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Mysteriöse AufnahmenSuche nach dem unheimlichen Entenjäger im Siegburger Weiher

Lesezeit 3 Minuten

Siegburg – Ein massiger Kopf mit kleinen Augen und großen Ohren über der Wasserlinie, dahinter schlängeln sich Oberkörper und Schwanz, so könnte die Beschreibung eines Seeungeheuers aus den Tagen der ersten Weltumseglungen aussehen.

Allerdings passt sie auch auf eine Nutria, die am Mittwochvormittag entspannt auf dem Wasser des Trerichsweiher döste.

In Sichtweite des Ufers und sehr zur Freude eines Kamerateams und von Fotografen, die die Meldungen des Vortages über ein unheimliches Geschöpf im Wasser des Siegburger Sees auf den Plan gerufen hatten.

Junge Enten unter Wasser gezogen

Mehrere Spaziergänger hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass junge Enten von jetzt auf gleich unter Wasser gezogen wurden und nicht mehr auftauchten.

Einer von ihnen machte Handyaufnahmen von einer breiten Spur, die sich durch den grünen Bewuchs des Gewässers auf eine Gruppe von Wasservögeln zubewegt.

Eine andere Aufnahme zeigt in der Ferne den Kopf eines schwimmenden Tiers über der Wasseroberfläche. Das dies eine Nutria gewesen sein könnte, erscheint durchaus plausibel.

Landschaftswart Dr. Anton Lehnard, der unmittelbar am Weiher wohnt, bestätigt, dass die Nager dort heimisch sind. Und er sah auch das stattliche, gut 70 Zentimeter lange Exemplar, das in Ufernähe paddelte. „Die leben in einem Damm“, so der promovierte Botaniker, die Tiere würden sogar von Anwohnern gefüttert, mit Möhren etwa.

Nager sind Vegetarier

Als Jäger der Wasservögel kommen sie allerdings nicht in Betracht: Nutrias sind Vegetarier, die sich höchstens mal eine Muschel oder eine Schnecke gönnen. Wie Ralf Beyer, bei der Stadt Abteilungsleiter Grünflächen für Friedhöfe, geht auch Lehnard davon aus, dass ein großer Hecht Appetit auf junge Enten und andere kleine Wasservögel entwickelt haben könnte.

Der Fischbestand habe sich in dem Weiher, der seit den 80er Jahren unter Naturschutz stehe, gut entwickelt. Hechte müssten allerdings von außen in das Gewässer eingetragen worden sein, etwa von Vögeln, die Fischeier im Gefieder mit sich trugen. Denkbar sei auch ein großer Wels, den jemand ausgesetzt habe.

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Lehnard geht davon aus, dass die vielen Kormorane am Weiher eine Fischknappheit verursacht haben könnten – in einem solchen Fall könnten Hechte dann junge Enten oder Teichhühner angreifen. Beyer will die Situation im Auge behalten, vor allem für den Fall, dass ein exotischer Räuber sein Unwesen treibt, so wie Kaiman Sammy, der vor rund 20 Jahren in einem Baggersee bei Düsseldorf für Furore sorgte.

In den sozialen Netzwerken sorgt das Auftauchen der eigenartigen Meldungen saisonbedingt für Belustigung. „Nach dem Sommerloch“ sei das Tier wieder weg, ist ein Nutzer zuversichtlich.

Ein Künstler, der sein Atelier in den städtischen Ateliers im Hohlweg hat, fühlte sich wohl an Horrorwesen wie den Flossenmann aus Jack Arnolds Horrorfilm „Der Schrecken vom Amazonas“ erinnert: Jetzt wisse er, wer bevorzugt nachts an die Tür klopfe und tote Enten vor die Tür lege.

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