Schule geschlossenAuf der Suche nach neuer Heimat

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Stürzt auch Ikarus? Die Skulptur am schwer beschädigten FWG- Gebäude blickt genau auf die Archiv- Trümmer. (Bild: dpa)

Stürzt auch Ikarus? Die Skulptur am schwer beschädigten FWG- Gebäude blickt genau auf die Archiv- Trümmer. (Bild: dpa)

Innenstadt – Von einer Stunde auf die andere haben über 2000 Schüler ihre „Heimat“ in ihren vertrauten Schulen verloren, bedauert NRW-Schulministerin Barbara Sommer. Sie machte sich gestern ein Bild von den Auswirkungen des Archiv-Einsturzes in Köln: „In den betroffenen Schulen wird auf Monate kein Unterricht stattfinden können.“ Nachdem der Alltag für zwei städtische Schulen - und die LVR-Förderschule für Sehbehinderte - aus den Fugen geriet, setzen das Ministerium, Bezirksregierung und Schulverwaltung alles daran, „dass sie ein Stück Heimat wiederbekommen“. Mit im Gepäck hat die Ministerin zur Unterstützung des selbst schwer beschädigten Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums (FWG) und der nahen Kaiserin-Augusta-Schule (KAS) im Sperrgebiet vier zusätzliche Stellen: Je einen Schulverwaltungsfachmann und je eine Lehrkraft.

Auf Hochtouren läuft die Suche nach Ersatzquartieren, damit am Montag der Not-Betrieb starten kann. Gehofft wird, dass das FWG trotz des einsturzgefährdeten Anbaus erhalten werden kann, so OB Fritz Schramma. Absehbar ist, dass die Auslagerung wohl bis mindestens zum Sommer dauert. Gesucht werden laut Dezernentin Dr. Agnes Klein 13 000 Quadratmeter für rund 2000 Schüler der beiden Schulen an zwei Standorten. Auf die Schnelle werden bis Montag keine Fachräume einzurichten oder Turnhallen zu beschaffen sein, aber zumindest der „Kernbereich“ angeboten. Die Stufe 13 bereitet sich ab heute in Räumen an der Hohen Pforte aufs Abi vor.

Besorgte Eltern der Förderschule im Sperrbereich mit rund 80 Schülern können Aufatmen. Silke Hauptmann, Mutter eines sehbehinderten Sohnes, hatte sich große Sorgen gemacht: „Die teilweise blinden Schüler brauchen besonders dringend eine vertraute Umgebung und die nötigen Geräte!“ Der Unterricht wird in die Johann-Gronewald-Förderschule verlagert, Fahr-Transporte werden umorganisiert.

Die Erschütterung über das Unglück ist groß, aber auch der Zusammenhalt an den Schulen. „Schüler, Eltern und Lehrer werden sehr gut mit eingebunden!“, lobt die FWG-Schulpflegschaftsvorsitzende Ulrike Emons. KAS-Schulleiter Dr. Peter Löwen dankt allen Beteiligten für die „sehr gute Zusammenarbeit“, sichtlich erleichtert, dass keine Schüler zu Schaden kamen. „Wir werden Montag mit der Verarbeitung der Situation beginnen“, so Löwen - sicher nicht mit dem Nachholen verschobener Klausuren. „Wie die Schulen in den Alltag zurückfinden, entscheiden sie selbst“, so Gertrud Bergkemper-Marx, Abteilungsdirektorin der Bezirksregierung Köln. Eine Benachteiligung aufgrund versäumten Stoffs werde es nicht geben, an den Lernstandserhebungen könnten die Schulen zu einem anderen Zeitpunkt teilnehmen. FWG-Lehrerin Birgit Hallerbach: „Wir wollen uns vom alten Gebäude verabschieden und das Neue zu einer Heimat werden lassen.“ Vorübergehend. Wo, das inspizierte gestern Schulleiter Dr. Peter Jansen. Einige Unterlagen wurden aus dem FWG geborgen - die Vorabi-Klausuren sind nicht dabei.

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