1:0 gegen WolfsburgEuropapokal-Prämie überrascht FC-Trainer

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modeste fc yannik gerhard

Packende Zweikämpfe lieferten sich Anthony Modeste (l.) und der Ex-Kölner Yannick Gerhardt.

Köln – Als die Spieler nach dem Abpfiff auf die Ehrenrunde gingen, hallten ihnen erneut stimmgewaltige Europapokalgesänge entgegen. Mit dem 1:0 gegen den VfL Wolfsburg leben die Träume des 1. FC Köln von der Rückkehr auf die europäische Fußballbühne weiter. Mit diesen Hoffnungen der Fans geht die Vereinsführung sehr nüchtern um. Sie vertritt den Standpunkt, die Anhänger träumen und feiern zu lassen und selbst nur auf das nächste Spiel zu schauen. "In Köln ist man damit konfrontiert, dass die Leute schnell und viel von großen Dingen träumen. Wir stellen uns der Situation. Wir versuchen, unsere Leistung auf einem so hohen Level wie möglich abzurufen. Wir sind oben dabei und tun alles, um dort zu bleiben", stellte sich FC-Trainer Peter Stöger der aktuellen Lage.

Auf die reagieren mittlerweile natürlich auch die Gegner. So traten die Wolfsburger vor den Augen des erstmals seit gut fünf Jahren wieder ins Stadion gekommenen Ex-Präsidenten Wolfgang Overath nicht mit der gewohnten Vierer-, sondern mit einer Fünferkette in der Abwehr an. "Die war schwierig zu bespielen, es gab kaum Räume für uns", sagte Leonardo Bittencourt. Deshalb sei es so wichtig gewesen, die Geduld nicht zu verlieren, auch auf die Gefahr hin, sich mit einem torlosen Remis begnügen zu müssen. Insgeheim habe man natürlich "auf den Lucky Punch gewartet". Der stellte sich in der 80. Minute ein. Nach einem Schuss des eingewechselten Salih Özcan warf sich Wolfsburgs Torwart Diego Benaglio nach dem Ball, erwischte aber auch den gleichfalls dorthin laufenden Anthony Modeste am rechten Fuß, woraufhin er zu Boden sank. Der Elfmeterpfiff von Patrick Ittrich zog Diskussionen nach sich. "Tony sucht den Kontakt, hebt schon vorher ab. Ihm ging es darum, den Elfer zu bekommen", ärgerte sich Yannick Gerhardt, der bis zum vergangenen Sommer sein Kollege war. Dann wechselte er für 13 Millionen Euro zum VfL, was bei seiner Rückkehr ins Kölner Stadion nur wenige FC-Fans mit Pfiffen quittierten.

Schiedsrichter sehen Foulspiel

Anders als der VfL-Profi sahen es die früheren Fifa-Schiedsrichter Markus Merk und Thorsten Kinhöfer. Sie waren sich einig: Der Torhüter kam zu spät und traf den Stürmer - ein Foulspiel. Aber: Modeste stand bei Özcans Schuss mit dem Abstand der rechten Kniescheibe im Abseits. Für das menschliche Auge war es erst durch das Fernsehstandbild sichtbar.

Nervenstark verwandelte der Franzose selbst, womit er seine Bestleistung von 15 Saisontreffern aus der Vorsaison egalisierte. "Ich traue ihm zu, dass er noch ein paar Mal trifft. Er ist griffig, engagiert, torhungrig", meinte sein Trainer. Am Dienstag war ein Sportgerichtsverfahren gegen Modeste noch eingestellt worden, am Samstag war er der Mann des Tages.

Zuverlässig aber war auch die Abwehr, die zum siebten Mal ohne Gegentor blieb. Unter anderem, weil Thomas Kessler einen Volleyschuss von Maximilian Arnold (71.) entschärfte, Pawel Olkowski einen weiteren Arnold-Versuch mit dem Gesäß abwehrte (74.) und Frederik Sörensen neben dem starken Dominique Heintz überragend verteidigte. Auf die Frage, ob man es noch besser machen könne, meinte Stöger grinsend: "Der Freddy vielleicht."

Der aber behielt auch nach dem Spiel seine stoische Ruhe und verwies auf Tugenden, die die Mannschaft, entwickelt habe: "Wir lassen uns nicht von großen Namen unserer Gegner beeindrucken. Wir probieren alles, glauben an uns und geben nie auf. Und wir haben erneut eine Siegermentalität gezeigt."

So will man den Europapokaltraum der Fans am Leben halten - und dem Trainer etwas Gutes tun. Denn der reichte die Frage, ob er eine Europapokalprämie in seinem Vertrag stehen habe, an den Sportchef weiter, woraufhin Jörg Schmadtke ihm zurief: "Ja, die hast du!" Peter Stöger quittierte es mit breitem Grinsen und erhobenem Daumen, dem Siegeszeichen.

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