TroisdorfFreizeit-Bauern auf kleiner Parzelle – Biolandwirte vermieten Flächen

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Troisdorf – Die neue Vorratskammer von Björn Strnad und Sandra Schwarzbach ist 50 Quadratmeter groß und liegt auf einem Acker zwischen Kriegsdorf und Niederkassel.

„Vorratskammer“ hat das Paar aus Spich seine „Gartenglück“-Parzelle getauft: Bis zum Herbst haben die beiden die Fläche zum Pauschalpreis gemietet; nach Biostandard können sie hier in den kommenden Monaten ackern und ernten.

Etwa 20 Parzellen haben insgesamt Kathrin und Evgeny Ivanov an Bauern auf Zeit vergeben; seit 2005 bietet das Paar unter dem Label „Gartenglück“ Flächen zur Miete an, inzwischen sind es vier Standorte im Süden Kölns, auf denen gehegt und geerntet wird.

Nur mit dem Rad oder zu Fuß erreichen die Hobby-Bauern die Parzelle. Profis, die ihr Wissen teilen, sind Katrin und Evgeny Ivanov, die mit ihrer Familie auf dem Klefhof im Bergischen leben.

Nur mit dem Rad oder zu Fuß erreichen die Hobby-Bauern die Parzelle. Profis, die ihr Wissen teilen, sind Katrin und Evgeny Ivanov, die mit ihrer Familie auf dem Klefhof im Bergischen leben.

Dabei ist das Prinzip immer gleich: Vollständig bepflanzt bis auf drei Wunschreihen übernehmen die Teilnehmer das Stück Land, mehr als 30 verschiedene Gemüse stehen im Anbauplan, den jeder erhält. Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln, Kohl und Radieschen, Basilikum und Kartoffeln sind bereits eingesät oder ausgepflanzt. Zweimal in der Woche sind die Ivanovs selbst da, um ihr Wissen zu teilen.

„Wir kaufen sonst auch immer Bio“, erklärte beim Übergabetermin der Parzellen Björn Strnad seine Motivation. Selbstanbau könnte ein bisschen günstiger sein, so hofft er. Für die Kinder, 21 Monate und vier Wochen alt, ist es zudem „eine Chance, zu sehen, was an Arbeit dahinter steckt“.

Einen Garten haben die beiden auch, „aber nicht so groß“, Erfahrung mit dem Selbstackern hat er in Köln schon einmal gemacht. „Es kostet keine Zeit“, beteuerten Kathrin und Evgeny Ivanov, die in Witzenhausen bei Kassel ökologische Landwirtschaft studiert haben.

Nur mit dem Rad oder zu Fuß erreichen die Hobby-Bauern die Parzelle. Profis, die ihr Wissen teilen, sind Katrin und Evgeny Ivanov, die mit ihrer Familie auf dem Klefhof im Bergischen leben.

Nur mit dem Rad oder zu Fuß erreichen die Hobby-Bauern die Parzelle. Profis, die ihr Wissen teilen, sind Katrin und Evgeny Ivanov, die mit ihrer Familie auf dem Klefhof im Bergischen leben.

Das Hacken – notwendig, um Unkräuter einzudämmen – ist in einer halben Stunde erledigt; dafür, dass man nicht die falschen Halme zupft, sorgen die Fachleute mit ihrer Anleitung. Zwei Arbeitsphasen in der Woche reichen auch für die Neulinge. „Anfangs sogar eine pro Woche“, so Kathrin Ivanov; „wenn die Ernterei losgeht“, wird allerdings ein zweiter Besuch wöchentlich notwendig. Denn sonst ist man immer ein bisschen zu spät dran.

Die ersten Radieschen sind schon bald soweit. Kaum zu glauben, wenn man das zarte Grün im trockenbraunen Boden sieht. „Jedes Jahr ein bisschen ein Wunder“ ist es auch für die Landwirte, wie sich die Felder verwandeln. „Wir haben auch schon wieder Imkeranfragen“, mit den Pflanzen kommen die Heidelerchen, Bienen und andere Lebewesen.

„Fort Racker“ steht an einer weiteren Parzelle. Erinnerung an eine USA-Reise, die Familie Severin aus Rheidt einmal unternommen hat. „Meine Frau wollte das einfach mal ausprobieren“, erklärte Benjamin Severin, warum das Paar mit Tochter Frieda, Sonnenschutz und Gummistiefeln am Feldrand stand; das gemietete Häuschen bietet dafür nicht genug Platz. „Ein überschaubares Risiko“ nannte er die Miete, 183 Euro sind für die 50 Quadratmeter zu bezahlen. Bringen sie Erfahrung mit? „Meine Eltern hatten Garten, ich durfte mithelfen“, erinnerte sich die hochschwangere Carmen Severin, „Learning by Doing“ erwartet sie und setzt auf den Kontakt zu den Ivanovs, die ihr Wissen teilen. „Gar nicht gießen“, das hat Benjamin Severin schon gelernt, „weil sonst die Wurzeln zu flach wachsen.“ In der Tat: „Die Wurzeln müssen das Wasser suchen“, erklärt Evgeny den Zuhörern.

Sehr unterschiedlich sind die Vorkenntnisse, haben er und seine Frau inzwischen erfahren. „Im ersten Jahr haben die Leute viele Fragen“, wenn sie wiederkommen, „gründen sie bald die eigene Selbsthilfegruppe“.

Weitere Infos – ökologische Landwirtschaft

1,7 Hektar Land haben die Gartenglück-Gründer bei Kriegsdorf gepachtet; von den insgesamt 80 Parzellen sind derzeit noch 60 zu haben. Gewirtschaftet wird nach Bio-Standards, Plastik ist ebenso verpönt wie Kunstdünger verboten.

„Wir wollen auch die Grundlagen der ökologischen Landwirtschaft vermitteln“, sagt Kathrin Ivanov; dazu gehören die Regeln der Fruchtfolge: Die einzelnen Pflanzensorten „wandern“ von Jahr zu Jahr über die Flächen.

Für Donnerstag, 25. Mai, 14.30 bis 18.30 Uhr, lädt das Gartenglück-Team zum „Radieschenfest“ ein. Mit Pflanzenmarkt, Kaffee und Kuchen, Ackerführung und Mittelalterspektakel für Kinder. Parken am Pirolweg in Troisdorf-Kriegsdorf,

dann geradeaus und erster Feldweg links. (dk)

www.gartenglueck.info

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