Restaurierung NordbahnhofZum Glas Wein zur Endstation Sehnsucht

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In ein Schmuckstück verwandelt der neue Eigentümer Stefan Pick den unter Denkmalschutz stehenden Nordbahnhof, einst Station der stillgelegten Aggertalbahn. (Foto: Mischka)

In ein Schmuckstück verwandelt der neue Eigentümer Stefan Pick den unter Denkmalschutz stehenden Nordbahnhof, einst Station der stillgelegten Aggertalbahn. (Foto: Mischka)

Siegburg – Wer als kleiner Junge davon träumt, einmal Lokführer zu werden und als Erwachsener ein passionierter Modelleisenbahner ist, der will irgendwann auch einen Bahnhof haben - einen richtigen. Stefan Pick ist angekommen an seiner Endstation Sehnsucht. Er hat den alten Nordbahnhof gekauft und verwandelt ihn zusehends in ein Schmuckstück.

Irgendwann vor drei Jahren habe er die damalige Eigentümerin kennen gelernt: „Wenn Sie einmal verkaufen wollen, sagen Sie mir Bescheid.“ Das war im Frühjahr 2007, knapp ein Jahr später folgte die Übergabe - und dann gab s auch schon die erste böse Überraschung. „Wie viele Eimer haben Sie aufgestellt?“, fragte ironisch ein Nachbar: Wassereinbruch. Das Dach inklusive Unterkonstruktion war total marode und musste komplett erneuert werden.

Es blieb nicht beim Dach. Seit Anfang des Jahres sind die Arbeiter dabei, den Nordbahnhof, einst Station der liebevoll „Lühmere Grietchen“ genannten Aggertalbahn, aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken. Zuletzt war das Baudenkmal in einem jämmerlichen Zustand und teils von Gestrüpp überwuchert. Derzeit türmt sich auf dem ehemaligen Bahnsteig, an dem heute ein Radweg auf der alten Trasse entlang führt, noch der Bauschutt, doch ist schon deutlich zu sehen, dass aus dem geschichtsträchtigen Haus ein Kleinod wird.

Und davon sollen alle was haben. Pick will dort, wo früher die Wartesäle für die 1. und die 2. Klasse waren, ein Restaurant mit Außengastronomie einrichten. Da hat er schon ganz konkrete Vorstellungen. Einen preiswerten Mittagstisch für die Geschäftsleute und die Beschäftigten in den Behörden soll es geben und abends die Möglichkeit „in gepflegter Atmosphäre“ zu speisen oder ein Gläschen Wein zu trinken. Anfragen potenzieller Pächter habe er vorliegen, allein der Segen der Stadt fehlt noch. Denn die Sache ist nicht unproblematisch. Der ehemalige Bahnsteig scheint für Außengastronomie wegen der Nähe zur Wohnbebauung ungeeignet, Richtung Theodor-Heuss-Straße müsste ein Teil des Grundstücks über der Tiefgarage genutzt werden. Doch auf diesem Areal war bislang eine Erweiterung des derzeit entstehenden Wohnquartiers Minoritenviertel zumindest schon ins Auge gefasst.

Pick hingegen denkt an eine „kleine Oase mitten in der Stadt“, die letztlich auch die Kaiserstraße aufwerten könne. Doch von der Entscheidung der Stadtplaner hängt ab, wie der Nordbahnhof innen gestaltet wird. Da ist auch Bürgermeister Franz Huhn ganz zuversichtlich, zumal er den Nordbahnhof ein Haus nennt, „das dazu beiträgt, dass Siegburg ein Gesicht hat.“ „Großartig“ fände es Huhn, wenn das Grundstück über der Tiefgarage zu einer „städtebaulich attraktiven Ecke“ gestaltet werde.

Einstweilen wird weiter am Nordbahnhof gearbeitet. Draußen ist schon viel passiert. Der alte Putz wurde abgeschlagen, das Dach neu gedeckt mit Untertage-Schiefer vom Katzenberg in Mayen. „Der ist besonders hart“, versichert Pick, der auch die verrotteten Fenster gegen originalgetreu gearbeitete neue Fenster austauschen ließ. Es fehlt noch die alte Bahnhofsuhr und - ganz wichtig - das Schild „Siegburg Nord“. Auch die verfaulte Unterkonstruktion für die Schieferfassade am Anbau muss noch erneuert, und die Haustüren müssen noch restauriert werden. Sie zu ersetzen, scheiterte am Veto der Denkmalschützer, die „sehr um Details bemüht“ waren, wie Stefan Pick erfahren hat.

Es gibt also noch viel zu tun. „Vielleicht zur Weltmeisterschaft“, hofft der Hausherr heimlich, könne der Nordbahnhof wieder in neuem Glanz erstrahlen. Und dann an die Tradition der 1874 erbauten Aggertalbahn erinnern, die vornehmlich die Textilindustrie im Oberbergischen erschließen sollte, aber auch dem Personenverkehr diente. So fand sich im Nordbahnhof, den bereits Mitte der 1980er Jahre der damalige Eigentümer, Architekt Michael C. Deisenroth, in ein Wohnhaus mit Atelier umgebaut hatte, schon früher ein Schankraum, wie alte Ansichten zeigen.

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