Ex-BundestrainerErich Ribbeck feiert seinen 80. Geburtstag in Pulheim

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Fußball, DFB-Pokal, 1. Runde: Viktoria Köln - 1. FC Nürnberg am 20.08.2016 im Sportpark Höhenberg in Köln. Der ehemalige Viktoria-Spieler und Bundestrainer Erich Ribbeck steht vor der Partie auf der Tribüne.

Köln – Auch mit 80 Jahren spielt Fußball noch eine bedeutende Rolle im Leben von Erich Ribbeck. Ins Stadion geht der ehemalige Bundestrainer zwar nur noch selten. Aber wie jetzt beim anstehenden Confederations Cup wird "Sir Erich" bei den meisten Spielen als interessierter Zuschauer und Experte vor dem TV-Gerät sitzen. Wobei das Thema Confed Cup bei dem Jubilar, der an diesem Dienstag im rheinischen Pulheim im Kreise seiner Familie Geburtstag feiert, ganz persönlich "ausnahmslos furchtbare" Erinnerungen weckt.

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Erich Ribbeck (l), der Trainer von Bayer Leverkusen, hebt am 19.05.1988 in Leverkusen triumphierend den UEFA-Cup hoch.

18 Jahre ist es her, als Ribbeck als Nationaltrainer den Untergang der deutschen Nationalmannschaft beim Konföderationen-Pokal in Mexiko zu verantworten hatte. Er musste 1999 ausbaden, was ihm der DFB und die Bundesligavereine eingebrockt hatten. "Ein Todeskommando war es nicht", sagte Ribbeck beim Blick zurück. Aber er war damals doch "der Depp der Nation". Von jedem Verein durfte er nur zwei Spieler mitnehmen nach Mexiko, wo Deutschland als Europameister nach einem krachenden 0:4 gegen Brasilien, einem 2:0 gegen Neuseeland und dem abschließenden 0:2 gegen die USA nach der Vorrunde ausschied. "Ich wusste von vorne herein, dass wir chancenlos sind", sagt Ribbeck, der die Prügel einstecken musste.

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Teamchef Erich Ribbeck läuft am 04.02.1999 auf dem Trainingsgelände der Fernandina Beach High School auf Amelia Island in Florida, USA

Neben damaligen Jung-Nationalspielern wie Michael Ballack und Bernd Schneider kamen in Mexiko Akteure wie Ronald Maul oder Heiko Gerber zu Länderspielehren. "Es sind Spieler zu Nationalspielern geworden, die es sonst nie geworden wären", sagt Ribbeck. Er erinnert sich bis heute noch lebhaft an eine Sitzung in der Frankfurter DFB-Zentrale. "Franz Beckenbauer hat zu mir gesagt: ,Erich, es ist doch egal, mit welchen Spielern du da dahinfährst. Hauptsache, du fährst'!"

Ribbeck fuhr, vor allem um Deutschlands Bewerbung um die WM 2006 nicht zu gefährden. "Die hätten wir sonst nie gekriegt", betont Ribbeck. Der Zuschlag erfolgte im Juli 2000, kurz nach dem blamablen Aus der DFB-Auswahl bei der EM in Belgien und den Niederlanden mit dem unrühmlichen Ende von Ribbecks Amtszeit als Nationaltrainer.

Joachim Löw wird ebenfalls ohne das Gros seiner Weltmeister zum Confed Cup nach Russland aufbrechen. Trotzdem sei die Situation anders, meint Ribbeck: "Jogi verfügt über einen ganz anderen Fundus an jungen Spielern." Ein sportliches Risiko wie in Mexiko 1999 sieht der Ex-Bundestrainer nicht: "Entweder ist Löw erfolgreich, dann ist alles gut. Und wenn sie wie wie wir damals ausscheiden sollten, werden alle sagen, die jungen Spieler sind eben noch nicht so weit." Prügelknabe Löw? Für Ribbeck undenkbar.

Zehn Siege, sechs Unentschieden und acht Niederlagen standen nach knapp zwei Jahren in seiner Negativbilanz als Nationalcoach. Nach dem Rücktritt von Berti Vogts im Herbst 1998 kam Ribbeck eher als x-te Wahl in das von ihm so lange ersehnte Amt. Wunschkandidaten wie Jupp Heynckes, Otto Rehhagel und Ottmar Hitzfeld standen nicht zur Verfügung. DFB-Präsident Egidius Braun plante bei der hektischen Suche kurzzeitig sogar mit Paul Breitner, dem ewigen Rebell. Am Ende übernahm Ribbeck. Er wurde mit 61 Jahren der am spätesten berufene Bundestrainer. Er wollte diese Herausforderung. "Sie hat mich immer am meisten gereizt." (dpa)

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