Fehlende GewerbeflächenBarfuß-Schuhhersteller Leguano zieht aus Sankt Augustin weg
Sankt Augustin/Hennef – Erfolgreiche Unternehmen spülen Gewerbesteuern in die Stadtkasse.
Doch wachsen sie aus den Kinderschuhen heraus, wie der Barfußschuh-Hersteller „Leguano“, gibt es oft ein Problem: Sankt Augustin hat nicht genügend Gewerbeflächen in einer bestimmten Größe. Die städtische Wirtschaftsförderung konnte nicht helfen, so Leguano-Gründer Helmut Ohlhoff.
Er zieht deshalb mit derzeit 270 Beschäftigten, Maschinen und Logistik nach Buchholz/Rheinland-Pfalz. Erwünschter Nebeneffekt: Die Gewerbesteuern liegen hinter der Grenze des Rhein-Sieg-Kreises „um ein Drittel niedriger“, so Ohlhoff.
Schon in den vergangenen Jahren expandierte die Firma. 2009 startete der überzeugte Barfußläufer Ohlhoff mit einer Mitarbeiterin im Wasserschlösschen Birlinghoven, nähen ließ er seine Fußhüllen mit den Noppensohlen anfangs von Fremdfirmen in Thüringen. Später eröffnete er zwei Produktionsstandorte in Hennef, wo die stabilen Geh-Strümpfe gestrickt und dann mit einer elastischen Silikonschicht besohlt werden.
Der Umsatz kletterte in acht Jahren von 300 000 auf 25 Millionen Euro. 2013 eröffnete der erste Laden in Bad Zwischenahn bei Oldenburg, 74 gibt es derzeit, die meisten davon in Deutschland, einzelne auch auf Mallorca, in Tschechien, Polen und Singapur, sind die Produkte offenbar ein Renner.
Weitere Geschäfte in Bonn und Siegburg sollen bald folgen, so Ohlhoff, 69, der in der Geschäftsführung von Betina Michels und Heidi Hintereck unterstützt wird.
Acht Millionen Euro investiert die GmbH im Industriepark Nord, der an der Grenze zu Hennef liegt. Vor der Werkstür halte ein Bus, für diejenigen Mitarbeiter, die trotzdem Schwierigkeiten hätten, zur Arbeit zu kommen, denke er sogar über einen Zubringerverkehr nach, so der Gründer, der am neuen Standort noch weiter expandieren will. „Dann fehlt uns nur noch ein Kindergarten.“
Der Firmensitz im Buchholzer Ortsteil Mendt ist schon 14 345 Quadratmeter groß. Der erste Spatenstich erfolgte bereits im Juli, die Fertigstellung ist dann für Juni 2018 geplant. Buchholz mit seinen 4512 Einwohnern sei eine dynamisch gewachsene Ortsgemeinde mit einer soliden Finanz- und Infrastruktur, so der Leguano-Chef. Im Gewerbegebiet seien bereits 1200 Arbeitsplätze geschaffen worden.
Die Zeichen stehen bei Leguano auf Wachstum, so Helmut Ohlhoff, der vor einer weiteren Expansion in Europa zunächst vor allem den deutschen Markt erobern will: „Wir sind klitzeklein, 600 Millionen Paar Schuhe werden pro Jahr in Deutschland verkauft, 400 000 sind von uns.“
Er wolle Barfußschuhe für jedermann, jedes Alter und auch jede Gelegenheit produzieren. Derzeit arbeitet er an einem Entwurf für eine flexible Fußhülle aus Leder: „Damit können Sie sogar in der Deutschen Bank arbeiten. Oder in die Oper gehen.“