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Mother’s Finest in SiegburgUnerschöpfliche Kraft und Wucht

Lesezeit 2 Minuten
Mit der Wucht einer Zwanzigjährigen präsentierte sich Joyce „Baby Jean“ Kennedy (69), links Ehemann Glenn „Doc“ Murdock und Gary „Moses Mo“ Moore (r.)

Mit der Wucht einer Zwanzigjährigen präsentierte sich Joyce „Baby Jean“ Kennedy (69), links Ehemann Glenn „Doc“ Murdock und Gary „Moses Mo“ Moore (r.)

Siegburg – Von den sechs Mother’s Finest-Gründern standen am Donnerstagabend im ausverkauften Kubana vier auf der Bühne. Das wäre nichts Außergewöhnliches, lägen zwischen der Gründung und heute nicht 47 Jahre. Eine sechsjährige Pause zwischendurch tat nichts zur Sache, da es ohnehin das Kernquartett Joyce „Baby Jean“ Kennedy, ihr Ehemann Glenn „Doc“ Murdock, Gary „Moses Mo“ Moore und Jerry „Wyzard“ Seay war, das 1989 einen Neuanfang beschloss.

Dass diese vier kurz vor ihren Siebzigsten stehen, war angesichts der an den Tag gelegten Energie nicht zu glauben. Allein des Broterwerbs wegen dürfte die unerschöpfliche Kraft und jugendliche Wucht, mit der sie ihre Instrumente bearbeiteten und Joyce Kennedy ihren „Frontman“-Job versah, nicht aufzubringen sein. Die spürbare Lust aufs Musik machen und aufs Feiern mit den Fans war einer der Treiber.

Der andere die endlos detonierende Basstrommel von Dion Derk Murdock, der für sein Handwerk das notwendige Feuer von Mama Joyce und Papa Glenn im Blut hat. Der Puls des Trommlers und des Bassisten Seay, dessen meist eingesetzte Slaptechnik den perkussiven Effekt verstärkte, übertrug sich vom ersten Takt auf die Fans, die fortan exzessiv mitmachten.

Das nutzte das singende Ehepaar Murdock/Kennedy fortwährend für kleine Choreografien und komplexe Chorübungen aus. Der Spaß war auf beiden Seiten, und es gab sogar einige „Wunderbar“ von der Bühne herunter. Die Stücke und ihr genreverbindender Sound rissen mit. Dessen Basis war der Funk (in voller Breitseite bei „Don’t Wanna Come Back“), auf den üppige Portionen Soul und Rock gegeben wurden. Wobei trotz des dichten Teppichs an Grooves, Riffs, schreienden Gitarren, hämmernden Tomtoms und ratterndem Snare die rhythmische Präzision und messerscharfe Klarheit bestach.

Die Nuancen waren zum Zungeschnalzen und ließen die Fans in Superlativen schwelgen. Etwa wenn sich die beiden Gitarristen Moore und John „Red Devil“ Hayes ohne Bruch die Soli übergaben, sich Murdock mit Unisono-Vokalisen mit den Gitarren verbündete oder kurz zu einer winzigen stimmlichen Hommage an Robert Plants „Whole Lotta Love“ fand.

Satte 15 Stücke – je um sechs Minuten lang oder länger – präsentierten die Amerikaner, darunter „Mickey’s Monkey“, „Truth’ll Set You Free“, „Can’t Fight the Feeling“ und natürlich das Markenzeichen schlechthin: „Baby Love“.

Da brodelte es nochmals im Kubana-Keller, dessen erstklassiger Sound die Stücke zusätzlich veredelte.

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