TraditionDiese Geschäfte in Siegburg haben in den letzten Jahren geschlossen

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Blick auf die Kirche Sankt Servatius, den Markt und die Innenstadt

Blick auf die Kirche Sankt Servatius, den Markt und die Innenstadt

Siegburg – Die Siegburger Innenstadt befindet sich seit Jahren in einem stetigen Wandel.

Während zahlreiche Geschäfte neu hinzugekommen sind, mussten einige Läden schließen – sogar manche mit einer jahrzehntelangen Geschichte. Ein Überblick

Herta Leonhard schließt Boutique

Nach 37 Jahren schließt Herta Leonhard ihre Boutigue am Nogenter Platz. Ende 2017 ist Schluss (hier mehr lesen). „Es hat mir immer Spaß gemacht“, sagt sie rückblickend, und das dürften die treue Stammkundschaft gespürt haben, die sie sich im Laufe der Jahrzehnte erarbeitet hat.

Ihre Stammkundinnen waren es auch, die ihr wirtschaftliches Überleben an dem schwierigen Standort mit der Adresse Nogenter Platz Nummer 3 sicherten.

Über Jahrzehnte haderte sie mit dem tristen Ambiente vor dem Schaufenster: Besonders stören sie die graue Asphaltdecke, die das Äußere von Betonpflastersteinen nur vorspielt, und die klobigen grünen Blumenkübel.

Fachgeschäft für Schneidereibedarf und Kurzwaren Lahrmann

Auf 65 Jahre Geschichte konnte das Fachgeschäft für Schneidereibedarf und Kurzwaren an der Siegburger Johannesstraße zurückblicken. Ende März 2017 schlossen Angelika und Klaus Lahrmann den Laden.

„Ich bin 65 Jahre und will nicht mehr von den Ladenöffnungszeiten abhängig sein“, sagt Klaus Lahrmann zur Begründung, der das Geschäft mit seiner Frau Angelika in der zweiten Generation führt.

Doch eingestellt wird nur der Einzelhandelsverkauf im Ladenlokal: Den Großhandel werden die beiden weiterführen, und der habe immer rund 80 Prozent des Umsatzes ausgemacht, wie Klaus Lahrmann erläutert.

Von Kunden, denen man nach einer Viertelstunde Beratung einen Knopf verkauft, könne man nicht leben. „Auch wenn jetzt jeder zweite sagt: »Schade, dass Sie aufhören«.“

Strauss Innovation

Seit Heiligabend 2016 hat die Filiale von Strauss Innovation in der Siegburger Innenstadt geschlossen.  2006 hat das Geschäft eröffnet. 

Bereits im Oktober hatte sich dieser Schritt abgezeichnet, als der Mietvertrag für das Ladenlokal fristgerecht gekündigt wurde. Da war vielen klar, dass es nicht mehr weiter gehen würde. 

In den vergangenen Jahren wurden immer wieder zahlreiche Filialen geschlossen, die rote Zahlen schrieben – die Siegburger betraf das nicht. Doch durch die Besitzerwechsel änderte sich auch die Strategie des Unternehmens.

„Unsere Kunden konnten das nicht mehr nachvollziehen“, so Filialleiter Andreas Deifuhs. „Strauss stand früher für gute Artikel zu günstigen Preisen in guter Qualität, die dem Lifestyle entsprachen“, ergänzt er.

Deiters übernahm das Ladenlokal als fester Mieter. 

Hutgeschäft "Balduin Schmitz"

141 Jahre prägte der Schriftzug „Balduin Schmitz“ die Siegburger Geschäftswelt. Jetzt ist der Name ein Fall fürs Stadtmuseum.

Als er 1979 mit Ehefrau Marlies das Fachgeschäft übernommen hat, habe er viel Geld dafür bezahlt, den Firmennamen, der in Siegburg ein Begriff war für Hüte und Schirme, beibehalten zu dürfen, erinnert sich Alexander Becker, der freilich das Sortiment um Herren- und später auch Damenmode erweiterte und sich ein solides Fundament an Stammkunden aufbaute.

Es ist ein Abschied auf Raten. Vor knapp fünf Jahren zog „Balduin Schmitz“, unter anderem wegen der hohen Mieten, aber auch wegen der zu kleinen Ladenfläche, von der ersten Reihe in der Kaiserstraße ein wenig ins Abseits der Scheerengasse, jetzt verschwindet das Fachgeschäft für immer von der Bildfläche.

