Biotope für TiereNaturschutz und Kiesgewinnung sind in Eschmar kein Widerspruch

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Ideale Laichgewässer für Kreuz- und Wechselkröten sind kleine Tümoel wie dieser; Steine und Schilf bieten Rückzugsraum.

Ideale Laichgewässer für Kreuz- und Wechselkröten sind kleine Tümoel wie dieser; Steine und Schilf bieten Rückzugsraum.

Troisdorf – Franz Limbach teilt seine Kiesgrube in Eschmar mit heimlichen Bewohnern. „Ich weiß, dass sie da sind“, berichtet er von den Kreuz- und Wechselkröten. „Aber ich habe sie noch nicht gesehen.“ Dabei schafft der Unternehmer im Familienbetrieb schon seit Jahren Biotope für die Tiere.

„Die Flüsse sind alle begradigt“, erklärt Klaus Weddeling von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis, durch Hochwasser entstehende Tümpel, die bei Trockenheit wieder verschwinden, gibt es nicht mehr. Regelrechte „Habitat-Oasen“ seien da Kiesgruben wie die der Familie Limbach, betont Weddeling. Nicht zuletzt von der Abgeschlossenheit der Betriebe profitiere, wie lange Zeit in der Wahner Heide, die Natur dort. „Wenn wir keine Abgrabungen im Rheinland hätten, gäbe es die Kreuz- und Wechselkröten hier nicht mehr.“

„Weit mehr, als er muss“ tue Franz Limbach in seinem Betrieb für die Umwelt, lobte auch Hans-Gerd Steinheuer vom Kreis-Umweltamt gestern bei einem Termin vor Ort. Dort unterzeichnete der Unternehmer mit Wohnsitz in Siegburg eine Vereinbarung mit Vertretern des Kreises und der Naturschutzverbände sowie der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis: Ziel ist es, die Lebensräume der sogenannten Abgrabungsamphibien weiter zu entwickeln. Auch der Dachverband Vero der Bau- und Rohstoffindustrie ist an der Partnerschaft beteiligt; die Eschmarer Grube ist im südlichen Rheinland der zweite Betrieb, der dem Projekt beitritt.

„Es gibt einen Rekultivierungsplan“, erklärt Franz Limbach, „der das aber nicht vorsieht.“ Stattdessen gaben vor zwei Jahren Mitarbeiter der Kreisverwaltung den Anstoß, den einen oder anderen Tümpel einfach ruhen zu lassen. Offene Ohren fanden die amtlichen Umweltschützer bei Franz Limbach. „Weil ich persönlich gut finde, dass es passiert.“

Seit 1961 betreibt die Familie Limbach die Grube am Eschmarer See; vorher hatten Vater und Opa von Franz Limbach eine Kiesgrube in Mondorf. „Ich mache das in der dritten Generation“, so Limbach. „Und ich hoffe, dass mein Sohn das einmal in der vierten Generation macht“. Nach dem Krieg habe es wenig Interesse am Naturschutz gegeben, der schnelle Wiederaufbau stand im Vordergrund. Heute „müssen wir uns auch um die Natur kümmern, ich mache das gerne“.

Zwei Hektar der inklusive Eschmarer See 45 Hektar großen Gesamtanlage sind derzeit als Biotop entwickelt, bis zu 20 Hektar sollen es im Endausbau sein. Totholz, das nur langsam verrottet, und Steinhaufen bieten Schlupfwinkel und frostfreie Winterquartiere für Amphibien, kleine Becken füllen sich je nach Niederschlag mit Wasser, um dann wieder trockenzufallen – ideale Laichgewässer für die Kröten. An anderer Stelle finden Uferschwalben geeignete Steilwände, um Bruthöhlen für die Aufzucht ihrer Jungen zu bauen. Direkt oberhalb der Radlader, die Sand und Kies abbauen. Und nicht nur die selten gewordenen Schwalben fühlen sich in der Grube zu Hause: Die „große Vielzahl an Landschaftsformen“, so Steinheuer, bringe eine große Zahl von Vogelarten mit sich: Goldammer und Bluthänfling sind hier heimisch, Flussuferläufer und Rohrweihe hat er hier gesehen.

„Man darf die Flächen nicht einfach sich selbst überlassen“, sagt Steinheuer. In der Tat sind Limbach und seine Mitarbeiter immer wieder gefordert. Sie halten aufkommende Vegetation nieder, modellieren das Gelände mit Bagger oder anderen Baumaschinen, häufen Totholz und Steine an. „Wir haben als Kiesabbauer Verantwortung gegenüber der Natur“, sagt Franz Limbach; „wir wollen der Meinung etwas entgegenhalten, dass wir nur verschandeln.“

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