspart: In der gesamten Provinz Ucayali war zum unbefristeten Generalstreik aufgerufen worden. Für zwei Wochen stand alles still. Jeder erzählte mir andere Gründe für den Streik, raus aus der Provinz wäre ich nur noch mit dem Flugzeug gekommen.

Viel zu tun gab es in unserer einfachen Unterkunft während der Streikwochen nicht. Aber immerhin gab es fließendes Wasser.

Freiwilligendienste bei „Weltwärts“

Bei „Weltwärts“ handelt es sich um   ein Programm für Freiwilligendienste in aller Welt, das von einzelnen Vereinen und Organisationen – wie zum Beispiel „Ecoselva“ aus Sankt Augustin –  angeboten  und zu 75 Prozent vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziert wird.

Auf einen Platz für den sechs- bis  24-monatigen Freiwilligendienst können sich alle jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren mit höherem Abschluss, einer Berufsausbildung oder  ähnlichen Erfahrungen bewerben. www.weltwaerts.de

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