Für Freiheit und ToleranzBündnis ging in Troisdorf gegen die AfD auf die Straße

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Rund 400 Teilnehmer hatte die Protestaktion des Bündnisses Bunter Rhein-Sieg-Kreis vor dem Rathaus.

Rund 400 Teilnehmer hatte die Protestaktion des Bündnisses Bunter Rhein-Sieg-Kreis vor dem Rathaus.

Troisdorf – Auf dem Rathausvorplatz etwa 400 Demonstranten, in der benachbarten Stadthalle rund 350 AfD-Delegierte – und zwischen diesen Welten eine abgesperrte Zone mit deutlicher Polizeipräsenz.

Gegen die Landeswahlversammlung der rechtsgerichteten Partei ging ein breites Bündnis von SPD, Grünen, Gewerkschaften, Kirchen und Sozialverbänden auf die Straße. Und zeigte mehr als zwei Stunden Flagge für Demokratie und Weltoffenheit, Freiheit und Toleranz.

Troisdorfs Bürgermeister gegen die Spaltung der Gesellschaft

„Wir sind laut, bunt, friedlich. Und wir sind viele“, rief der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Hartmann. „Sie behaupten, die schweigende Mehrheit darzustellen“, sagte er in Richtung der Partei „Alternative für Deutschland“. „Aber die angeblich schweigende Mehrheit ist heute hier.“ Die AfD stehe für „Angst, Aggression und Ablehnung“. Applaus und Trillerpfeifen.

Troisdorfs Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski (CDU) wandte sich gegen die Spaltung der Gesellschaft, dagegen, neue Grenzen aufzubauen gegen „schwarze Fußballspieler in der Nachbarschaft“, gegen Homosexuelle. Warnte davor, die Religionsfreiheit und die Pressefreiheit einzuschränken. „Ist das die Alternative?“ Es sei wichtig, „machtvoll und gewaltfrei zu demonstrieren“.

Argumentieren, nicht ignorieren

Dem stimmten auch einige seiner Fraktionskollegen zu, wie Beate Schlich, die bekannte, nicht nur als Privatperson, sondern auch für ihre Partei gegen die AfD zu protestieren: „Wir sind hier, wie sich das gehört.“ Im Vorfeld hatte sich allerdings die Troisdorfer CDU-Fraktion, ebenso wie die FDP im Stadtrat, gegen eine Teilnahme an der Veranstaltung des „Bunten Kreises“ ausgesprochen. Einige Ratsmitglieder bauten stattdessen ein paar hundert Meter weiter in der Fußgängerzone ihre Stände auf. Die Rhein-Sieg-CDU hatte indes ausdrücklich zur Teilnahme aufgerufen.

Die Initiatoren der Veranstaltung – Robert Wendt von den Grünen und Werner Habegger – können es sich auf die Fahnen schreiben, ein solch breites Bündnis „gegen die rechte Hetze“, so Wendt, auf die Beine gestellt zu haben. Man dürfe diese Bewegung „nicht ignorieren“, warb Imke Geske von der Grünen Jugend für die Auseinandersetzung, sondern müsse „dagegen argumentieren“. Und Mario Dahm von den Jusos drehte eine Schmähung des politischen Gegners elegant um. Der Vorwurf des Gutmenschentums sei nicht schlimm: „Ich bin gerne ein guter Mensch.“

Dank der starken Mikrofonanlage übertönten die kurzen Reden und die Musik auf der Bühne eine etwa 70-köpfige Gruppe an den Absperrgittern vor der Stadthalle. Hier hatte sich ein Protestzug der extremen Linken postiert, die per Megafon Schmähungen und Beleidigungen in Richtung AfD-Versammlung schleuderten.

Nur durch den Hintereingang

Davon kamen am Hintereingang der Stadthalle, durch den die Delegierten und die Presse die Halle betraten, nur Fetzen an. Drinnen war gar nichts zu hören vom Protest. Die AfD rang um die Besetzung vor allem der aussichtsreichen Listenplätze 10 bis 15 für die Bundestagswahl. Für jeden Platz gab es eine separate Wahl mit Vorstellung plus fünf Fragen. Über politische Schwerpunkte – und über Persönliches.

„Sehen Sie sich charakterlich in der Lage, diesen Landesverband zu repräsentieren?“ wurde etwa eine Kandidatin, Pädagogin, Psychotherapeutin und zweifache Mutter, gefragt. Offenbar eine Anspielung auf öffentlich getätigte Äußerungen. „Wir haben alle Fehler gemacht, auch ich natürlich. Es ist an der Zeit, das Kriegsbeil zu begraben.“

Bei einem zweiten Kandidaten ging es auch um die erforderliche Berufserfahrung: Könne ein junger Doktor der Mathematik die geforderten fünf Jahre mitbringen? Der Akademiker erhielt viel Beifall für seine Positionen: „Die beste U3-Betreuung heißt Mama“, so der 27-Jährige. Er präsentierte sich als Vordenker: „Ich habe den Willen und die Fähigkeit, eine Rentenreform durchzusetzen.“ Finanzieren wolle er das Ganze, „indem wir die EU plattmachen“. Vor einem Krieg zwischen Russland und Deutschland warnte eine russischstämmige Bewerberin. Ihr Beruf? „Ich bin selbstständige Waffenhändlerin.“

Die Polizeibilanz

„Alles ruhig und friedlich“, so lautet auch die Bilanz der Polizei. Der Einsatz unter Leitung von Polizeidirektor Uwe Pasternak wurde von Frauen und Männern der Bereitschaftspolizeien aus Bonn, Köln und Aachen unterstützt.

Es gab lediglich ein Vorkommnis: Offenbar aus der kleinen Gruppe der Linksjugend/Solid war ein Rauchtopf entzündet worden, was aber weder zu Verletzten noch zu Schäden führte. Die Polizei legte eine Strafanzeige gegen Unbekannt vor und nahm die Ermittlungen auf.

Auch am Sonntag, dem zweiten Tag der AfD-Landeswahlversammlung, war die Polizei mit starken Kräften vor Ort. Die Kölner Straße und die Mühlheimer Straße waren aber nur am Samstag gesperrt.

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