Elena Ruschdi aus SiegburgDie Mamsell, die vegane Rezepttipps im Internet gibt

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Im Hauptberuf ist Elena Ruschdi Lehrerin am Berufskolleg Siegburg, in ihrer Freizeit Köchin aus Leidenschaft und Food-Bloggerin.

Im Hauptberuf ist Elena Ruschdi Lehrerin am Berufskolleg Siegburg, in ihrer Freizeit Köchin aus Leidenschaft und Food-Bloggerin.

Siegburg – „Ich gehöre zu den Leuten, die ihr Essen fotografieren“, sagt Elena Ruschdi. Zum Beispiel die „Nicecream. Basis sind sehr reife Bananen, im Eisfach tiefgefroren.

Mit Kakao, Ahornsirup und Walnüssen gemixt, wird daraus ein wunderbares Eis.“ Wenn die passionierte Hobbyköchin solche Rezepte ausprobiert, stellt sie das gelungene Ergebnis mit Bild und Text sofort ins Netz und auf ihren Blog „Küchenmamsell“, auf dem sie auch Fragen beantwortet und Restaurant-Tipps gibt.

Das Markenzeichen des digitalen Journals: ein Teppichtiger, der mit dem Kochlöffel winkt. „Das ist Mimi, die Katze meiner Mutter“, erklärt Elena Ruschdi. Die Liebe zum guten Essen nämlich liegt in der Familie.

Arabische Gerichte bevorzugt die 29-Jährige, deren Großvater mütterlicherseits vor vielen Jahren aus dem Irak nach Deutschland kam. So schwärmt sie von eingelegten Salzzitronen als feines Würzmittel.

„Als Kind mochte ich Pfannkuchen am liebsten, mit der selbstgekochten Beerenmarmelade meiner Mutter. Bis ich aus Neunkirchen-Seelscheid wegzog, hatte ich noch nie gekaufte Konfitüre gegessen.“ Allerdings, am Herd hatte sie bis dahin auch nicht selbst gestanden, „denn meine Eltern waren begeisterte Köche“.

Kochkurse in der Volkshochschule Rhein-Sieg

Wir sitzen am Küchentisch in dem Siegburger Altbau, den Elena Ruschdi vor kurzem mit ihrem Mann bezogen hat. Es duftet nach frischem Körner- und Nussbrot, die Gastgeberin hat Obst malerisch arrangiert und Aufstriche gerührt. Kaum zu glauben, dass Ruschdi, die vegane Kochkurse in der Volkshochschule Rhein-Sieg anbietet, sich dieses Handwerk erst vor zehn Jahren angeeignet hat.

Damals zog sie nach Würzburg, um an der Universität Deutsch und Englisch zu studieren. „Meine Mitbewohnerin in der WG konnte auch nicht kochen. Ein Gemüseladen um die Ecke war unsere Rettung. Dort habe ich viele Tipps bekommen.“

Wachsendes Können und die Nachfrage aus dem Freundeskreis legten die Basis für eine große Rezeptsammlung. 300 Rezepte hat die Lehrerin, die am Siegburger Berufskolleg unterrichtet, bislang in ihrem Blog veröffentlicht – von der Pasta Alfredo bis zum White Cake, abgeguckt aus Quentin Tarantinos Film „Django Unchained“.

Schmackhaft werden die Rezepte – zwei Drittel sind Eigenkreationen – durch die lockeren Plaudereien der Autorin. Ruschdis Favorit: „ein Kartoffelcurry mit roten Linsen, einfach zu kochen und lecker“.

Die Gerichte sind alle vegetarisch, größtenteils vegan. „2013 haben wir acht Wochen auf Hawaii verbracht und dort gegen Unterkunft und Verpflegung gearbeitet“, erzählt Ruschdi. „Es gibt dort keine Milchwirtschaft; die entsprechenden Produkte sind also sehr teuer.“

So sei sie „hineingewachsen“ in die vegane Küche: „Es geht nicht um Verzicht, sondern um mehr Genuss“, meint die Köchin. Dass der „Frischkäse“ mit Bärlauch, den die ehemalige Camembert-Liebhaberin an diesem Vormittag serviert, keineswegs aus Kuh-, sondern aus Mandelmilch besteht, ist jedenfalls nicht herauszuschmecken. „Der Blog senkt die Hemmschwelle, etwas Neues auszuprobieren“, sagt die Siegburgerin, die selbst gern spontan agiert: Im Bioladen hatte sie lila Möhren entdeckt, die so „unterhaltsam aussahen“.

Ein paar Klicks im Handy, und schon war das passende Rezept gefunden. Wobei Ruschdi einräumt, dass diese exotischen Karotten nicht anders schmeckten als das gewöhnliche Wurzelgemüse. Die Lust am Ausprobieren aber treibt sie weiter um: „In Paris habe ich in einem Bonbonladen Oliven im Schokoladenmantel entdeckt.“ Bislang sei es ihr freilich nicht gelungen, Salziges und Süßes in dieser speziellen Kombination harmonisch zu vereinen. „Die erste Portion haben die Hühner des Nachbarn gekriegt. Ich werde es weiter probieren, vielleicht mit Kuvertüre.“

Der aufgeräumten Küche sieht man solche Experimente nicht an. „Ich habe das Glück, dass mein Mann hinter mir aufräumt“, sagt Elena Ruschdi, die über sich sagt: „Ich bin ein haptischer Mensch. Ich freue mich, wenn ich Teig kneten oder den Salat mit den Händen mischen kann.“

Und das gern auch für zahlreiche Gäste: So kochte sie bei einem „Foodcamp“ in Bergisch Gladbach, an dem Kochprofis und Fachjournalisten teilnahmen. Zwar gehört sie zu einer Generation, die ihre kulinarische Inspiration eher aus dem Netz als aus Kochbüchern bezieht.

Doch rezensiert Elena Ruschdi in ihrem Blog auch die dicken Wälzer. „Inzwischen schreiben mich auch Firmen an, die mich bitten, mit ihren Produkten Rezepte zu entwickeln, gegen Honorar. Denen antworte ich immer: Nein danke, ich habe schon einen gut bezahlten Job.“

kuechenmamsell.blogspot.com/

kuechenmamsellblog@gmail.com

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