Abo

TroisdorfNach 47 Jahren endet die Geschichte der Sieglarer Korczak-Realschule

Lesezeit 3 Minuten

Troisdorf – Sie waren bei Hans Meiser in der Talkshow und hatten Hans Rosenthal zu Gast in Sieglar, sie wurden vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in der Villa Hammerschmidt empfangen und feierten sportliche wie künstlerische Erfolge.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blättert Renate Kaatz in der Geschichte der Realschule Sieglar.

„Je länger wir das aufzählen, umso schlimmer finde ich, dass es uns bald nicht mehr gibt“ – mit dem Ende des Schuljahres endet nach 47 Jahren auch die Geschichte der Korczak-Realschule.

„Aber mit einem Paukenschlag“, wie Renate Kaatz, die seit 40 Jahren selbst an der Schule unterrichtet, und ihre Mitstreiter betonen: Seit Herbst des vergangenen Jahres bereitet eine Planungskommission das große Abschiedsfest vor. „Schwamm drüber“ heißt das Fest, das im Bürgerhaus Spich an der Waldstraße über die Bühne gehen wird.

„Alle noch mal treffen, bevor es aus ist“, haben sich Jürgen Oetter, selbst langjähriger Lehrer und Geschäftsführer des Fördervereins, sowie Wolfgang Pütz, Pennäler in Sieglar von 1976 bis 1982, vorgenommen.

1970 war die Schule gegründet worden; in Ermangelung eines eigenen Gebäudes zogen die ersten Klassen in die ehemalige Berufsschule am Hofweiher; erst 1974 zogen sie um nach Sieglar, wo das Schulzentrum aber erst 1976 fertig wurde. Mit dem Schuljahr 1977/78 beginnt der Ganztagsbetrieb – „wir waren die erste Ganztags-Realschule im Rhein-Sieg-Kreis“, erinnert sich Jürgen Oetter nicht ohne Stolz.

„Für viele Eltern war das damals ein Grund, ihre Kinder hier anzumelden“, sagt Wolfgang Pütz, für dessen Eltern das ebenfalls galt. „Beide waren berufstätig“, so Pütz; und Renate Kaatz erzählt: „Wir haben damals mehr Zeit mit manchen Schülern verbracht als die Eltern – immer wieder sagten welche Mama zu mir.“

Bis zu 900 Jungen und Mädchen besuchten die Schule in Spitzenjahren, fünfzügig wurde zeitweise unterrichtet. Feldhausklassen nahmen die Lernenden auf. Mehr als 3500 junge Menschen absolvierten die Schule – und fast alle sahen irgendwann den berühmten Film über den Namensgeber der Schule, Janusz Korczak, der die Kinder seines Waisenhauses in Warschau auch in den Tod im KZ begleitet.

„Ich habe die Kassette noch“, sagt Schulleiterin Kaatz, auch wenn der Film inzwischen nicht mehr auf dem Lehrplan steht. „Sie sollten nicht nur Mathe, Deutsch und Englisch lernen, sondern auch die Prinzipien, die hinter dem Namen der Schule stehen.“

Im Sommer 2011 wurde entschieden, die Schule auslaufen zu lassen; während die Gesamtschule wächst, schrumpft die Realschule auf aktuell nur noch 87 Schülerinnen und Schüler in drei zehnten Klassen. Auch sie dürfen am 24. Juni mitfeiern, obwohl sie erst am 7. Juli ihre Abschlussfeier haben. „Weil sie ja sonst kein Ehemaligentreffen mehr haben“, entschieden die Organisatoren.

Feier am 24. Juni

„Die Schule verschwindet, aber unsere Erinnerungen bleiben“ – so wollen am Samstag, 24. Juni, die Abgangsjahrgänge 1976 bis 2017 der Realschule im Bürgerhaus Spich feiern. Einlass ist ab 16 Uhr, um 17 Uhr beginnt das Fest.

Auf dem Programm steht unter anderem eine kleine Talkshow mit erfolgreichen Absolventen der Schule, aus deren Reihen Stephan Engels ebenso hervorging wie Eishockeyprofi Sören Sturm, Rennfahrer Fabian Schiller oder VR-Bank-Vorstand Holger Hürten. Mit Norbert Lennartz hat auch ein Dozent der Universität Vechta zugesagt. Die Teilnahme kostet fünf Euro, die Veranstalter bitten um vorherige Anmeldung. (dk)

www.korczak-realschule.de

Rundschau abonnieren