Damen/Herren-Salon an der Katharinenstraße

45 Jahre lang hat Hans Gau den Friseursalon an der Siegburger Katharinenstraße geführt. Sein Vater hatte das Geschäft 1948 gegründet. Ende 2015 schloss der Friseurmeister seinen Salon. Der Salon Gau war der letzte alteingesessene Betrieb im Stadtteil Zange. Der Friseursalon hat sich über Jahrzehnte behauptet, was weniger am Kaffee als am Chef lag.

Caféhaus an der Holzgasse

Das Caféhaus an der Siegburger Holzgasse schloss 2015. Dort eröffnete die Pizzeria Tuscolo einen weiteren Standort. Damit wurde für das 1992 von den Eheleuten Edith und Peter Palmer eröffnete Haus ein neues Kapitel aufgeschlagen. Vor einigen Jahren hatten die Palmers, nach dem sie für ihre Gastronomiebetriebe, darunter auch das Brauhaus, vorläufige Insolvenzverwaltung beantragt hatten, das Caféhaus an einen anderen Betreiber abgegeben.

Der führte den Betrieb nach gründlicher Renovierung im alten Stil weiter.

Seit der Schließung des Cafés werden in der Holzgasse statt Brötchen und Kuchen italienische Pizzen und Pasta aufgetischt.

Juwelier Schneider

1893 gründete Joseph Schneider sein Juweliergeschäft am Markt 27. Mehr als 120 Jahre später gab es das Geschäft immer noch, das mittlerweile von Gerd Schneider und seinem Sohn geführt wurde.

Doch im Herbst 2014 zog das Traditionsgeschäft einen Schlussstrich.

Als Grund nannte Gerd Schneider nicht nur den zunehmenden Internethandel und die Konkurrenz durch Filialisten, sondern auch den gesellschaftlichen Wandel: „Die jungen Leute wollen nur noch Reisen und Spaß, für Schmuck haben sie kein Geld übrig.“

Mit dem Juweliergeschäft Schneider schloss zudem das letzte alteingesessene Geschäft am Siegburger Markt.

Modeboutique Zamani

Ende Juni 2015 schloss die Modeboutique Zamani in der Siegburger Brauhof-Galerie ihre Türen. Grund für den Schritt war laut Angaben von Bahram Zamani der kontinuierliche Umsatzrückgang. In der Fußgängerzone sei die Kundenfrequenz zurückgegangen. Als Problem nannte er auch die hohen Mieten in der Innenstadt.

1998 hatte er das Geschäft an der oberen Kaiserstraße eröffnet, später zog er in das Ladenlokal in der Galerie.

Wäschehaus Räuber

Bereits 2006 schloss das Wäschehaus Räuber. Kurt Bokhoff eröffnete das Mieder- und Wäschehaus 1955. Er hatte den Betrieb von einer Nachfahrin des Gründers Eduard Konrad Räuber übernommen, der in der Aulgasse allerdings noch eine "Heildiener-Praxis" betrieb. Ende Juli 2006 endete die 150-jährige Tradition.

Vergeblich hatten Bokhoffs Töchter Ruth Bosbach und Karin Ehlers damals nach einem Nachfolger gesucht.

Modehaus Limbach

Das Modehaus Limbach schloss Ende Januar 2015.

Spielwaren Wasser

Bereits im Oktober 2014 verkleinerte Hermann Josef Wasser sein Spielwarengeschäft am Siegburger Markt und verkaufte nur noch Modelleisenbahnen. Den Großteil des Ladenlokals übernahm ab Mai 2015 der Optiker Apollo.

1952 gründete sein Vater Hans-Werner Wasser das Geschäft an der Bahnhofsstraße, damals noch ein "Gemischtwarenladen". Bereits ein Jahr später zog das Geschäft dann an den Markt um. Erst in den 70er Jahren spezialisierte sich Wasser dann auf Kinderspielzeug.

Café Hausmann

2007 war im Café Hausmann an der Siegburger Kaiserstraße Schluss. Hans-Peter Hausmann eröffnete das Geschäft mit gerade 22 Jahren am 5. April 1972. Die Kreisstadt verlor 35 Jahre später damit eine Konditorei und Confiserie, die weit über die Grenzen bekannt war.

Der Grund für die Schließung war privater Natur.

Porzellangeschäft Van Gils

1917 wurde das Porzellangeschäft Van Gils am Siegburger Markt gegründet. In der dritten Generation führten die Geschwister Van Gils den Laden bereits, als sie diesen Anfang 2013 aus familiären Gründen schlossen.

Herrenmoden Schneller

Lange befand sich das Geschäft Herrenmoden-Geschäft Schneller an der Neuen Poststraße. 2011 gab es dann einen Räumungsverkauf, bevor der Laden dann an der Kaiserstraße neu eröffnete. Doch dort hielt er sich nicht lange. Grund für die Schließung war wohl die hohe Miete.

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