Kölner Hai Mirko Lüdemann„Keiner will eine tragische Figur werden“

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Mirko Lüdemann

Vom Eis in die Ge­schäfts­stel­le: Re­kord-DEL-Spie­ler Mirko Lüdemann bleibt den Kölner Haien auch nach der sport­li­chen Karriere erhalten.

Köln – Mirko Lüdemann hat seine beispiellose Eishockey-Karriere beendet. Nach 1197 Profi-Partien für die Kölner Haie hängt der vor 42 Jahren in Weißwasser geborene Verteidiger die Schlittschuhe an den Nagel und wird ab 1. Mai Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle der Haie. Mit Mirko Lüdemann sprach Alexander Brandt-Memet.

Irgendwann muss jeder Spieler den richtigen Zeitpunkt für den Abschied finden, haben Sie jetzt das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben?

Niemand will irgendwann zu einer tragischen Figur werden, zu einem alten Spieler, von dem die Leute sagen, dass er es nicht mehr schafft. Jetzt sagen alle, dass ich noch gut mithalten konnte, daher denke ich, dass der Zeitpunkt richtig ist.

Als Sportler kennt man seinen Körper ganz genau. Gab es Signale, die Ihre Entscheidung erleichterten?

Man muss schauen, wie man über die Jahre hinweg die Belastungen verträgt, die langen Auswärtsfahrten, wie lange man braucht, um zu regenerieren. Das hat sich schon über die Jahre hinweg geändert.

Wann fahren Sie eigentlich das nächste Mal nach Weißwasser, haben Sie noch Kontakte in die alte Heimat?

Das ist eine gute Frage, die ich jetzt gar nicht so genau beantworten kann. Wir hatten eigentlich vor, Anfang Mai nach Weißwasser zu fahren, aber da ich nun am 1. Mai meine neue Stelle antrete, müssen wir das nach hinten verschieben. Ich bin ein- bis zweimal pro Jahr dort, besuche meine Eltern und Freunde. Ich halte den Kontakt aufrecht. Ich bin geborener Weißwasseraner und Weißwasser wird immer meine Heimat sein.

Gab es nie Pläne, die Karriere nach der Deutschen Eishockey Liga (DEL) unterklassig beim Heimatverein ausklingen zu lassen?

Weißwasser ist einmal an mich herangetreten, es war aber noch nichts Konkretes. Und nun habe ich gleich einen neuen Job gefunden.

Einen derart geschmeidigen Übergang wünscht man sich sicherlich als Profi?

Ja, das hat sehr gut geklappt.

Sie sind fast Ihr ganzes Leben lang daran gewöhnt, sich mit einem harten Sommertraining auf die Strapazen einer neuen Saison vorzubereiten. Werden Sie das nun ändern, oder sind Sie so daran gewohnt, dass Sie erst einmal so weitermachen wie bisher?

Ich werde das jetzt komplett herunterfahren. Ich muss mich nicht mehr auf eine Saison vorbereiten und werde das ganze Sommertraining einstellen. Vielleicht mache ich noch den einen oder anderen Waldlauf, das wird man sehen.

In der vergangenen Woche standen Sie als DEL-Rekordspieler natürlich überall im Fokus, wurden von Fans und Medien gefeiert, hielten sogar auf der Bühne eine Rede. Rummel um Ihre Person war Ihnen stets unangenehm, kommen Sie nun damit klar?

Den Trubel werde ich schon überstehen. Ich habe damit gerechnet, dass mein Abschied ein paar Wellen schlagen würde.

23 Jahre lang waren Sie Profi bei den Haien, mehr Identifikation gibt es nicht, vor allem nicht in einer Sportart, in der sich Spieler bei den Clubs regelmäßig die Klinke in die Hand geben. Wechseln Spieler zu schnell, gibt es zu wenige Spieler, die wie Sie bei einem Verein bleiben?

Ach, das weiß ich nicht, ob es zu wenige davon gibt. Es ist immer schwierig, so eine lange Zeit bei einem Verein zu bleiben. Jeder Spieler hat Bedürfnisse und muss schauen, ob er die bei seinem Verein umsetzen kann. Man muss halt immer sehen, wo man glücklich werden kann. Und wenn man unzufrieden ist, sollte man wechseln.

Aber in den vielen Jahren in Köln waren Sie doch sicher auch hin und wieder nicht glücklich? Sie blieben trotzdem und hielten den Haien die Treue.

Es gab auch in meiner Karriere sicher Momente der Unzufriedenheit. Aber das bezog sich dann auf die sportliche Situation. Das Umfeld hingegen war in Köln immer intakt, deswegen bin ich am Ende immer geblieben.

Nun belegen Sie einen Bürojob, sind mit bald 43 Jahren quasi Berufsanfänger. Was wird genau Ihre Aufgabe sein, die Begriffe "Marketing und Nachwuchs" lassen ja einigen Interpretationsraum zu?

Meine neue Aufgabe ist noch nicht genau definiert, es ist derzeit noch mehr ein grober Umriss. Richtig konkret wird es erst ab dem 1. Mai, wenn ich die neue Stelle antrete.

Zur Person Mirko Lüdemann

Mirko Lüdemann , geboren am 15. Dezember 1973 in Weißwasser, ist mit 1197 Spielen für die Kölner Haie Rekordspieler der Deutschen Eishockey-Liga. Mit 42 Jahren beendete Lüdemann jetzt seine Karriere. Das Nationaltrikot trug der Verteidiger 132 Mal. Er schoss 13 Tore, darunter den entscheidenden Treffer zur Olympia-Qualifikation für Salt Lake City 2002.

Lüdemann, Vater einer Tochter, ist nicht nur ein leidenschaftlicher, sondern auch ein guter Golfer. (EB)

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